Gezinkt
Goodcastle für den Chefdetektiv gehalten hatte. »Und das ist der beratende Detektiv Sherlock Holmes.«
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte Goodcastle. »Ich glaube, ich habe schon von Ihnen gehört.«
»In der Tat«, erwiderte Holmes, als müsste der Ladeninhaber auf jeden Fall von ihm gehört haben. Der Mann war wie ein Universitätsprofessor am King’s College, brillant, aber ständig von komplizierten Gedanken abgelenkt.
Gregson nickte in Richtung des Mannes, der den Ehegatten gespielt hatte, und stellte ihn als Dr. John Watson vor. Watson schüttelte Goodcastle herzlich die Hand und stellte noch einige Fragen über Bill Sloat; die Antworten schrieb er in sein Notizbuch. Er erklärte, dass er häufig Berichte über die interessanteren Fälle schrieb, zu denen er und Holmes hinzugezogen wurden.
»Ja, natürlich. Deshalb habe ich von Ihnen beiden gehört. Die Berichte erscheinen oft in den Zeitungen. Das sind Sie also! Es ist mir eine Ehre.«
»Ach«, sagte Holmes und brachte es fertig, gleichzeitig stolz und bescheiden dreinzuschauen.
»Wird dies ein Abenteuer sein, über das Sie schreiben?«, fragte Goodcastle.
»Nein«, antwortete Holmes. Er wirkte pikiert – vielleicht, weil trotz der Festnahme eines Bösewichts sein Spurenlesen zu einem falschen Verdächtigen geführt hatte, zumindest in seiner Wahrnehmung der Geschichte.
»Aber wo, Holmes, ist der Ring?«, fragte Gregson.
»Ich nehme an, dass sich Sloat seiner bereits entledigt hat.«
»Wieso glauben Sie das?«, fragte Watson.
»Ganz einfach«, erwiderte Holmes. »Er hatte die anderen unrechtmäßig erworbenen Dinge bei sich. Wieso nicht auch den Ring? Ich folgerte aus seiner Kleidung, dass der Lump in Gesellschaft einer Frau lebt; sowohl die Hose als auch die Jacke seines Sackleinenanzugs waren mit identischen Stichen gestopft, allerdings an Stellen, die verschieden schnell durchscheuern – der Ellenbogen und die Innennaht -, was den Schluss nahelegt, dass sie von derselben Person ausgebessert wurden, aber zu verschiedenen Zeiten. Daraus kann nur folgen, dass eine Ehefrau oder weibliche Begleiterin die Arbeit erledigt hat. Seine Forderung an Mr. Goodcastle hier bezüglich des Geheimfachs zeigt, dass er Leuten nicht traut, er würde also den Ring höchst ungern in einer Wohnung lassen, in der noch eine andere Person lebt, und hätte ihn bei sich behalten, bis die besondere Spieldose fertig gewesen wäre. Da er ihn jedoch nicht mehr bei sich hatte , können wir folgern, dass er sich seiner entledigt hat. Und da er abgesehen von Lord Mayhews Guineen keine nennenswerten Geldsummen bei sich trägt, können wir annehmen, dass er den Ring zur Begleichung einer alten Schuld eingesetzt hat.«
»Was glauben Sie, wo er ihn gelassen hat?«
»Leider fürchte ich, dass das Stück auf dem Weg nach Übersee ist.«
Als sich die anderen fragend ansahen, fuhr Holmes fort: »Sie haben die Fischschuppen an Sloats Manschetten natürlich bemerkt?«
»Nun ja«, sagte Gregson, »ich fürchte, ich für meinen Teil habe sie nicht bemerkt.«
»Ich ebenfalls nicht«, sagte Watson.
»Es waren Schuppen, die nur bei Meeresfischen vorkommen.«
»Das konnten Sie sehen , Holmes?«, fragte der Mann von Scotland Yard.
»Fakten, Fakten, Fakten«, antwortete der Detektiv ungeduldig. »In diesem Gewerbe, Gregson, müssen Sie Ihren Geist mit allen Fakten füttern, die Sie bekommen können. Nun, die Schuppen konnten nichts anderes bedeuten, als dass er an einem Fischhändler vorbeigegangen war. Aber Sie haben zweifellos die Streifen von Pech an seinen Schuhen bemerkt, oder?« Als die anderen nur den Kopf schüttelten, seufzte Holmes; sein Gesicht drückte Verärgerung aus.
»Es ist Pech, wie es zum Abdichten von Schiffsrümpfen verwendet wird. Wegen der Fischschuppen und des Teers wusste ich, dass Sloat in den letzten Stunden am Hafen gewesen war. Die wahrscheinlichste Folgerung daraus ist, dass er dem Kapitän eines Schmugglerschiffs eine beträchtliche Geldsumme schuldete und den Ring zur Tilgung dieser Schuld einsetzte.« Holmes schüttelte den Kopf. »Der Ring könnte auf jedem von Dutzenden Schiffen sein, und alle entziehen sich unserer Zuständigkeit. Ich fürchte, Lord Mayhew wird sich in dieser Angelegenheit an Lloyds wenden müssen, um seinen Schaden ersetzt zu bekommen. Wollen wir hoffen, dass er in Zukunft bessere Schlösser an seinen Fenstern und Türen anbringen lässt.«
»Brillante Schlussfolgerungen«, sagte Gregson mit dem weißen Gesicht und dem
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