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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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möglichen Imbiss- und Verkaufsstände und so Zeug. Okay, ich habe also das Motorrad geparkt und mir angeschaut, was so los war. Aber es war langweilig, deshalb bin ich an diesem kleinen Fluss entlangspaziert, und nach einem kurzen Stück ging der Weg in den Wald, und ich hab was aufblitzen sehen, weiß oder bunt, ich weiß nicht mehr. Und ich bin näher hin, und da saß diese Frau auf einem Baumstamm und schaute auf den Fluss. Ich erinnerte mich aus der Stadt an sie. Sie hat in einem Wohltätigkeitsladen im Zentrum gearbeitet. Sie wissen schon, wo man Zeug spendet, das sie dann verkaufen, und das Geld geht an ein Krankenhaus oder was. Ich glaube, sie hieß Anne, Annie oder Anna oder so.‹«
    Anna Devereaux …
    »›Sie rauchte eine Zigarette, es sah aus, als hätte sie sich davongeschlichen, um eine zu rauchen, als hätte sie allen versprochen, es nicht zu tun, aber sie brauchte einfach eine. Das Erste, was sie tat, als sie mich kommen hörte, war, dass sie die Zigarette auf den Boden fallen ließ und sie austrat. Ohne mich erst anzusehen. Dann hat sie mich angesehen und sah ziemlich erschrocken aus. Ich sagte: ›Hey.‹ Sie nickte, sagte etwas, was ich nicht verstand, und schaute auf die Uhr, als müsste sie dringend irgendwohin. Klar. Sie ging los, und als sie an mir vorbeikam, schlug ich ihr hart an den Hals, und sie stürzte zu Boden. Dann setzte ich mich auf sie, packte dieses Halstuch, das sie trug, und zog es richtig fest zu, ich drückte, bis sie sich nicht mehr rührte, und dann hörte ich noch nicht auf. Das Tuch fühlte sich gut an um meine Handgelenke. Ich stieg von ihr, fand die Zigarette, sie brannte noch. Sie hatte sie nicht richtig ausgedrückt. Ich rauchte sie zu Ende und ging zum Jahrmarkt zurück. Ich aß eine Schaumrolle. Mit Kirschgeschmack. Dann stieg ich auf mein Motorrad und fuhr weiter.
    Jedenfalls, kurz und gut, ich habe sie getötet. Ich habe dieses hübsche blaue Halstuch genommen und sie damit erwürgt. Und mehr habe ich nicht zu sagen.‹«
    Boyle hatte ähnliche Worte schon hundertmal gehört. Doch nun spürte er etwas, was er seit Jahren nicht gespürt hatte. Es lief ihm eiskalt über den Rücken.
    »War es ungefähr so, James?«
    »Ja. Stimmt alles. Jedes Wort.«
    »Ich bin das Geständnis mit der Lupe durchgegangen, ich bin Ihre Aussage gegenüber den Detectives durchgegangen, ich habe mir dieses Interview angesehen, Sie wissen schon, das Sie mit dieser Fernsehreporterin gemacht haben...«
    »Die war ein Fuchs.«
    »Aber Sie haben nie ein Wort über das Motiv gesagt.«
    Das Klirren wieder. Die Kette um die Hüfte, die wie ein Pendel gegen das metallene Tischbein schlug.
    »Warum haben Sie sie getötet, James?«, flüsterte Boyle.
    Phelan schüttelte den Kopf. »Ich... Es ist alles so verschwommen.«
    »Sie müssen sich ein paar Gedanken darüber gemacht haben.«
    Phelan lachte. »Mann, ich habe mir jede Menge Gedanken darüber gemacht. Ich habe tagelang mit diesem Freund von mir darüber gesprochen.«
    »Mit wem? Diesem Motorradkumpel?«
    Phelan zuckte die Achseln. »Kann schon sein.«
    »Wie hieß er gleich noch?«
    Phelan lächelte.
    Es war bekannt, dass Phelan zwar generell ein Einzelgänger war, aber einige Freunde in einer wilden Bande hatte. Er war nach Zeugenaussagen vor allem in Gesellschaft eines Motorradrockers gesehen worden, der ihn nach dem Mord an Devereaux auch versteckt hatte. Die Identität des Mannes war nie ans Licht gekommen. Boyle hätte ihn gern wegen Beihilfe dranbekommen, war aber zu sehr mit der Ergreifung von Phelan selbst beschäftigt gewesen, als dass er noch Zeit für einen Mitschuldigen gehabt hätte.
    »Jedenfalls, kurz und gut«, fuhr Phelan fort, »wir beide ließen eine Flasche hin- und hergehen und haben tagelang darüber geredet. Er ist ein harter Hund, versteh’n Sie, er hat zu seiner Zeit einige Leute vermöbelt. Aber es war immer, weil sie ihm in die Quere kamen. Oder wegen Geld. Oder irgendwas in der Art. Er konnte sich nicht erklären, wieso ich einfach hergehe und die Frau umbringe.«
    »Und?«
    »Wir sind auf keine Antwort gekommen. Ich will damit nur sagen, es ist nicht so, als hätte ich nicht darüber nachgedacht.«
    »Sie trinken also ziemlich viel, oder?«
    »Ja, aber an dem Tag, an dem ich sie umgebracht habe, hatte ich außer Limonade nichts getrunken.«
    »Wie gut kannten Sie sie? Anna Devereaux?«
    »Wie gut ich sie kannte ? Ich kannte sie gar nicht.«
    »Ich dachte, Sie sagten, Sie hätten sie gekannt.« Boyle schaute auf das

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