Gezinkt
Geständnis hinunter.
»Ich sagte, ich hatte sie schon gesehen. So wie ich den Papst mal im Fernsehen gesehen habe. Oder Julia Roberts im Kino. Und ich hab so viel von Sheri Starr, der Porno-Queen, gesehen, wie man sehen kann. Aber das heißt nicht, dass ich die alle kenne. «
»Sie hatte einen Mann und ein Kind.«
»Hab ich gehört.«
Das Klingeln wieder. Es war nicht die Kette. Das Geräusch kam von draußen. Die Glocke, die er gehört hatte, als er in den Korridor mit den Vernehmungsräumen kam. Boyle runzelte die Stirn. Als er Phelan wieder ansah, betrachtete ihn dieser amüsiert. »Das ist der Wagen für die Kaffeepause, Captain. Kommt jeden Vormittag und Nachmittag.«
»Der ist neu.«
»Sie haben ungefähr vor einem Monat damit angefangen. Als sie die Cafeteria dichtgemacht haben.«
Boyle nickte und schaute in sein leeres Notizbuch. »Sie haben davon gesprochen, sich scheiden zu lassen«, sagte er. »Anna und ihr Mann.«
»Wie heißt er?«, fragte Phelan. »Ihr Mann? War das der grauhaarige Typ ganz hinten im Gerichtssaal?«
»Er ist grauhaarig, ja. Er heißt Bob.«
Der Ehemann des Opfers wurde allgemein Robert genannt. Boyle hoffte, dass Phelan irgendwie über die Namensabweichung stolperte und etwas verriet.
»Und Sie glauben also, er hat mich angeheuert, damit ich sie umbringe?«
»Hat er?«
Phelan stöhnte. »Nein.«
Das Tuch fühlte sich gut an um meine Handgelenke ...
Robert Devereaux war den ermittelnden Detectives als ein trauernder Ehemann wie aus dem Bilderbuch erschienen. Er hatte einen freiwilligen Lügendetektortest absolviert, und es war unwahrscheinlich, dass er seine Frau wegen einer Versicherungspolice über fünfzigtausend Dollar hätte umbringen lassen. Das gab als Motiv nicht viel her, aber Boyle war entschlossen gewesen, jeder Möglichkeit nachzugehen.
Anna Devereaux. Sechsunddreißig. Beliebt in der Stadt.
Ehefrau und Mutter.
Eine Frau, die es nicht schaffte, mit dem Rauchen aufzuhören .
Ich habe dieses hübsche blaue Halstuch genommen und sie damit erwürgt. Und mehr habe ich nicht zu sagen .
Eine alte Narbe an ihrem Hals – von einem Schnitt, als sie siebzehn gewesen war; sie trug häufig Halstücher, um sie zu verbergen. An dem Tag, an dem sie getötet worden war, im letzten September, war es ein Seidentuch von Christian Dior gewesen, und der Blauton war im Polizeibericht als Aquamarin beschrieben worden.
»Sie war eine gut aussehende Frau, nicht wahr?«, sagte Boyle.
»Ich erinnere mich nicht.«
Die jüngsten Fotos, die beide Männer von Anna Devereaux gesehen hatten, waren beim Prozess vorgelegt worden. Ihre Augen hatten offen gestanden, glasig vom Tod, und ihre Hand mit den langen Nägeln war um Gnade flehend ausgestreckt. Selbst auf diesen Bildern sah man, wie schön sie gewesen war.
»Ich habe nicht mit ihr herumgemacht, falls Sie darauf hinauswollen. Oder es auch nur gewollt.«
Das Profiling hatte keinen Hinweis auf Lustmord ergeben. Phelan zeigte normale heterosexuelle Reaktionen auf Rorschach- und freie Assoziationstests.
»Ich denke nur laut nach, James. Sie gingen also durch den Wald?«
»An dem Tag, an dem ich sie getötet habe? Ich langweilte mich auf dem Jahrmarkt und fing einfach an zu gehen. Schließlich landete ich im Wald.«
»Und da war sie, sie saß da und rauchte.«
»Mhm«, erwiderte Phelan geduldig.
»Was hat sie zu Ihnen gesagt?«
»Ich sagte: ›Hey‹, und sie sagte etwas, das ich nicht verstand.«
»Was ist sonst noch passiert?«
»Nichts. Das war alles.«
»Vielleicht waren Sie wütend, weil Ihnen nicht gefiel, dass sie nur etwas gemurmelt hat.«
»Das war mir egal. Warum sollte mir das etwas ausmachen?«
»Ich habe Sie ein paar Mal sagen hören, was Sie am meisten hassen, ist, wenn man Sie langweilt.«
Phelan blickte auf den Beton. Er schien zu zählen. »Ja. Ich mag es nicht, gelangweilt zu werden.«
»Wie sehr«, fragte Boyle, »hassen Sie es?« Er lachte. »Auf einer Skala von eins bis...«
»Aber man tötet nicht aus Hass. Oh, man denkt daran, Leute zu töten, die man hasst, man redet davon. Aber in Wirklichkeit tötet man nur zwei Arten von Leuten – solche, die man fürchtet, und solche, auf die man wütend ist. Was genau hassen Sie, Detective? Denken Sie einen Moment darüber nach. Bestimmt eine Menge Dinge. Aber Sie würden niemanden deshalb töten, oder?«
»Sie trug Schmuck.«
»Ist das eine Frage?«
»Haben Sie sie beraubt? Und sie getötet, als sie Ihnen ihren Ehe- und Verlobungsring nicht geben
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