Gezinkt
essen!«
Dankbar folgte ihm Marissa ins Gebäude. Sie sah erleichtert, dass es drinnen sehr komfortabel war, richtig gemütlich. Es war hübsch gestrichen, und an den Wänden hingen teure Gemälde und Wandteppiche. Antonio zündete Kerzen an und öffnete eine Flasche Prosecco. Sie tranken auf ihr erstes gemeinsames Wochenende und begannen, das Abendessen zuzubereiten. Marissa zauberte einen Vorspeisenteller aus eingelegtem Gemüse und Schinken, aber hauptsächlich übernahm Antonio das Kochen. Er machte Linguine mit Butter und den weißen Trüffeln als Zwischengericht und Forelle mit Kräutern als Hauptgang. Sie war beeindruckt und beobachtete, wie er mit sicherer Hand schnitt und mischte und quirlte und anrichtete. Sosehr sie sich an seinem Geschick freute, war sie aber auch ein wenig traurig und bedauerte, dass ihre langen Arbeitszeiten im Geschäft sie nicht so viel Zeit in ihrer eigenen Küche verbringen ließen, wie sie gern gehabt hätte, um ihre Freunde zu bekochen.
Marissa setzte sich an den Tisch, während er in den Weinkeller hinunterging und mit einem 1990er Chianti von einem berühmten Weingut in der Nähe zurückkam. Als Weinliebhaberin zog Marissa anerkennend eine Augenbraue hoch und bemerkte, das sei ein wundervoller Jahrgang, schwer zu finden; selbst die Etikette seien Sammlerstücke. »Du musst einen wunderbaren Weinkeller haben. Kann ich ihn sehen?«
Aber als sie in Richtung Tür ging, zog er sie zu und zuckte leicht zusammen. »Ach, da unten ist es so unordentlich. Es ist mir peinlich. Ich kam noch nicht dazu, aufzuräumen. Später vielleicht.«
»Natürlich«, sagte sie.
Er tischte das Essen auf, und sie genossen ein gemütliches Abendessen bei Kerzenschein; sie sprachen die ganze Zeit. Er erzählte ihr von den verrückten Nachbarn, einem übellaunigen Kater, der sich für den Besitzer des Anwesens hielt, von den Schwierigkeiten, die sein Vater und er gehabt hatten, stilistisch passendes Zubehör bei der Renovierung der Mühle zu finden.
Anschließend trugen sie das Geschirr in die Küche, und Antonio schlug vor, dass sie den Grappa im Wohnzimmer tranken. Er zeigte ihr den Weg. Sie ging in den kleinen, intimen Raum und setzte sich auf die Couch, dann hörte sie die Kellertür quietschen und Antonios Schritte auf der Treppe. Fünf Minuten später kam er mit zwei gefüllten Gläsern zurück. Sie setzten sich nebeneinander und nippten an dem Schnaps. Er kam ihr bitterer vor als die meisten Grappas, die sie bisher getrunken hatte, aber in Anbetracht von Antonios gutem Geschmack war sie überzeugt, dass es sich um ein teures Destillat handelte.
Ihr war warm, behaglich, schwindlig.
Sie ließ sich an seine starke Schulter sinken, hob den Kopf und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Dann flüsterte er: »Da drin ist ein Geschenk für dich.« Er zeigte auf eine Tür, die zu einem Badezimmer gehörte.
»Ein Geschenk?«
»Geh und schau’s dir an.«
Sie stand auf, ging ins Bad und fand dort ein antikes, seidenes Festkleid an einem Kleiderbügel. Es war golden, mit winzigen Blümchen darauf und Spitzenbesatz am Saum.
»Er ist wunderschön«, rief sie. Sie war mit sich im Widerstreit. Sollte sie es anziehen? Es wäre eine klare Botschaft an ihn... Wollte sie diese senden oder nicht?
Ja, entschied sie. Sie wollte.
Sie streifte ihre Sachen ab, schlüpfte in das Gewand und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück. Er lächelte, nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. »Du bist so wunderschön. Du siehst aus wie... ein Engel.«
In seinen Worten hallte der Spruch von ihrer ersten Begegnung wider. Aber an seinem Tonfall war etwas merkwürdig, als habe er sagen wollen, dass sie ihn an etwas anderes erinnerte, und sich gerade noch korrigiert.
Dann musste sie über sich selbst lachen. Du bist an deinen Vater gewöhnt – analysierst alles, was er sagt, suchst nach Doppeldeutigkeiten und versteckter Kritik. Entspann dich.
Marissa setzte sich wieder neben Antonio. Sie küssten sich leidenschaftlich. Er zog die Klammer aus ihrem Haar und ließ es über ihre Schultern wallen, dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr lange in die Augen. Er küsste sie wieder. Sie war ganz benommen von seiner Berührung und vom Alkohol. Als er flüsterte: »Gehen wir ins Schlafzimmer«, nickte sie.
»Es geht da durch.« Er deutete in Richtung Küche. »Ich glaube, neben dem Bett sind ein paar Kerzen. Du könntest sie schon mal anzünden. Ich sperre inzwischen ab.«
Marissa nahm Streichhölzer und
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