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Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Titel: Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise
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müsst nur drei Fragen aus eurem Schulwissen beantworten», führte uns eine junge Frau in die Geheimnisse der Sendung ein. «Gebt uns ein, zwei ordentliche Hefte aus jedem Fach mit, an denen orientieren wir uns dann bei der Auswahl der Fragen. Und falls ihr eine Frage nicht beantworten könnt, darf eins von euch Kinder etwas vorführen, sozusagen als Ersatz.»
    «Ich könnte Armdrücken machen», bot Tim an.
    «Ich will was vormachen! Ich! Irgendwas!», schrie Max.
    «Nein, ich, ich, ich! Ich spiele Gitarre!», rief Valerie.
    «Das ist gut», sagte die Frau. «Gitarre, das nehmen wir.»
    Die beiden einigten sich auf ein Musikstück, und Valerie versprach, ab sofort zu üben.
    Am Tag der Aufzeichnung mussten wir uns schon nachmittags im Studio einfinden. Mehrere Stunden zu früh! So ein Schwachsinn! Ich hatte meine liebe Mühe und Not, die Truppe zusammen- und bei Laune zu halten. Alle waren total aus dem Häuschen, tobten durch den Backstage-Bereich, stürzten sich wie Verhungernde auf Berge von Gebäckteilchen und Süßigkeiten und pumpten sich mit Limo und Saft voll.
    «Mir ist schlecht», jammerte Tina. Valerie tätschelte ihre Gitarre und redete ihr gut zu. Katja war seit Stunden auf dem Klo verschwunden, und Tim wollte unbedingt zu seiner Mutter, die schon mit den anderen Eltern im Zuschauerraum saß. «Ich mach nicht mit! Ich hab keine Lust mehr!» Dafür hatte ich volles Verständnis, mir ging es nicht anders.
    Thomas Gottschalk tauchte kurz bei uns auf. Meine Kinder staunten ihn an. Er war so groß und so berühmt.
    «Ihr schafft das schon», sagte er jovial und verteilte Autogrammkarten.
    Mir schüttelte er die Hand. «Sie sind der Lehrkörper?»
    Diesen Witz macht der nicht zum ersten Mal, dachte ich und kam mir reichlich überflüssig vor.
    Nach gefühlten hundert Stunden ging es endlich los. Ich sauste in die erste Reihe des Zuschauerraums, und meine Kinder nahmen ihre Plätze im Studio ein. Dort war ein altmodischer Klassenraum nachgebaut.
    Jetzt die Fragen. Mir gruselte.
    Gottschalk begrüßte die Schüler, machte ein paar launige Witzchen und fragte: «Wer von euch ist denn gut in Rechtschreibung?» Keiner rührte sich, nur Jasmin zeigte verschämt auf ihre beste Freundin Tina. Nein! Nicht Tina! Ich wäre am liebsten aufgesprungen und hätte mich schützend über Tina geworfen, die hatte nämlich eine solide Fünf in Deutsch und war in Rechtschreibung so ziemlich die Schlechteste in der Klasse. Das konnte Herr Gottschalk natürlich nicht wissen, und er komplimentierte sie mit ein bisschen Überredungskunst an die Tafel. Sie sollte Sätze vervollständigen. Es ging, wenn ich mich recht erinnere, um «das» und «dass» – ein einziges Desaster! Valerie wurde blass und griff nach ihren Noten. Zum Glück konnten Pia und Stefan die beiden anderen Fragen aus dem Gebiet Erdkunde beantworten. Dann musste Valerie ran. Sie kam nervös, aber entschlossen nach vorne, schrappte ihr Stück auf der Gitarre runter und durfte zur Belohnung den kleinen Sack mit 3000 Mark auffangen, den Gottschalk ihr zuwarf. Allerdings waren, wie wir feststellen mussten, nur Styroporkügelchen drin. Das Geld wurde später überwiesen.
    Der Blick hinter die Kulissen einer Fernsehsendung – die Sendung war übrigens aufgezeichnet worden – ernüchterte meine Schüler, das Fernsehen verlor in ihren Augen viel von seinem Glanz.
    Die Eltern allerdings feierten mich, hatte ich es doch geschafft, ihre Kinder für eine Viertelstunde berühmt zu machen.
    Ach, Herr Warhol, warum sind Sie nicht Pädagoge geworden?

Am schönsten ist die Premiere!
    Premiere! Wie immer ging es mit der Generalprobe los, um halb zwei. Natürlich genau zu dem Zeitpunkt, als sich die Schule auf einen Schlag komplett leerte. Alle anderen hatten hitzefrei. Warum gibt es hitzefrei immer im falschen Moment? Meine Darsteller standen jedoch pünktlich, wenn auch leicht motzig, in der Aula, außer Tarik. Der hatte einen Termin, ein Vorstellungsgespräch an einer neuen Schule, dagegen konnte selbst ich schlecht etwas sagen. Er will ebenfalls an eine Projektschule, um noch einen Schulabschluss zu machen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die den freiwillig nehmen. Jedenfalls drückte ich ihm die Daumen, dass alles klappen möge. Im Stillen dachte ich: Dann muss ich mich nicht mehr mit ihm mehr herumärgern.
    Bevor er entschwand, hatte er auf dem Schulhof durchblicken lassen, er würde heute auf jeden Fall noch ins Schwimmbad gehen, auch hätte er nicht vor,

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