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Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Titel: Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise
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Verabschiedung, nur Emre, Ömür und Nesrin lassen sich die Hand geben und sagen Tschüs.
    Trotzdem schöne Ferien. Euch allen …

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    Sommerferien
    Kleine Künstlerseele
    FERIEN, FERIEN, FERIEN … Hach, jetzt freu ich mich doch! Obwohl ich den ganzen Tag in der Schule war. Und morgen geh ich wieder hin. Zu dritt haben wir, die Kunstkolleginnen Frau Herz, Frau Schaum und ich, wie die Wahnfriede unser großes Kunst-Materiallager ausgemistet. Von unseren männlichen Kunstkollegen war niemand in Sicht. Die machen ja keine Unordnung …
    Unfassbar, was engagierte, aber offensichtlich verblendete Kunstlehrer in etwa zehn Jahren so alles zusammentragen. Es muss unter dieser Spezies mehr Messies geben, als man glaubt. Wir haben die herrlichsten Sachen gefunden, aber auch sehr unherrliche, zum Beispiel mindestens zwei Millionen leere Klorollen, unglaubliche Mengen an Wollresten, Holzwolle, Kronkorken, Lupofo, Kaffeedosen, Koffer, Korken, Sand, Eierkartons, Fahnenstoffen, Kartonstücken, Holzabfällen, leeren und halbleeren Farbflaschen, Tonresten, Holzstämmen, vertrockneten Pinseln, Joghurtbechern, Papieren und und und.
    Zum Glück gibt es gerade sowohl einen Sperrmüllcontainer auf dem Hof als auch ein paar «Zwangsarbeiter» in Form von Schülern aus dem zehnten Schuljahr, die wegen irgendwelcher gröberen Delikte zur Ferienarbeit delegiert sind und wirklich klaglos und gut gelaunt zwei Stunden lang sehr viel Schrott herunterschleppen. Aber einen Teil der Sachen (die weicheren) haben wir aus dem Fenster geschmissen. Der Kunstraum liegt im vierten Stock, direkt neben meinem Klassenraum. Es war geil! Beinahe hätten wir allerdings das Leben unseres Hausmeisters ausgelöscht …
    Schüler außerhalb des Unterrichts sind irgendwie süß, so hilfsbereit und voller Tatendrang.
    Dennis, eigentlich eine reine Nervensäge, fragt mich höflich, ob er sich «bitte» (!) ein bisschen Ton mitnehmen könne. Natürlich, gern, nichts lieber als das. Ich packe ihm einen großzügigen Batzen ein, mit dem Versprechen, alles zu brennen, was er herstellt. So muss es sein, denke ich, der Mensch will gestalterisch tätig sein, in jedem Kinde schlummert eine kleine Künstlerseele, die in den öden Ferien zum Vorschein kommt. Hochzufrieden dränge ich ihm auch noch einen Schwung Zeichenpapier und ein paar herrenlose Farben und Pinsel auf.
    Im Rausgehen höre ich Erol: «Ey, Dennis, Spast, was willst du machen mit Scheiß-Ton?»
    «Ich bau mir Bong!»
    «Ahhh, Jäckpott!»
    «Und dann mach ich noch so ganz großen Schwanz, weißt du, stell ich in mein Zimmer.»
    «Ahhh, Jäckpott!»
    «Lass ich brennen nach den Ferien von Krise.»
    «Ahhh, Jäckpott!»
    Dachte ich tatsächlich «kleine Künstlerseele»?

Kunst und Chaos
    Das Studium der Erziehungswissenschaft hatte mich ebenso wenig auf das Unterrichten von Kindern und Jugendlichen vorbereitet wie auf die Dressur wilder Raubtiere oder die professionelle Reinigung eines mit Druckfarben verschmutzten Kunstraums. Vielmehr durfte ich in dieser privilegiertesten Zeit meines Lebens in schöngeistigen Zonen schwelgen – mich zum Beispiel ausgiebig mit Themen wie «Das Fernsehen in der Schule» oder «Die Massenmedien als Bildungsinstitution» beschäftigen. Dabei ahnte ich nicht, dass mir die Massenmedien (in Form von Tageszeitungen) später hauptsächlich als Unterlage malfeuchter Bilder dienen würden und dass der einzige Fernseher der Gesamtschule-Süd in einer Ecke verstauben würde, da es kein Morgenprogramm gab und der Videorecorder noch nicht erfunden war.
    Auch erwies sich die Achtundsechziger-Empfehlung unserer progressiven Professoren, die Schule organisiert und kollektiv zu unterwandern, um sie als «Klasseninstitution» zu verändern, als wenig praktikabel.
    Zunächst einmal unterwanderte nämlich die Schule mich. Die Kollegen, denen meine fehlgeschlagenen Unterrichtsversuche angesichts des farbverschmierten Mobiliars oder der sich während der Unterrichtszeit durch die Flure prügelnden Schüler nicht verborgen blieben, sagten herablassend: «Na! Das würden die sich bei mir aber nicht erlauben!», oder ungläubig staunend: «So was bringen die Ihnen an der Uni bei?» Dabei wagte ich mich noch nicht einmal an besonders fortschrittlichen Unterricht heran, denn die Disziplinschwierigkeiten machten einfach jede Form des Unterrichts zu einer Herausforderung.
    Ich erinnere mich zum Beispiel, dass immer, wenn ich kurz vor Ende der Kunststunde schüchtern «Bitte

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