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Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Titel: Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise
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mich nicht. Jetzt muss ich noch ein Wasser trinken. «Bleiben Sie noch bisschen», sagt Nesrin. «Vallah, ist so schön, dass Sie da sind. Ich freu mich soooo auf Schule. Wir alle dann wieder wie Familie …»
    Hat nicht Gamze am Donnerstag schon genauso geredet? Oder war es Gülten?
    Ich sollte mir diese Gamze-Nesrin-Sätze unbedingt notariell beglaubigen lassen.

Lesen bildet
    Das Praktikum liegt hinter uns, die Schule hat uns wieder. Meine halbwegs vernünftigen Praktikanten sind in Windeseile zu pubertierenden Schülern mutiert, die froh sind, noch einmal der harten Arbeitswelt entronnen zu sein.
    «War schön im Praktikum, aber Schule ist schöner!», bringt es Gülten auf den Punkt.
    In früheren Klassen habe ich nach dem Praktikum oft genau das Gegenteil gehört. Aber diese Klasse ist einfach noch nicht so weit, denke ich, bis auf wenige, bis auf Emre und … Aber dann fällt mir niemand mehr ein.
    Der Unterricht ist schleppend angelaufen. Besonders in Deutsch knirscht es, dabei habe ich mich auf das Zeitungsprojekt, das jetzt ansteht, schon richtig gefreut.
    Zeitung lesen ist ja wohl das Überflüssigste, was man machen kann, finden meine Schüler. Okay, Bild -Zeitung, das geht vielleicht gerade noch. Alles andere: nein danke!
    Deshalb habe ich zum Vergleich neben der richtig «guten» Tageszeitung, die jedes meiner undankbaren Gören für vier Wochen als Werbemaßnahme kostenlos täglich erhält, auch noch die Bild mitgebracht.
    Auf der ersten Seite beider Zeitungen geht es um die Verlobung von William und Kate. Dafür bin ich dankbar – bloß nicht gleich was Politisches, sonst ist es mit dem nicht vorhandenen Interesse ganz vorbei.
    Die Bild -Schlagzeile «Schade, dass Di das Glück ihres Sohnes nicht mehr erleben kann!» verwirrt den armen Ömür.
    «Frl. Krise, ist voll falsch geschrieben», sagt Ömür. «Die haben ‹die› nur mit i geschrieben.»
    «Dei», erläutere ich. «Das heißt Dei, nicht die. Das ist ein englischer Name. Hast du noch nie was von Lady Dei gehört, Ömür?»
    «Nö, kenn ich nicht.»
    Ehe ich zu einer Erklärung ausholen kann, schreit Hanna: «Voll den schönen Ring hat die bekommen!»
    «Wer? Dei?», fragt Ömür und zeigt auf Kate Middleton.
    «Nein, die ist doch nicht Dei», sage ich. «Das ist Kate, die Verlobte.»
    «Ja, wer sonst», keift Hanna, «hat die von ihn bekommen.»
    «Wer ihn?», fragt Ömür.
    «Woher soll ich wissen, wie der heißt?», schnauzt Hanna und schlägt mit der Zeitung nach Musti, der seinen Kopf auf dem Tisch abgelegt hat. Mustafa wächst zurzeit wie verrückt. Er wird langsam zum Riesen der Klasse und ist immer müde.
    Die anderen interessiert unser Gespräch sowieso nicht die Bohne. Sie blättern sich unter lautem Gerede und Geraschel durch die Zeitung.
    «Noch mal zurück zu der Schlagzeile», rufe ich deshalb unverdrossen, aber ein bisschen heiser. Wir befinden uns in der neunten Stunde, es ist bereits halb vier. «Bitte alle die erste Seite aufschlagen!»
    Die Resonanz ist kümmerlich.
    «Lady Dei, das ist die Mutter von William», sage ich zu Ömür, damit es endlich weitergeht.
    «Was Williams?», fragt Ömür. «Formel 1, wa?»
    «Formel 1?» Jetzt bin ich verwirrt.
    «Formel 1, der eine ist Weltmeister», schreit Hassan. «Der von Formel 1, hier ist Foto von ihn, guck, bei Sport.»
    Ein paar Jungen schlagen den Sportteil auf. Die anderen blättern weiter so vor sich hin, aber ohne zu lesen. Ich bleibe alleine mit Ömür und Lady Di zurück. So wird das nix mit dem geplanten Schlagzeilenvergleich.
    «Vallah, ist voll langweilig, die Zeitung», zetert Jenny. «Ich will die verrostete Zeitung nicht lesen.» Sie zerknautscht die ersten Seiten und schiebt sie langsam vom Tisch runter.
    «Abooooo», sagt Erkan erstaunt und taucht aus dem Sportteil auf. «Hier ist Artikel von Merkel mit Unterschrift. Hat sie selbst geschrieben die Unterschrift in jeder Zeitung?»
    «Nein, nein, das ist doch kein Artikel», erkläre ich leicht verzweifelt. «Das ist eine Anzeige!»
    «Was Anzeige? Frau Merkel hat Anzeige bekommen?» Ömur ist auf einmal ganz Ohr.
    «Nein», hauche ich erschöpft. «Die hat eine Anzeige in alle Zeitungen gesetzt, die wollte den Leuten …»
    «Wenn die Anzeige bekommt, muss die dann bezahlen? So bei zu schnell fahren oder so?», will Musti wissen.
    «Ja, natürlich», antworte ich. «Aber jetzt …»
    «Die Kanzlerin? Bezahlen?», fragt Ömür ungläubig.
    «Der Ring kostet 33000 Eros», schreit Hanna, die anscheinend als

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