Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Begabung zu offenbaren.«
»Ich halte immer noch nichts von dieser ganzen Monstrositätenschau.« Sadie winkte mit der Hand und rief in den Raum: »Kommen Sie, kommen Sie alle und sehen Sie die Frau, die Blut aufwischt und mit den Toten spricht!«
Pam kicherte.
»Wenn ich nur wüsste, warum der Typ im Haus war. Dann könnte ich die Sache abhaken«, meinte Sadie.
»Dann ruf ihn doch an.«
»Wie bitte?«
»Ruf den Typ an. Wie viele Kent Laskos mag es in Seattle geben?«
Sadie holte das Telefonbuch, suchte unter dem Buchstaben L und fand tatsächlich drei Einträge für K. Lasko.
»Nicht schlecht«, meinte Pam. »Du hast Glück, dass der Typ nicht John Smith heißt. Jetzt ist es schon etwas spät, aber ruf die Nummern gleich morgen früh an, und du hast deine Antwort.«
»Was soll ich ihm denn sagen?«
»Sag einfach: ›Hallo, mein Name ist Sadie. Wir sind uns gestern begegnet, und ich habe mich gefragt, was zum Teufel Sie am Schauplatz eines Mordes zu tun hatten.‹«
»Einfach so?«
»Einfach so.«
Sadie dachte einen Moment nach, dann nickte sie bedächtig mit dem Kopf.
»Du hast recht.«
Am nächsten Morgen notierte sich Sadie als Erstes die Telefonnummern der drei Laskos auf einem Zettel. Auf dem Weg zum Toth-Haus rief sie mit ihrem Handy jede der drei Nummern an. Die erste Nummer gehörte einer gewissen Kelly Lasko, die versicherte, keinen Verwandten namens Kent zu haben. Unter der zweiten Nummer meldete sich ein Kirk Lasko. Sadie plauderte ein wenig mit dem Mann, der mindestens
achtzig war und angeblich keinen Angehörigen mit dem Namen Kent hatte. Am Ende des Gesprächs machte er ihr einen unzüchtigen Antrag.
In der Einfahrt der Toths wählte Sadie die dritte und letzte Nummer. Wie sich herausstellte, war diese nicht mehr gültig. Sie unternahm einen letzten Versuch und rief die Auskunft an, um sich zu erkundigen, ob es unter dem Namen Lasko neue Einträge gab. Aber Fehlanzeige.
»Ich hab es zumindest versucht«, sagte sie sich.
Es wurde Zeit, den für ihre Arbeit notwendigen Abstand zu gewinnen. Sie schlüpfte durch die Hintertür ins Haus und zog sich um.
Sadie überlegte, ob sie im oberen Stock anfangen sollte, aber ehrlich gesagt würde es ihr den ganzen Tag verderben, wenn Trudy wieder im Schlafzimmer herumhing und ihre Zombie-Masche abzog. Deshalb machte sie erst einmal im Wohnzimmer weiter.
Als sie etwas später eine kleine Pause einlegte, fiel ihr Blick auf eine viereckige rote Kerze auf dem Kaminsims, aus der ein spitzer Knochensplitter bedrohlich herausragte. Sie schnappte sich die Kerze und warf sie in den Abfallbehälter.
Beim Schrubben der unteren Regalböden hatte sie so lange in die Hocke gehen müssen, dass ihr mittlerweile die Schultern wehtaten. Sie streckte sich erst einmal ausgiebig und suchte dann den Sims nach weiteren winzigen Knochenteilchen ab.
Sadie überlegte, ob sie den Muffin aus dem Wagen holen sollte, den sie von zu Hause mitgebracht hatte. Sie war zwar nicht besonders hungrig, aber ihr Magen produzierte zu viel Magensäure, weil sie zum Frühstück nur Kaffee getrunken
hatte. Sie drehte sich um, machte einen Schritt nach vorne – und ging direkt durch Trudy Toth hindurch.
»Iiiih!« Sadie schauderte und bekam eine Gänsehaut. »Lassen Sie das!« Sie drohte Trudy mit dem Finger. »Schleichen Sie sich nie wieder an mich heran!«
Mit ihren traurigen dunklen Augen sah Trudy sie flehend an, so dass Sadies Ärger schließlich verflog.
»Es ist okay, dass Sie mit mir reden wollen«, sagte Sadie leise. Sie überlegte, dass Trudy sie wegen der Atemschutzmaske vermutlich nur schlecht verstehen konnte, deshalb sprach sie lauter. »Ich kann Sie hören, also los, sagen Sie, was Sie auf dem Herzen haben. Lassen Sie es raus. Danach fühlen Sie sich bestimmt besser.«
Trudy sah sich im Zimmer um; ihr Blick fiel auf den großen roten Fleck auf dem Sofa. Da Grant sich erschossen hatte, nachdem er Trudy getötet hatte, war es gut möglich, dass die Frau bislang gar nichts vom Tod ihres Mannes wusste. Sadie beobachtete, wie Trudy sichtlich verwirrt im Zimmer umherlief.
»Na großartig«, brummte Sadie. »Ein Geist im Schockzustand.«
Es war schon schwer genug, den ganzen Dreck hier allein wegzuwischen, da konnte sie nicht auch noch eine übersinnliche Ablenkung gebrauchen.
Da Trudy offenbar nicht vorhatte zu reden, beschloss Sadie, sie direkt anzusprechen.
»Okay, hören Sie zu«, begann sie. Sie räusperte sich und sprach lauter. »Es tut mir leid, Ihnen das sagen
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