Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
zu müssen, Trudy, aber Sie sind tot. Ihr Geist ist noch hier, weil... nun, ich weiß auch nicht genau, warum. Aus irgendeinem Grund
passiert das manchmal. Vermutlich sind Sie nicht ins Licht getreten, oder vielleicht wussten Sie gar nicht, dass es dieses verdammte Licht überhaupt gibt. Jedenfalls ist Grant auch tot, aber ich sehe ihn nicht. Ich schätze, Selbstmörder zögern nicht vor dem Schritt ins Jenseits. Sie sind bereit für das Licht.« Sadie schüttelte den Kopf; sie sollte aufhören zu faseln. »Sehen Sie, Sie müssen einfach nur loslassen. Ihre Zeit hier ist rum und...«
Trudy schien Sadies Worte gar nicht wahrzunehmen. Sie ging zu dem Sofa, auf dem Grant seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, und strich mit dem Finger über den Fleck.
»Was zum Teufel tun Sie da?«, fragte Sadie.
Trudy trat zur Wand hinüber und begann mit ihrem blutigen Finger zu schreiben. Erstaunt sah Sadie zu, wie der Geist immer wieder den Finger in die groteske Tinte tauchte und Buchstaben an die Wand malte. Als Trudy fertig war, stand an der Wand die makabre Botschaft: Nicht Grant.
~ 4 ~
N achdem Trudy die Botschaft an die Wand gekritzelt hatte, löste sie sich einfach in Luft auf.
Sadie ließ sich von dem Geist leiten. Sie folgte Trudy zwar nicht in eine andere Dimension, entschied aber, den Muffin, der im Wagen auf sie wartete, nicht zu verspeisen und sich stattdessen im nächstgelegenen Starbucks einen großen Caffè latte mit extra viel Schaum zu genehmigen.
Während Sadie ihren Milchkaffee trank, rief sie ihre Schwester an. Sie musste einfach jemandem erzählen, was vorgefallen war.
»Ich kenne mich nicht besonders gut mit Geistern aus, aber wahrscheinlich ist es gut, dass dieser Geist endlich mit dir spricht, oder?«, meinte Dawn, die nebenher zu Mittag aß.
»Ja, aber genau genommen spricht sie gar nicht. Sie hat nur eine Botschaft an die Wand gekritzelt.« Sadie seufzte. »Entschuldige, dass ich dich damit beim Mittagessen störe.«
»He, wozu sind Schwestern denn da, wenn man ihnen nicht mal von Gesprächen mit Geistern erzählen kann?« Dawn kicherte. »Was hast du als Nächstes vor? Glaubst du ihrer Botschaft, dass es nicht Grant war, der sie getötet hat?«
Sadie dachte über die Frage nach und trank dabei einen Schluck Kaffee. »Ich bin nicht einmal ganz sicher, ob sie das damit gemeint hat.«
»Und was diesen Kent betrifft... Nehmen wir mal an, er wäre nie in dem Haus aufgetaucht und hätte dich nicht zu Tode erschreckt. Was würdest du dann tun?«
»Vermutlich würde ich mich einfach um meine Arbeit kümmern und Trudy ignorieren.«
»Und was hält dich jetzt davon ab?«
»Du kannst wirklich ziemlich direkt sein. Danke.«
»Okay, wenn wir schon beim Thema sind, du hast mir als Einzige nicht zu meiner Verlobung gratuliert.«
Sadie zuckte zusammen.
»Angeblich soll man nur dem Bräutigam persönlich gratulieren und der Braut eine Glückwunschkarte schreiben.«
»Aber du hast keines von beidem getan.«
Sadie wusste, dass es jetzt an der Zeit war, über Noel zu sprechen, aber sie drückte sich davor.
»Oh, ich habe gar nicht auf die Uhr geschaut. Können wir ein andermal darüber reden? Wir müssen uns beide wieder an die Arbeit machen.«
Sie beendete das Gespräch und trank auf der Fahrt zum Toth-Haus ihren Kaffee aus. Die ganze Zeit graute ihr davor, sich mit Trudy befassen zu müssen. Aber als sie das Haus wieder betrat, ließ die Verstorbene sich nicht blicken und tat, was immer Geister auch tun, wenn sie nicht gerade die Aufmerksamkeit der Lebenden erregen wollen.
Sadie legte sich ins Zeug und schuftete bis kurz vor acht. Dann packte sie ihre Sachen zusammen. Sie hatte Kreuzschmerzen und hoffte inständig, dass Zack morgen früh wieder da war und ihr beim Rest half.
Kaum zu glauben, dass sie die ersten paar Jahre diese Arbeit ganz allein gemacht hatte. Zwischendurch hatte sie eine
Reihe von unzuverlässigen, überempfindlichen Aushilfen gehabt. Manche waren nur einen Tag geblieben, manche auch länger. Zack hatte sich im Verlauf des letzten Jahres unentbehrlich gemacht. Ende dieses Monats wollte sie ausrechnen, ob sie es sich leisten konnte, sein Gehalt zu erhöhen.
Sadie hörte draußen den Wind heulen und den Regen niederprasseln. Sie hatte nichts gegen die trüben, feuchten Wintermonate in Seattle – meistens entsprach das Wetter ihrer Stimmung. Aber nicht jeder konnte mit dieser düsteren Jahreszeit umgehen. Wenn es weiter in einem fort regnete, würden manche Leute sicher depressiv
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