Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
ans Kinn. »Vielleicht geht es gar nicht um Dawn, sondern vielmehr um dich. Du bist doch diejenige, die in Noel das Abbild von Brian sieht. Du hast deine Trauer nie richtig bewältigt, und vielleicht will dir das Leben auf diese Weise sagen, dass es jetzt Zeit wird.«
Sadie machte ein finsteres Gesicht, und ihr Ton wurde schärfer. »Ich warne dich, Pam, versuch nicht, mich zu analysieren.«
»Ich bin Sonderschullehrerin und kein Psychiater«, erklärte
Pam und hob die Hände zum Zeichen der Kapitulation. »Aber wenn ich Psychiater wäre, würde ich behaupten, dass das Problem definitiv bei dir liegt.«
Bevor Sadie eine bissige Bemerkung machen konnte, klingelte das Telefon.
»Entschuldige, dass ich noch so spät anrufe«, sagte Zack am anderen Ende.
»Es ist doch noch nicht spät, Zack. Es ist noch nicht mal elf. Wir sind doch keine zwölf mehr.« Sie zwinkerte Pam zu.
»Okaaay. Ich tue es wirklich ungern, wo wir doch gerade erst diesen Auftrag übernommen haben, aber ich muss runter nach Portland. Es geht um meine Mutter. Sie ist gestürzt und hat sich möglicherweise etwas gebrochen.«
»Oh nein! Geht es ihr gut?« Blöde Frage. »Ich meine, ist sie im Krankenhaus?«
»Ja. Ich bin sicher, es geht ihr bald wieder gut, aber meine Schwester dreht völlig durch.«
»Natürlich musst du hinfahren.«
»Aber das Toth-Haus...«
»Das wird noch da sein, wenn du zurückkommst. Wenn es dich beruhigt, werde ich das Schlimmste für dich aufsparen.«
»Und das wäre?« Sie erkannte an seiner Stimme, dass er lächelte.
»Weiß nicht, vielleicht die Schädelfragmente in der Wohnzimmerwand.«
»Du bist zu gütig.«
Sadie lachte.
»Ich fahre noch heute Nacht«, sagte Zack. »Morgen Abend müsste ich wieder zurück sein.«
»Nur keine Eile. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst«, meinte Sadie nachdenklich. Sie arbeitete nicht gern allein, obwohl ihr früher, ehe Zack bei Scene-2-Clean angefangen hatte, nichts anderes übrig geblieben war.
Sie legte den Hörer wieder auf den Couchtisch und seufzte.
»Ich nehme an, Zack hat nicht angerufen, um dir zu sagen, dass er vorbeikommen und dich vergewaltigen will?« Pam grinste.
»Seine Mutter ist gestürzt, und deshalb fährt er jetzt nach Portland.«
»Welch ein Jammer.«
»Ja. Ich glaube, seine Mutter ist noch gar nicht so alt. Vielleicht Mitte sechzig.«
»Ich meinte eigentlich, dass er dich nicht vergewaltigt.«
Sadie musste lachen, obwohl sie versuchte, das Kichern zu unterdrücken.
»Er hat zwar einen knackigen Hintern, aber wir sind nur Freunde und Kollegen, weiter nichts.«
»Hast du ihn etwa in den Po gekniffen?«, fragte Pam ungläubig.
»Nein, aber ich habe mal kurz daran gedacht.«
»Du hättest es tun sollen. Aber du könntest ihn ja mal zu dir einladen und deinem Verlangen nachgeben. Das würde ihm bestimmt gefallen. Und wenn nicht, dann handelst du dir eben eine Klage wegen sexueller Belästigung ein.« Pam machte eine Pause. »Und wenn du schon untergehst, dann mit Pauken und Trompeten. Hab fantastischen, irren Sex mit ihm und kneif ihn nicht bloß in den Arsch.«
»Hmmm.« Sadie kicherte. »Ich bin doch nicht blöd und
lasse mich mit dem ersten zuverlässigen Angestellten ein, den ich jetzt seit über einem Monat habe.« Sie machte ein ernstes Gesicht und atmete tief aus. »Ich freue mich nicht gerade darauf, den Job morgen allein machen zu müssen.«
Pam zuckte zusammen. »Wenn du schon über deine Arbeit sprechen musst, dann lass bitte die blutigen Details weg.«
»Ich mache mir Gedanken wegen der Sache mit dem Geist, der gar keiner ist, nicht wegen irgendwelchem grausigen Zeug.«
»Oh, prima«, sprudelte Pam hervor und rieb sich die Hände. »Ich liebe deine Geistergeschichten.«
Da war sie die Einzige. Nur Pam, Zack und Dawn wussten von Sadies sogenannter Begabung – die Toten natürlich nicht mitgerechnet. Während Zack diese Gabe gerade noch tolerierte und Dawn sie größtenteils ignorierte, war Pam eine Spur zu enthusiastisch. Deshalb war sie auch davon überzeugt, dass Sadie es aller Welt mitteilen und in Talk-Shows auftreten sollte.
Sadie erzählte Pam von Kent Laskos Auftauchen im Toth-Haus am Morgen und der anschließenden Erkenntnis, dass er gar kein Geist war.
»Einerseits finde ich, dass du die Polizei anrufen solltest«, meinte Pam. »Aber andererseits wird man dir dann jede Menge Fragen stellen, auf die du nicht vorbereitet bist. Es sei denn, du hältst jetzt endlich den Zeitpunkt für gekommen, dem Rest der Welt deine
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