Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Sadie war so eigenartig zumute, dass ihr sogar Pam mit ihrer aufdringlichen Art willkommen gewesen wäre, doch ihre Freundin war nicht da, um die üblichen Phrasen zu dreschen. Zum ersten Mal war Sadie gewillt, ihrer Mutter zuzustimmen – vielleicht brauchte sie wirklich einen Mann.
Selbst mit Fernsehen konnte sie sich nicht ablenken. Immer wieder wanderte ihr Blick hinüber zu dem Loch im Türrahmen,
in dem die Kugel gesteckt hatte. Jedes Mal, wenn sie in die Richtung sah, wurde ihr flau im Magen.
Schließlich hielt sie es nicht länger aus und rief Zack an.
»Ich störe dich nur ungern«, begann sie, »aber ich bin heute nicht mehr dazu gekommen, nach dem Luftreiniger im Haus der Yenkows zu schauen.«
»Schon erledigt.«
»Oh.« Natürlich. »Danke.«
»Kein Problem.«
Als sie schwieg, klang er besorgt.
»Sadie? Bist du noch dran?«
»Ja.« Der Wind heulte, in ihrem alten Haus knarrte es überall, und das Einschussloch schien sie wie in einem schlechten Horrorfilm zu verspotten. »Wenn du nichts Besseres vorhast, kannst du gern vorbeikommen.«
»Jetzt? Heute Abend?«, fragte er überrascht.
»Ja.«
»Ich bin in zehn Minuten bei dir.«
Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis er kam. Als es an der Tür klopfte, fluchte Sadie innerlich, weil sie Angst hatte aufzumachen. Wenn sie einen Türspion gehabt hätte, hätte sie durchgesehen. Die Angst in ihrem Bauch verwandelte sich in Wut. Pech für Zack.
»Also, was ist los? Was zum Teufel ist passiert?«, fragte er, noch bevor er aus seiner Jacke schlüpfte.
»Zack, könntest du ausnahmsweise mal nicht den starken Mann spielen?«, fuhr sie ihn an.
Er zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
»Wäre es dir lieber, wenn ich eine Frau wäre? Ich habe zu der Tunte in mir allerdings wenig Verbindung.«
»Wie wär’s, wenn du reinkommst und einfach Smalltalk und höfliche Konversation betreibst?« Sadie bemerkte, dass sie sehr laut sprach, deshalb atmete sie erst mal tief durch und fügte dann mit leiserer Stimme hinzu: »Soll ich dir ein Bier holen?«
Er nickte. »Gern.«
Sie holte für jeden eine Dose Bier, und dann setzten sie sich, Sadie aufs Sofa, Zack auf einen Stuhl. Zack machte ein gleichgültiges Gesicht, und nur die angespannten Kaumuskeln und die tiefen Falten um die Augen deuteten darauf hin, dass er entweder besorgt oder sauer war.
Sie plauderten über das Wetter, über den Wind, der draußen heulte, und über frühere Aufträge. Schließlich entstand eine Pause, und Zack knallte seine leere Bierdose auf den Couchtisch und sah Sadie an.
»Verdammt noch mal, Sadie. Wann wirst du mir endlich erzählen, was dieses Einschussloch in deinem Türrahmen zu bedeuten hat?«
»Dazu komme ich gleich.« Sadie seufzte, trank ihr Bier aus und erzählte ihm alles, angefangen von ihrem Treffen mit Madame Maeva am Abend zuvor bis hin zu ihrer Aussage auf dem Polizeirevier vor ein paar Stunden.
Als sie fertig war, lief Zack im Zimmer auf und ab. Er murmelte vor sich hin und ballte die Fäuste. Bisher war er alles andere als der erhoffte Trostspender.
»Ich hab die Sache jetzt lange genug schleifen lassen«, erklärte er rundheraus und blieb endlich stehen. »Gib mir dein Handy. Man ist mir noch einen Gefallen schuldig.«
Sadie schüttelte energisch den Kopf.
»Nein, tu das nicht.« Sie sprang auf. »Ich will nicht,
dass du da mit hineingezogen wirst, Zack. Das ist mein Problem.«
»Hör endlich auf, die starke Frau zu spielen«, knurrte er. »Du kannst nicht diesen ganzen Scheiß bei mir abladen und dann erwarten, dass ich Däumchen drehe, anstatt die Sache in Ordnung zu bringen.«
»Ich hab es dir nur erzählt, weil wir zusammen arbeiten und weil es um einen Kunden geht.« Sie bemerkte seinen skeptischen Blick und fügte hinzu: »Und weil du ein guter Freund bist.«
»Ein Freund. Okay«, meinte er wortkarg. »Das ist ja toll.«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, trat näher und legte die Hände auf Sadies Schultern. Die Wärme der Berührung bereitete Sadie Unbehagen.
»Ich weiß noch, als du mir das erste Mal von deinen...«, er suchte nach den passenden Worten, »... deinen Gesprächen mit Leuten erzählt hast, die gar nicht da sind.«
»Du hast mich dabei ertappt, wie ich mit dieser jungen Mutter in Renton geplaudert hab.« Bei dem Gedanken musste sie lächeln. »Du dachtest, ich sei verrückt. Wahrscheinlich denkst du das immer noch.«
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von alldem halten soll.« Er schritt wieder auf und ab und warf
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