Ghost Lover
Stapleton korrekt? Egal, wie sein Name richtig war, der Mann war höllisch sexy. Und er raubte ihr den Verstand in mehrerlei Hinsicht. Ella riss ihr T-Shirt vom Bett und streifte es über. Sie zupfte den Carmenausschnitt des ansonsten züchtigen Oberteils zurecht und stieg dann in ihre Stretchjeans.
Sie ging zur Fenstertür und öffnete den Flügel. Die Abendluft war kühl, obwohl die Sonne den ganzen Tag geschienen hatte und auch jetzt noch zwischen den Wolken hervorblitzte. Ella schloss das Fenster und ging in den Raum zurück. Sie holte halterlose Strümpfe aus der obersten Schublade der Kommode, schlüpfte wieder aus den Jeans und zog die Strümpfe über.
Sie fror leicht, hasste aber Strumpfhosen, eine Eigenart, für die sie jeder einzelne Ex-Freund geliebt hatte.
Strumpfsockig ging sie in das Erdgeschoss hinunter, um dort in ihre Schuhe zu steigen.
Sie griff sich ihre Handtasche und verließ das Haus.
Kapitel 4
„Ich habe heftiges Verlangen.“ Pelargonie
Dass Marcus Ella beim Ankleiden beobachtete, war ein Versehen gewesen.
Als er sich materialisierte, dachte er an sie und war unvermittelt in ihre Ankleide geplatzt. Zuerst wollte er wieder verschwinden, wie es sich für einen Gentleman gehörte, doch dann hatte sie dieses verführerisch zarte Gewebe über ihre Beine gestreift.
Die Art, wie ihre Hände über die Haut glitten, hatte ihn hypnotisiert und dann war da noch dieser hauchdünne Strumpf gewesen, der sich um ihr zartgoldenes Bein schmiegte. Durch den grauen Stoff hatte man Ellas Haut schimmern sehen und der Saum der Strümpfe berührte die Stellen ihrer Oberschenkel, die Marcus nur zu gern mit Händen und Zunge erkundet hätte.
Die Lust pochte in seinen Schläfen, und dass er unsichtbar blieb, bewies, dass er trotz der gewaltigen Erektion, die Ellas Anblick bei ihm hervorrief, immer noch genug Gentleman war, um sich anständig zu verhalten – oder dass er ein Idiot war.
Er war sich nicht ganz schlüssig, was von beidem zutraf.
Marcus folgte ihr nach unten und beobachtete sie, wie sie in ihr lautes, stinkendes Automobil stieg.
Mit einer Mischung aus Faszination, Neid und Traurigkeit verfolgte er Ellas Verlassen des Grundstücks.
Unruhig tigerte er durch das Haus, ehe er beschloss, endlich zu tun, was ihn schon lange gereizt, ihm bisher aber noch nie möglich gewesen war. Er ging in die Küche und besah sich die Kaffeemaschine genauer, als sich ein Gesicht an die Scheibe drückte. Sein erster Reflex war, zu verschwinden, doch dann erinnerte er sich, dass ihn außer Ella ohnehin niemand sah.
Das unbekannte Gesicht gehörte einem Mann. Nicht im klassischen Sinne gut aussehend, aber interessant. Einzig der Ausdruck seiner Augen störte das sympathische Aussehen. Sie hatten etwas Lauerndes an sich, wie eine Schlange kurz vor dem Angriff.
Der Fremde trat von der Scheibe und Marcus entschied, ihn zu verfolgen, um herauszufinden, was er vorhatte. Der Mann gefiel ihm nicht. Er konnte nichts Gutes im Schilde führen.
Der Unbekannte umrundete das Haus, sah in jedes Fenster und ging schließlich zu einem der älteren, wo er sich einen schwarzen Knopf besah, der an einer Ritze klebte, durch die schon seit Langem der Wind blies.
Zufrieden nickend wandte sich der Mann ab und stiefelte zum Wyndham Woods, der den Witwensitz seit jeher vom herrschaftlichen Anwesen trennte.
Ella betrat das gemütliche „The Black Horse“, als es dämmerte.
Die Decken waren niedrig und von schwarzen Balken durchzogen, die als Stützbalken die Weite des Raumes unterbrachen und zugleich mit Kleiderhaken versehen waren, an denen die Gäste ihre Jacken und Mäntel aufhängen konnten.
An den Außenseiten war eine durchgehende Sitzbank angebracht, vor der einzelne eckige Tische standen. In der Raummitte standen dagegen runde Tische, um die Stühle verteilt waren.
Sofie saß an einem der runden Tische. Als sie Ella entdeckte, winkte sie ihr zu.
Ella setzte sich zu ihr. „Wie schmeckt‘s?“ Sie sah auf den Teller, wo eine Pastete lag, die Sofie bereits zur Hälfte verzehrt hatte. Braune Soße quoll hervor und einige Fleischbrocken kullerten heraus, als Sofie in den Teigmantel pikste.
„Schmeckt lecker, magst du auch was?“
Ella verneinte. „Ich hole mir etwas zu trinken. Soll ich dir etwas mitbringen?“
„Warte, Artie kommt bestimmt gleich, er hat dich kommen sehen.“
„Du hast die Feinheiten des englischen Pubbesuchs noch nicht durchschaut, was? Es ist üblich, dass man sich die Getränke selbst holt und
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