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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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drehte den Kopf des Verletzten zur Seite, zog ihr Handy erneut hervor und berichtete der Einsatzstelle, was geschehen war.
    Ohne noch etwas am Tatort zu verändern und in Gedanken fluchend kehrte sie zu Lydia zurück. Wie fast alle Fälle, in denen extreme häusliche Gewalt eine Rolle spielte, nahm auch dieser ein tragisches Ende. Nur dass bei den Murrells nicht die leidtragende Frau umkam oder schwer verletzt wurde, sondern der Mann das Opfer war.
    Was war hier nur passiert und welche Demütigung hatte diese Frau hinnehmen müssen? Noch vor wenigen Stunden war sie ihrem Mann voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus dem Krankenhaus gefolgt, und kaum zu Hause, hatte sie mit einem Küchenmesser auf ihn eingestochen.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. »Was hat er getan? Es war Notwehr, nicht wahr? Er hat Sie angegriffen. Er hat Sie geschlagen … war es so, Lydia?«
    Sie schaffte nur ein schwaches Nicken, schluchzte dabei.»Er … er sagt, ich würde mit der Polizei … mit Ihnen gemeinsame Sache machen und … und … lauter Lügen über ihn verbreiten und dafür müsste er mich bestrafen und …« Ihr Schluchzen wurde heftiger, nahm ihr den Atem zum Sprechen. Sie beruhigte sich nur langsam. »Ich wollte nicht mit dem Messer … ich wollte nicht …«
    »Hat er Sie angegriffen, Lydia? Hat Owen Sie geschlagen? Wenn Sie jetzt nicht gegen ihn aussagen, wird man Sie wegen versuchten Mordes vor Gericht stellen. Was hat er getan, Lydia?«
    »Owen … er wollte nicht …«
    »Was hat er getan, Lydia?«, wiederholte sie eindringlich. »Hat er Sie wieder geschlagen? Vergewaltigt? Sie dürfen ihn nicht länger in Schutz nehmen, Lydia! Sie müssen jetzt an sich denken! Was hat er Ihnen angetan?«
    »Er hat … er hat mich …« Die Worte wollten nicht über ihre Lippen kommen. »Er hat mich … geschlagen!«
    »Weiter, Lydia. Was hat er getan?«
    Mit ihrem ersten Geständnis war der Bann gebrochen und die nächsten Worte kamen wie von selbst, begleitet von ständigem Weinen und Schluchzen, aber deutlich zu verstehen und beinahe wütend. »Er hat mich ins Gesicht geschlagen auf die gebrochene Nase und dann wollte er mir die Kleider vom Körper reißen und mich … mich vergewaltigen.« Sie starrte zu Boden. »›Ich mach dich so fertig‹, hat er gesagt, ›ich mach dich so fertig, dass du nie mehr einem anderen Mann …‹« Den Rest verschluckte sie. »Er drängte mich in die Küche und wollte mich auf dem Tisch … da spürte ich plötzlich das Messer in meiner Hand und …« Wieder wurde sie von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt. »Als er sich wegdrehte, hab ich zugestochen, und er … er lief ins Wohnzimmer und … ist er tot?«
    »Nein«, erwiderte Alessa. »Owen ist nicht tot und man wird Sie auch nicht anklagen und verurteilen. Sie haben in Notwehr gehandelt.« Sie wusste, wie leichtsinnig es war, der Frau ein solches Versprechen zu geben, und dass sie als Staatsanwältin nicht das Recht hatte, so mit einer Verdächtigen zu sprechen. Doch dieser Fall lag für sie klar, und der Gedanke, dass die gepeinigte Frau für ihre Tat im Gefängnis landete, war ihr unerträglich.
    Das Schluchzen der Frau war in ein leises Wimmern übergegangen. »Sagen Sie nichts, wenn die Detectives kommen«, schärfte Alessa ihr ein. »Ich besorge Ihnen einen Anwalt, der kümmert sich um alles. Warten Sie, bis er hier ist. Haben Sie mich verstanden, Lydia? Warten Sie, bis der Anwalt hier ist. Er heißt Joe Mercer.«
    Sie stand auf und rief den Anwalt auf dem Handy an. Draußen waren bereits die Sirenen der Streifenwagen und des Krankenwagens zu hören. »Joe? Ich bin’s, Alessa«, sagte sie, als er sich meldete. »Die Frau, die dich aus ihrem Schlafzimmer gejagt hat. Ich hoffe, du erinnerst dich an mich.«
    »Wie könnte ich dich jemals vergessen.« Sie nahm an, dass er lächelte. »Willst du dich bei mir entschuldigen?«
    Auch sie lächelte, aber nur kurz. »Im Gegenteil. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Schließlich habe ich noch was gut bei dir.«
    »Der Fall Emerson? Euer Deal, der ihm mindestens zehn Jahre erspart hat? Stimmt, du hättest nicht darauf eingehen müssen. Er war schuldig.«
    »Er hat uns geholfen, einen bekannten Drogendealer zu fassen. Trotzdem bist du mir was schuldig. Du musst eine Frau verteidigen, die ihrem Mann ein Messer in den Rücken gerammt hat. Lydia Murrell.« Sie nannte ihm die Adresse. »Ihr Mann hat sie jahrelang geschlagen und lebensgefährlichverletzt. Ich will, dass du in zehn Minuten hier

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