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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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sechsstöckige Wohnblock mit den blassen Mauern passte in die triste Umgebung mit Werkstätten, Lagerhallen und Abstellplätzen. Auf einem Sportplatz inmitten der Siedlung spielten Kinder.
    Alessa parkte zwischen den meist altersschwachen Wagen auf dem großen Parkplatz. Ihr weißer BMW stach wie ein Juwel unter billigem Modeschmuck hervor. Sie verspracheinem Jungen zwei Dollar, wenn er auf ihren Wagen aufpasste, und ging zum Haus.
    Die Wohnung der Murrells lag im vierten Stock und in dem Haus gab es keinen Aufzug. Die Haustür stand offen. Sie stieg die Treppen hinauf, begegnete einem älteren Mann, der eine Abfalltüte nach unten trug und dabei ständig vor sich hin schimpfte, und klingelte bei den Murrells. Als sie merkte, dass die Klingel nicht funktionierte, klopfte sie laut gegen die Tür.
    Nichts rührte sich. Nur ein streitendes Paar in der Nachbarwohnung und ein heulendes Kind ein Stockwerk tiefer waren zu hören. Die passende Umgebung für einen Mann wie Owen Murrell. Angeblich arbeitete er als Baggerführer auf einer Großbaustelle.
    Sie klopfte noch einmal, diesmal heftiger, und legte ein Ohr gegen die Tür. Diesmal vernahm sie ein leises Stöhnen und Schluchzen. »Lydia? Ich bin’s, Alessa Fontana von der Staatsanwaltschaft. Machen Sie bitte auf !«
    Alessa wusste, welches Risiko sie einging. Wenn Owen Murrell zu Hause war, erreichte sie mit ihrem Besuch gar nichts. Er würde ihr sagen, dass weder seine Frau noch er Interesse daran hatten, mit ihr zu sprechen, und ihr die Tür vor der Nase zuhauen.
    »Lydia! Machen Sie bitte auf !«
    Das Stöhnen kam näher. Ein unregelmäßiges Schlurfen war zu hören, als hätte Lydia große Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Als es verstummte, dauerte es noch einmal ein paar quälende Sekunden, bevor die Tür aufging und Lydia ihr entgegentrat.
    »Lydia!«, rief Alessa entsetzt. »Was ist passiert?« Sie drängte sich an ihr vorbei in die Wohnung, blickte sich in den beiden Zimmern, der Küche und dem Bad um und eilte zu der Frau zurück.
    Lydia sah furchtbar aus. Ihr Gesicht und ihre Bluse waren blutbespritzt, selbst auf ihren nackten Armen und ihren Händen war Blut. Ihr Gesicht erinnerte an einen unterlegenen Boxer. Das Pflaster war verschwunden und an ihrer Nase klebte geronnenes Blut. Ihre Lippen waren aufgeplatzt und bluteten immer noch. Zwischen ihren Zähnen sickerte hellrotes Blut hervor.
    Alessa zog ihr Handy hervor und rief die Polizei an. In knappen Worten schilderte sie, was geschehen war. »Schicken Sie einen Krankenwagen!«
    Lydia lehnte mit dem Rücken an der Wand im Flur und rutschte langsam daran herunter. Sie bot ein Bild des Jammers. Wie ein Häufchen Elend blieb sie auf dem Boden sitzen, das verletzte Auge noch geschlossen, das gesunde geschwollen vom Weinen.
    Alessa beugte sich zu ihr hinunter und legte sachte einen Arm auf ihre Schulter. »Halten Sie durch, Lydia! Der Arzt muss jeden Augenblick hier sein, der gibt Ihnen was gegen die Schmerzen.«
    Lydia Murrell schloss ihr gesundes Auge und schluchzte leise, legte den Kopf gegen die Wand und wurde von einem leichten Krampf geschüttelt. Es kamen keine Tränen mehr, nur ein verzweifeltes Stöhnen, wie man es von einer Frau erwartet, die am Grab ihres zu früh verstorbenen Mannes steht und etwas unschätzbar Wertvolles verloren hat.
    »War das Ihr Mann?«, fragte Alessa sanft. »Das war Ihr Mann, nicht wahr? Warum sind Sie bloß mit ihm nach Hause gegangen?« Sie strich vorsichtig mit dem Handrücken über die rechte Wange der Verletzten und wischte einige Tränen weg. »Wo ist er?«
    Lydias Blick richtete sich auf die offene Wohnzimmertür, und sie begann wieder zu weinen, diesmal noch heftiger und verzweifelter. Sie nuschelte etwas, was Alessa nichtverstand, ballte ihre blutigen Hände zu Fäusten und schlug damit auf den Boden, bis ihr Schluchzen abbrach und sie für einen Moment nach Luft schnappen konnte, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sie rang nach Worten, brachte nur ein Kieksen hervor und schluchzte weiter.
    Ein furchtbarer Verdacht keimte in Alessa auf. Sie ging ins Wohnzimmer, blickte sich noch einmal um, trat ans Fenster und sah erst jetzt den blutenden Mann hinter dem Sessel liegen.
    Owen Murrell!
    Er lag auf dem Bauch, das Gesicht dem Boden zugewandt, eine Hand in den Teppich gekrallt. In seinem Rücken steckte ein Küchenmesser. Sein T-Shirt war blutdurchtränkt. Er war bewusstlos, atmete aber noch schwach.
    »Lydia! Was haben Sie getan?«, flüsterte Alessa entsetzt. Sie

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