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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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wirkte ausgeschlafen, ebenso der Lieutenant.
    Agent Sunflower blätterte in den Akten, die vor ihm lagen. Sein falsches Lächeln schien eingefroren. »Ich habe mir die Unterlagen genau angesehen«, sagte er. »Der Mord erinnert mich an einen Serientäter, mit dem wir es mal in D. C. zu tun hatten.« »D. C.« stand natürlich für »Washington, D. C.«, die Abkürzung der Insider. »Aber der kann es nicht gewesen sein, der wurde bereits vor zwei Jahren hingerichtet.« Er hielt die Bemerkung wohl für einen gelungenen Scherz und blickte lächelnd auf. Als er sah, dass niemand lachte, fuhr er ernster fort: »Sie wundern sich vielleicht, dass wir vom FBI uns um den Fall kümmern. Nun, das liegt daran, dass die Tat an einen Mord vor vierzig Jahren erinnert, auf ähnliche Weise begangen wurde und das Opfer eine Nachfahrin des damaligen Mordopfers ist. Außerdem spricht einiges dafür, dass der Mörder aus South Carolina oder einem der anderen Nachbarstaaten stammen könnte und wir es allein schon deswegen hier mit einem Fall zu tun haben, der in die Verantwortung der Bundesbehörde fällt. So weit einverstanden?«
    Jenn blickte den Agent direkt an. »Dass der Täter aus einem Nachbarstaat kommt, ist doch gar nicht bewiesen. Ich dachte, dem FBI ist vor allem daran gelegen, weitere Morde in dieser Richtung zu verhindern. Nach unseren bisherigen Ermittlungen könnte es durchaus sein, dass der Mörder vorhat, alle fünf Morde, die man Jeremy Hamilton zuschreibt, an direkten Nachkommen zu wiederholen.« Sie berichtete von den Kreuzen auf den Grabsteinen. »Könntenwir es nicht mit der Wiedergeburt des Ku-Klux-Klan zu tun haben? Oder mit einer radikalen Gruppe, die sich dafür hält?«
    Noch bevor Agent Sunflower etwas erwidern konnte, bemerkte Jack Crosby lächelnd: »Detective McAvoy kommt aus Chicago. Wenn ich mich recht erinnere, war der Klan so weit im Norden selten aktiv, sonst wüssten Sie vielleicht, dass dieser Geheimbund auch im Süden schon lange passé ist. Nein, Agent, die Staatsanwaltschaft glaubt nicht an einen solchen Hintergrund, eher an einen Nachahmungstäter. Etwas anderes können wir bisher auch nicht beweisen.«
    »Der Bezirksstaatsanwalt hat recht«, stimmte der Agent zu. »Ich will nicht ausschließen, dass wir es hier mit einem Verrückten zu tun haben, der sich für den rechtmäßigen Nachfolger von Jeremy Hamilton hält. Der Prozess hat ja lange genug gedauert und wurde in den Medien breitgetreten. Aber von einer Verschwörung, die weitere Morde nach sich ziehen könnte, wage ich bisher nicht zu sprechen.«
    »Aber ich möchte sie auch nicht ausschließen«, sagte der Lieutenant. »Wenn es einen Verrückten gibt, könnte es auch mehrere Verrückte geben, die sich Kutten überziehen, um die ›glorreichen Zeiten‹ des Klans wieder aufleben zu lassen. Was meinen Sie?«
    Agent Sunflower nippte an seinem Kaffee und leckte sich über die Lippen. »Bisher liegen uns keine Beweise für eine solche Behauptung vor, Lieutenant. Die Kreuze kann auch ein Jugendlicher auf die Grabsteine gemalt haben. Nein, ich neige eher dazu, Zurückhaltung zu üben, gerade in einem Fall wie diesem. Ich habe gestern mit meinen Kollegen vom Organisierten Verbrechen und der Terrorbekämpfung gesprochen. Auch sie haben keinerlei Hinweisedarauf, dass es im Raum Savannah zur Bildung einer terroristischen Zelle gekommen sein könnte. Natürlich gibt es ein paar religiöse Spinner, die sich an den Lehren des Klans orientieren, aber das ist auch alles. Andere Rechtsradikale sind in Savannah bisher nicht aufgefallen. Wir sollten den Fall deshalb mit der gebotenen Zurückhaltung behandeln. Mir reicht schon, was das Fernsehen aus dem Mord gemacht hat. Diese Melinda Stone habe ich gestern sogar in den Abendnachrichten gesehen.«
    »Und warum sind Sie dann hier?«, brauste Jenn auf. Die warnende Miene des Lieutenants übersah sie. »Wollen Sie darauf warten, dass dieser Irre noch einmal zuschlägt? Als Nächstes könnte ein Angehöriger von Helen Rydells schwarzem Freund auf seiner Liste stehen.« Sie berichtete von Moses und Homer Middleton. »Sie kommen beide als mögliche Opfer infrage. Warum postieren wir unsere Leute nicht in ihrer Nähe? Wenn es sein muss, auch schlagkräftige SWAT-Teams und Scharfschützen?«
    Der Agent lächelte spöttisch. »Jetzt verstehe ich, warum man mich vor Ihnen gewarnt hat, Detective. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, nicht wahr?« Er ließ die Worte wirken und fuhr fort: »Ich behaupte nicht, dass wir

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