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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Uniformierten passen auf sie auf. Du hast doch gehört, jede Stunde fährt ein Streifenwagen bei ihnen vorbei. Das muss reichen. Die Kollegen schlagen sofort Alarm, wenn was nicht stimmt. Agent Sunflower vom FBI …«
    »Agent Sunflower kann mich mal«, erwiderte Jenn und ließ den Motor an. »Ich schaue lieber persönlich bei den beiden vorbei. Zuerst bei Moses und dann bei Homer. Halt dich fest!«
    Sie trat das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen an.
    Die Adresse der beiden Middletons hatte sich Jenn bereits am Nachmittag besorgt. Schon da hatte sie gewusst,dass sie sich über den Befehl des FBI-Agents hinwegsetzen würde. Sie traute dem Braten nicht. Seit Alessa die weißen Kreuze auf den Grabsteinen gesehen hatte, befürchtete Jenn, dass der Killer wieder zuschlagen würde. Ein Opfer war ihm nicht genug.
    »Du weißt, dass uns dieser Blödsinn den Job kosten kann«, sagte Harmon, während Jenn auf den Highway nach Norden fuhr. »Was ist, wenn Candy Man uns beobachtet hat und jetzt das Haus verlässt? Wenn uns dieser Drogenring von der Angel geht, nur weil du Babysitter für zwei Schwarze spielst?«
    Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich spiele nicht Babysitter, ich versuche einem Serienkiller das Handwerk zu legen. Und glaube mir, mit einem solchen haben wir es zu tun. Der will alle fünf Morde kopieren.«
    »Sagst du.«
    »Sagt mein gesunder Menschenverstand. Keine Ahnung, warum der Heini vom FBI anderer Meinung ist.«
    »Der Heini wird dafür sorgen, dass wir hochkantig aus dem Job fliegen.«
    »Wird er nicht. Wir haben einen anonymen Anruf bekommen, dass einem der Middletons heute Nacht was passiert, oder etwa nicht?« Sie lächelte grimmig. »In Chicago habe ich alle paar Tage solche Anrufe bekommen. So etwas muss man ernst nehmen.«
    »Du machst mir Angst, Jenn.«
    »Das sagen alle Männer.«
    Sie hatte den Highway 17 erreicht und fuhr durch ein sumpfiges Gebiet mit kleinen Buchten nach Norden. Am Himmel waren schwere Wolken aufgezogen und verdeckten den Mond und die Sterne. Vereinzelte Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Da es in der Gegend, durch die sie fuhren, kaum Häuser gab, war nur das Scheinwerferlichtihres Wagens zu sehen. Nur selten kam ihnen ein anderes Fahrzeug entgegen. Als ein schwerer Truck an ihnen vorbeiraste, schien die Straße unter ihnen zu zittern. Jenn wurde nicht langsamer.
    Sie brauchten keine halbe Stunde nach Hardeeville. In dem verschlafenen Nest an der Interstate brannten kaum noch Lichter, selbst die Straßenlaternen waren trüber als in Savannah. Nur in den Fast-Food-Lokalen direkt an der Schnellstraße war noch etwas los.
    Dort parkte auch der Streifenwagen des Sheriffs. Jenn hielt neben ihm und ließ das Fenster herunter. Sie zeigte dem verdutzten Deputy ihren Ausweis. »Savannah Police, Detective Jennifer McAvoy. Ich nehme an, Ihre Einheit überwacht Moses Middleton.«
    »Das stimmt, Ma’am.« Er war jung.
    »Detective«, verbesserte sie ihn. »Wir haben einen anonymen Anruf bekommen, einer der Middletons sei in Gefahr. Könnte ein Witzbold gewesen sein, aber davon wollten wir uns lieber selbst überzeugen. Die Feds sind ziemlich heikel, wenn es um eine solche Überwachung geht. Irgendwas Besonderes bei Middleton, Deputy?«
    Der Deputy hielt einen Cheeseburger in der rechten Hand. »Nicht, dass ich wüsste, Ma’am … Detective. Vor zehn Minuten war alles in Ordnung.«
    »Na, dann … guten Appetit!«
    »Danke, Ma’am.«
    Sie fuhren zu dem Haus von Moses Middleton, einer armseligen Hütte in einem eher tristen Viertel, das augenscheinlich den wenig begüterten Einwohnern vorbehalten war. Das windschiefe Holzhaus, von dem längst die Farbe abgeblättert war, stand zwischen einigen Bäumen und gegenüber einer dunklen Tankstelle.
    »Was soll das?«, versuchte Harmon Jenn zurückzuhalten.Er war immer noch gegen den Einsatz. »Du hast doch gehört, dass er okay ist. Der Arme hat sich längst aufs Ohr gehauen.«
    »Wir sagen lieber mal Hallo.« Jenn hatte bereits die Wagentür geöffnet. »Vielleicht kann er ein paar Tage zu einem Freund ziehen, da wäre er sicherer.«
    »So einer hat keine Freunde.«
    »Jetzt sind wir schon mal hier«, erwiderte Jenn. »Kostet doch nichts.« Sie war bereits vorausgegangen und blieb vor der Tür stehen. Harmon blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Sie sah, dass in einem der Zimmer noch Licht brannte, und klopfte laut. »Mister Middleton? Mister Moses Middleton?«, rief sie. »Savannah Police.

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