Ghost
wegen Verübung eines Kriegsverbrechens verurteilt, weil er einen US-Bürger dem Waterboarding unterzogen hatte. Laut Recherchen von ABC News ist die CIA seit Mitte März 2002 autorisiert, Waterboarding anzuwenden, und rekrutierte daraufhin ein vierzehnköpfiges Team, das in dieser Technik ausgebildet war.
Eine Illustration aus dem Kambodscha Pol Pots zeigte einen Mann, der, an Handgelenken und Fußknöcheln gefesselt, auf dem Rücken mit dem Kopf nach unten auf einer schrägen Tischplatte lag. Der Kopf steckte in einem Sack. Ein Mann schüttete aus einer Kanne Wasser über das Gesicht. Eine andere Fotografie zeigte einen gefangenen Vietcong, der von drei GIs auf den Boden gedrückt und mit Wasser aus einer Feldflasche einer ähnlichen Prozedur unterzogen wurde. Der Soldat, der das Wasser über das Gesicht rinnen ließ, grinste. Der Mann, der auf der Brust des Gefangenen kniete, hielt lässig eine Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand.
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und dachte an verschiedene Dinge. Vor allem dachte ich an Emmetts Bemerkung über McAras Tod – dass der Tod durch Ertrinken nicht schmerzlos, sondern quälend sei. Vorhin hatte ich das für eine aus dem Mund eines Professors ziemlich merkwürdige Aussage gehalten. Ich dehnte meine Finger wie ein Konzertpianist, der den besonders schwierigen Schlusssatz in Angriff nehmen wollte. Dann tippte ich »Paul Emmett« »CIA« in die Suchmaschine ein.
Sofort füllte sich der Schirm mit Ergebnissen, die auf den ersten Blick allesamt Ausschuss waren: von Emmett verfasste Zeitungsartikel und Buchbesprechungen, in denen die CIA erwähnt wurde; Artikel anderer Autoren über die CIA, die Verweise auf Emmett enthielten; Artikel über die Arcadia Institution, in denen die Worte »CIA« und »Emmett« auftauchten. Ich hatte schon zwischen dreißig und vierzig Links überflogen, als ich schließlich auf einen Artikel stieß, der vielversprechend klang.
Die CIA und die Welt der Akademiker
»Die Central Intelligence Agency bedient sich mittlerweile mehrerer Hundert amerikanischer Akademiker... Paul Emmett...
www.spooks-on-campus.org/Church/listKI897a/html – 11k –
Die Web-Seite trug den Titel »Wen hat Frank damit gemeint???« und begann mit einem Zitat aus dem 1976 veröffentlichten Bericht des von Senator Frank Church geleiteten CIA-Sonderausschusses:
Die Central Intelligence Agency bedient sich mittlerweile mehrerer Hundert amerikanischer Akademiker (unter »Akademiker« fallen auch Angestellte der Universitätsverwaltung, Fakultätsangehörige und in der Lehre tätige Doktoranden), die außer Hinweise zu liefern und, wenn nötig, zu nachrichtendienstlichen
Zwecken Personen anzuwerben, gelegentlich Bücher und andere Schriften verfassen, die zur Propaganda im Ausland geeignet sind. Darüber hinaus bedient sie sich etwa sechzig, siebzig Personen, die unwissentlich geringfügigere Aufgaben erfüllen.
Darunter befand sich in einer Hyperlink-Liste von etwa zwanzig Namen auch der von Emmett. Als ich den Namen anklickte und anfing zu lesen, hatte ich das Gefühl, als stürzte ich durch eine Falltür.
Laut Frank Molinari, einem Informanten aus der CIA, stieß Yale-Absolvent Paul Emmett entweder 1969 oder 1970 zur CIA. Er wurde innerhalb des für Undercover-Aktivitäten und Spionageabwehr zuständigen Directorate of Operations der für das Ausland zuständigen Foreign Resources Division zugeteilt. (Quelle: Inside the Agency, Amsterdam, 1977)
»O nein«, sagte ich leise. »Nein, nein. Das kann einfach nicht stimmen.«
Ich hatte bestimmt schon eine volle Minute auf den Bildschirm gestarrt, als mich plötzlich der Krach von zerbrechendem Geschirr aus meinen Tagträumen riss. Eines der auf dem Boden spielenden Kleinkinder hatte den Tisch umgeworfen. Während die Kellnerin mit Schaufel und Besen herbeieilte und die Kindermädchen (oder Mütter) ihre Schützlinge zur Ordnung riefen, fiel mir auf, dass die beiden kurz geschorenen Männer an der Theke von dem kleinen Drama keinerlei Notiz nahmen: Sie starrten mich an. Einer hielt sich ein Handy ans Ohr.
Ziemlich gelassen – hoffentlich gelassener, als ich mich fühlte – schaltete ich den Computer aus und trank einen letzten Schluck Kaffee. Er war eiskalt. Dann nahm ich meinen Koffer und legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch. Sollte mir etwas zustoßen, dachte ich, dann würde sich die gestresste Kellnerin sicherlich an den einzelnen Engländer
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