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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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nicht mehr sicher, ob ich nicht unwillkürlich mein Notizbuch auf den Tisch legte.
    »Das saß«, sagte ich.
    »Tut mir leid. Ich wollte nicht grob werden. Aber eins ist doch klar, wir sitzen im selben Boot, Sie und ich. Ich habe immer mehr von Politik verstanden als Adam. Und Sie verstehen mehr vom Schreiben. Aber letztlich ist er der Star, richtig? Und unser Job ist es, das wissen wir beide, dem Star zuzuarbeiten. Sein Name auf dem Buchdeckel ist es, der das Buch verkauft, nicht Ihrer. Und bei mir war es das Gleiche. Ich habe schnell erkannt, dass er in der Politik alles würde erreichen können. Er hatte das Aussehen und den Charme. Er war ein großartiger Redner. Die Leute haben ihn gemocht. Dagegen hatte ich immer etwas von dem hässlichen Entlein, das die brillante Gabe hatte, ins Fettnäpfchen zu tappen. Wie gerade hinreichend bewiesen.« Sie legte ihre Hand auf meine. »Es tut mir wirklich leid. Ich habe Ihre Gefühle verletzt. Ich nehme doch an, dass auch Ghosts Gefühle haben, wie wir alle.«
    »Wenn man uns sticht, bluten wir«, sagte ich.
    »Sind Sie fertig mit dem Essen? Wie wär’s dann, wenn Sie mir zeigen, was Mike bei seinen Recherchen alles ausgegraben hat? Das würde ich wirklich gern wissen.«
     
     
    *
     
    Ich ging nach unten und holte McAras Umschlag. Als ich zurückkam, hatte Ruth sich wieder auf das Sofa gesetzt. Im Kamin lagen frische Holzscheite, und der Wind im Schornstein saugte orangefarbene Funken in die Höhe. Dep räumte das Geschirr ab. Ich konnte gerade noch den Tumbler und die Flasche Scotch retten.
    »Möchten Sie Dessert?«, fragte Ruth. »Kaffee?«
    »Nein danke.«
    »Wir sind fertig, Dep, danke.« Sie setzte sich leicht auf, um anzudeuten, dass ich neben ihr Platz nehmen solle, aber ich tat so, als hätte ich die Geste nicht bemerkt, und setzte mich auf meinen alten Platz ihr gegenüber, auf die andere Seite des Couchtischs. Mich schmerzte immer noch der Schlag, dass ich kein richtiger Schriftsteller sei. Vielleicht hatte sie recht. Ich schreibe keine Gedichte, das ist wahr. Ich verfasse keine einfühlsamen Analysen meiner adoleszenten Angstzustände. Ich habe keine Meinung zur Befindlichkeit der Spezies Mensch, außer vielleicht der, dass man sie am besten nicht zu genau unter die Lupe nimmt. Ich betrachte mich als literarisches Pendant zu einem geschickten Dreher, Teppichknüpfer oder auch Töpfer: Ich produziere gefälliger Zerstreuung dienende Gegenstände, die sich die Menschen gern kaufen wollen.
    Ich öffnete den Umschlag und nahm die Fotokopien von Langs Mitgliedsausweis und den Artikeln über die Londoner Wahlen heraus. Ich schob sie über den Tisch. Sie setzte sich im Schneidersitz auf, beugte den Oberkörper vor und las, während ich unversehens einen Blick in das flache Tal ihres Ausschnitts tat.
    »Tja, da gibt’s nichts zu diskutieren«, sagte sie und schob den Mitgliedsausweis zur Seite. »Das ist einwandfrei seine Unterschrift.« Sie klopfte mit einem Finger auf den Bericht über die Wahlhelfer 1977. »Ein paar von den Gesichtern kenne ich. An dem Abend hatte ich wohl frei, oder ich war woanders im Einsatz. Sonst wäre ich auch auf dem Foto.« Sie schaute auf. »Was haben Sie noch?«
    Ich sah keinen Grund, warum ich etwas vor ihr verbergen sollte, also schob ich gleich den ganzen Umschlag über den Tisch. Sie inspizierte den Namen und die Adresse, dann den Poststempel und schaute mich dann an. »Was hatte Mike vor?«
    Sie klappte die Lasche des Umschlags auf, hielt diesen mit Daumen und Zeigefinger auf und lugte hinein, als lauerte da etwas in dem wattierten Inneren, das sie beißen könnte. Dann drehte sie das Kuvert um und kippte den gesamten Inhalt auf den Tisch. Ich beobachtete sie genau, während sie die Fotografien und Programmzettel durchging, und suchte in ihrem intelligenten, harten und blassen Gesicht nach dem Hauch eines Hinweises darauf, warum McAra das alles für so wichtig gehalten haben könnte. Ich sah, wie die harten Linien weich wurden, als sie ein Foto herauspickte, das Lang in seinem gestreiften Blazer an einem schattenbetupften Flussufer zeigte.
    »Da, schauen Sie«, sagte sie. »Hübscher Bursche, was?«
    Sie hielt sich das Foto neben die Wange.
    »Unwiderstehlich«, sagte ich.
    Sie nahm die Fotos genauer unter die Lupe. »Gott, schauen Sie sich die Leute an. Adams Haare. Das war schon eine andere Welt. Als diese Fotos aufgenommen wurden, was war da nicht alles los in der Welt! Vietnam. Kalter Krieg. Der erste Bergarbeiterstreik in

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