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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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England seit 1926. Der Militärputsch in Chile. Und was machen die? Schlürfen Champagner und schippern auf dem Fluss rum!«
    »Darauf trinke ich.«
    Sie legte das Foto auf den Tisch.
    »Hier, hören Sie sich das an«, sagte sie und fing an vorzulesen:
     
    The girls they will all miss us
    As the train it pulls away.
    They’ll blow a kiss and say »Come back
    To Cambridge town some day.«
    We’ll throw a rose neglectfully and turn and sigh farewell
    Because we know the chance they’ve got
    Is a snowball’s chance in hell.
    Cheer oh, Cambridge, suppers, bumps and Mays,
    Trinners, Fenner’s cricket, tennis,
    Footlight shows and plays.
    We ‘ll take a final, farewell stroll
    Along dear old K.P.,
    And a final punt up old man Cam
    To Grantchester for tea.
     
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Die Hälfte davon verstehe ich gar nicht. Das ist Cambridge-Code.«
    »Bumps sind College-Bootsrennen«, sagte ich. »In Oxford gibt’s die auch, aber Sie waren wahrscheinlich zu beschäftigt mit dem Bergarbeiterstreik. Mays sind Maibälle – die finden Anfang Juni statt, logisch.«
    »Logisch.«
    »Trinners ist das Trinity College. Fenners ist der Name des Kricketfelds der Universität.«
    »Und K.P.?
    »King’s Parade.«
    »Damals war das als Spottgedicht gemeint«, sagte sie. »Aber heute klingt es sehr wehmütig.«
    »Tja, das haben Satiren so an sich.«
    »Was ist mit der Telefonnummer hier?«
    Ich hätte wissen müssen, dass ihrem Blick nichts entging. Sie hielt mir das Foto mit der Nummer auf der Rückseite hin. Ich sagte nichts. Ich spürte, wie ich rot wurde. Natürlich hätte ich es ihr gleich erzählen sollen. Jetzt stand ich da wie auf frischer Tat ertappt.
    »Ja?«
    Ich sagte leise: »Das ist Richard Rycarts Nummer.«
    Allein ihr Gesichtsausdruck machte die Peinlichkeit fast wett. Sie sah aus, als hätte sie eine Hornisse verschluckt. Sie fasste sich mit der Hand an den Hals.
    »Sie haben Richard Rycart angerufen?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    »Nicht ich. McAra muss ihn angerufen haben.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Wer sonst hätte die Nummer da hinschreiben sollen?« Ich hielt ihr mein Handy hin. »Da, rufen Sie an.«
    Sie schaute mich eine Zeit lang an, als spielten wir »Wahrheit oder Wagnis«, dann griff sie über den Tisch, nahm das Telefon und wählte die vierzehnstellige Nummer. Sie hob das Handy ans Ohr und schaute mich erneut an. Etwa dreißig Sekunden später sah ich, dass ihre Augen erschrocken zuckten, dann drückte sie zittrig auf den Aus-Knopf und legte das Telefon auf den Tisch.
    »Ist er rangegangen?«, fragte ich.
    Sie nickte. »Hat sich angehört, als wäre er gerade im Restaurant.«
    Das Handy fing an zu klingeln und bewegte sich bebend wie ein zum Leben erwachter Organismus über die Tischplatte.
    »Was soll ich tun?«, fragte ich.
    »Was immer Sie wollen. Es ist Ihr Handy.«
    Ich schaltete es aus. Stille, nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören.
    »Wann haben Sie das rausgefunden?«, fragte sie.
    »Heute. Als ich in McAras Zimmer gezogen bin.«
    »Und dann sind Sie nach Lambert’s Cove gefahren, um sich anzuschauen, wo die Leiche angeschwemmt worden ist?«
    »Ja.«
    »Und warum haben Sie das gemacht?« Ihre Stimme war jetzt sehr leise. »Ehrlich, bitte.«
    »Ich weiß selbst nicht genau, warum.« Ich machte eine Pause, und dann sprudelte plötzlich alles aus mir heraus. Ich konnte es nicht länger für mich behalten. »Ich hab da einen Mann getroffen. Einen alten Burschen, der sich mit den Strömungen im Vineyard Sound auskennt. Der meint, dass es um diese Jahreszeit völlig ausgeschlossen ist, dass ein Körper von der Woods-Hole-Fähre fällt und dann in Lamberts Cove angespült wird. Außerdem hat er mir mitgeteilt, dass eine Frau, die in einem Haus hinter den Dünen lebt, in der Nacht, als McAra verschwunden ist, Licht von Taschenlampen am Strand gesehen hat. Später ist sie dann die Treppe runtergefallen, seitdem liegt sie im Koma. Sie kann der Polizei nichts mehr sagen.« Ich breitete die Hände aus. »Das ist alles, was ich weiß.«
    Sie schaute mich mit leicht geöffnetem Mund an.
    »Das ist alles, was Sie wissen«, sagte sie langsam. »Mein Gott!« Sie tastete erst auf den Lederpolstern herum, wandte sich dann dem Tisch zu und suchte unter den Fotografien. »Scheiße, verdammte.« Sie schnippte mit den Fingern in meine Richtung. »Los, geben Sie mir Ihr Telefon.«
    »Wen wollen Sie anrufen?«, fragte ich, während ich ihr mein Handy hinhielt.
    »Wen wohl? Adam

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