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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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fast da.
    Ping.
    Der Aufzug kam ruckartig zum Stehen, und die Tür glitt auf. Eine junge Tresormanagerin erwartete uns. Sie blickte auf und erstarrte vor Schrecken, und dann ließ sie die Papiere fallen, die sie in der Hand hielt. Ich erinnere mich kaum an sie, aber ihren Schrei werde ich nie vergessen. Dabei war er nicht mal besonders einprägsam. Wie die meisten Schreie begann er wie ein schrilles Japsen und endete in einem hysterischen Schluchzen. Was mich durcheinanderbrachte, war das Timing. Bei den meisten Raubüberfällen dauert es ein paar Augenblicke, bis jemand schreit. Manchmal herrscht sogar die ganze Zeit ein seltsam bedeutungsschwangeres Schweigen, weil alle geschockt und starr vor Angst sind. Diesmal allerdings nicht. Kaum ging die Aufzugtür auf, fing diese Frau an zu schreien.
    Ich packte sie bei den Haaren und stieß sie gegen einen der Kassenschalter.
    Genau genommen war es gut so. Malaysia hat mehrere Hauptverkehrssprachen, und dieser Schrei transzendierte sie alle. Jeder in dieser Bank wusste sofort, was los war, selbst wenn sie kein Wort von dem verstanden, was ich jetzt sagen würde. Ich schwenkte das Sturmgewehr herum und schickte einen Feuerstoß unter die Decke.
    » Niemand bewegt sich!«, rief ich. » Das ist ein Überfall!«
    Danach passierten mehrere Dinge auf einmal. Vincent sprang über die schusssicheren Plastikscheiben hinweg auf die Theke und richtete die Pumpgun auf die Kassierer. Er befahl ihnen zurückzuweichen und das Geld nicht zu berühren. Unter der Theke befanden sich Knöpfe, die einen lautlosen Alarm auslösten, und selbst wenn die Kassierer nicht den Mut hatten, sie zu drücken, gab es noch einen passiven Alarm, den das Geld in den Schubladen aktivieren konnte: Wenn der letzte Schein aus dem Fach genommen wurde, ging er los.
    Gleichzeitig nahm Mancini sich den Empfangsraum vor. Er bewegte sich von hinten nach vorn, schwenkte sein Schrotgewehr hin und her und trieb alle hinaus in den Vorraum. Draußen riss er den Notausgang zum Treppenhaus auf, nahm eine Tränengasgranate von seinem Munitionsgurt und warf sie hinaus. Innerhalb von zwanzig Sekunden erfüllte das Tränengas das ganze Treppenhaus über mindestens zwei Stockwerke. Ohne Ventilation würde das Zeug mindestens eine Stunde lang dort hängen bleiben, und ohne Gasmaske würde niemand dort heraufkommen können. Zur Sicherheit schlug Mancini die Tür wieder zu und verschloss sie mit einem schweren Motorradschloss. Dort würde niemand mehr herein- oder hinauskommen.
    Hsiu ging hinaus in die Lobby und drückte auf die Rufknöpfe an den anderen vier Aufzügen. Zwei glitten sofort auf, und sie drückte einen kurzen Streifen Isolierband über die Lasersensoren, die verhinderten, dass die Türen jemanden einklemmten. Solange die Streifen dort klebten, würden diese Aufzüge sich nur bewegen, wenn die Feuerwehr sie mit einem Schlüssel freischaltete. Eine Zeitbeschränkung gab es auch nicht, und deshalb würde es für die Gebäudesicherheit schwierig sein, sie abzuschalten oder die Notsteuerung zu aktivieren. Hsiu überzog die Kameras über den Knöpfen mit schwarzer Sprühfarbe. Während der nächsten zwei Minuten würde sie auf die beiden anderen Aufzüge warten und sie auf die gleiche Weise außer Betrieb setzen.
    Angela war bereits hinten. Deng Onpang, der Geschäftsführer, war dort in seinem Büro hinter den Glaskabuffs. Sie packte ihn beim Kragen, bevor er Zeit hatte aufzuspringen, und schlug seinen Kopf auf die Schreibtischkante. Er flog vom Stuhl und fiel halb betäubt zu Boden. Diese Behandlung nennen wir » Kopfstarter«. Wenn wir annehmen müssen, jemand könnte uns Ärger machen oder den Alarm auslösen, geben wir ihm als Erstes einen Schlag auf den Kopf. Dann weiß er nicht nur, dass wir es ernst meinen, sondern es bringt ihn auch durcheinander und macht es ihm schwerer, rational zu handeln. Mit einer leichten Gehirnerschütterung tut keiner mehr etwas. Als Deng am Boden lag, riss Angela ihm das Hemd auf und nahm ihm Tresor- und Schließfachschlüssel ab, die er am Hals trug. Sie wusste, dass er einen Panikschalter unter dem Schreibtisch hatte. Also schleifte sie ihn am Kragen hinaus und ließ ihn im Vorraum fallen.
    Auch Joe verschwendete keine Zeit. Er ging geradewegs zu der Tresortür. Nach weniger als zwanzig Sekunden lag er auf den Knien und holte seine Bohrausrüstung aus der Tasche. Nur einen Schritt weit von ihm entfernt stand ein weiterer Angestellter starr vor Panik an der Wand. Mancini wedelte mit

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