Ghostman: Thriller (German Edition)
rannte mit mir gegen die Wand, doch er konnte mich nicht abschütteln. Das Blut von meinen Händen tropfte auf seinen Schädel und lief ihm in die flackernden Augen. Er brachte keinen Laut über die Lippen, riss den Mund auf wie ein Fisch auf dem Trockenen, und dann kippte sein ganzer Körper vornüber und erschlaffte. Ich ließ ihn los, und er fiel zu Boden wie ein Sack Steine. In ein paar Stunden würde er mit den schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens aufwachen.
Unterdessen hatte der Wolf sich von der Tischplatte befreit und kroch voller Panik auf die Plastikwaffe zu, die dem Toten aus der Hand gefallen war. Ich rannte hinüber und trat so fest zu, wie ich konnte, als seine Hand die Pistole erreichte. Die Waffe rutschte über den Fußboden und fiel durch ein Loch in den Bodendielen. Es klatschte, als sie darunter ins Wasser fiel.
Der Wolf schaute zu mir auf, schüttelte die Hand, gegen die ich gerade getreten hatte, und rutschte ein kleines Stück weit auf die Tür zu. Er hielt an, als ich mich vor ihm aufstellte. Sein Anzug war verdorben. Ich zog ihn am Kragen hoch und sagte: » Geben Sie mir einen guten Grund.«
» Hundertfünfzig Riesen«, krächzte er. » In meinem Hotelzimmer. Geben Sie mir eine Stunde. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, sehen wir uns in der Hölle.«
» Zimmernummer?«
» Penthouse. Und keine Spielchen mehr.«
Ich ließ ihn wieder fallen und ging hinaus.
FÜNFUNDFÜNFZIG
Kuala Lumpur
In dem Moment, als die Aufzugtür sich öffnete, ging alles an unserer Flucht schief. Als wir im zweiten Untergeschoss ankamen, brandete mir eine riesige Meereswelle aus Licht und Lärm entgegen. Ich wusste nicht genau, was mit mir passierte, aber ich wusste eines.
Es war eine gottverdammte Falle der Polizei.
Ich weiß nicht, wie es abgelaufen war. Bevor wir in den Aufzug stiegen und abwärtsfuhren, hatte Alton uns signalisiert, die Luft sei rein. Keine Polizei in der Tiefgarage. Draußen seien Polizeibarrikaden, klar, und in den Straßen rund um das Gebäude, aber das zweite Tiefgeschoss sei leer. In einer Minute und vierzig Sekunden hatte sich das jedoch alles geändert.
Jetzt explodierte vor meiner Nase eine Granate.
Die Druckwelle riss mich nicht von den Beinen, aber sie blendete mich. Ich konnte weder sehen noch hören. Ich spürte, dass jemand meine Schulter packte und mich aus dem Aufzug riss. Ich fühlte den Beton unter meinen Stiefeln. Dann hörte ich Schüsse. Erst leise, aber bald klangen sie dröhnend. Langsam kehrte mein Sehvermögen zurück. Ich sah grelle Mündungsblitze vom Ende der Garage. Die Royal Malaysian Police hatte hinter einer Barrikade aus Polizeifahrzeugen eine Gefechtslinie gebildet und das Feuer eröffnet. Das Mündungsfeuer beleuchtete flackernd wie Kometen die ganze Ecke der Garage. Zwischen uns lag eine Tränengasgranate und blies dicke gelbe Rauchwolken in die Luft.
Ich zog das G36-Sturmgewehr hoch, drückte es an die Hüfte und schickte einen Feuerstoß zu der Barrikade hinüber. Ich schoss blindlings. Jeder Schuss klang wie das dumpfe Schlagen einer Basstrommel, nicht wie das durchdringende Knallen eines Gewehrs. Hsiu hielt mich immer noch bei der Schulter fest. Der gepanzerte Transporter war nur ein paar Schritte weit entfernt. Wir rannten alle darauf zu, und ich hoffte inständig, dass es Alton noch nicht erwischt hatte.
Dann sah ich, wie Joe Landis zu Boden ging. Eine Kugel traf ihn in den Kopf, vielleicht zwei Schritte vor mir. Unter der schweren Ausrüstung auf seinem Rücken fiel er nicht, sondern sackte eher zusammen. Er war tot, bevor ich etwas tun konnte, und sein Rucksack war immer noch voll mit Nitroglyzerin.
Als Nächste kamen die italienischen Brüder mit erhobenen Schrotgewehren aus dem Aufzug. Sie pumpten so schnell, dass die roten Patronenhülsen in der Luft zusammenstießen.
Die Polizei hatte die Garagenausfahrt in einen Flaschenhals verwandelt. Offenbar hatten sie ihre Unimog-Trucks im letzten Moment heruntergefahren. Alle konnte ich nicht sehen, aber aus dieser Entfernung erkannte ich zwei Männer mit schwarzen Baretten, die auf der Ladefläche des zweiten Trucks kauerten. Aus ihren Maschinenpistolen vom Typ MP 5A2 kamen gleichmäßige Salven. Eine Kugel streifte Angelas Rucksack.
Mein Magazin war leer. Ich drückte auf die Entriegelung, zog es heraus und fummelte ein neues unter meinem Hemd hervor, aber bevor ich den Federverschluss zu fassen bekam, fühlte ich einen schweren Schlag gegen die Brust. Ich war getroffen. Die Kugel nahm mir
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