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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Geschäftsführer Kaffee trinken, und wie trinkt er ihn?
    Alles muss man wissen.
    Deshalb muss man in die Bank gehen und sich lange und gründlich umsehen. Zwanzig Minuten reichen da nicht. Eher braucht man zwei Tage. Diese Beobachtungsperiode stellt den professionellen Räuber vor eine Reihe von einzigartigen Problemen. Zum Ersten braucht er irgendeinen Grund für seine Anwesenheit. Bankangestellten fällt es auf, wenn jemand hereinkommt, sich eine Stunde lang umschaut und dann wieder geht, ohne irgendetwas Geschäftliches erledigt zu haben. Aber selbst wenn es einem gelingt, den Laden auszuchecken, ohne dass die Angestellten etwas bemerken, sind da die Kameras. Sicher, sie stellen keine unmittelbare Gefahr dar, denn niemand wird verhaftet, nur weil er hereinkommt und nichts weiter tut, aber sie können sich später zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Wenn du die Bank ausgeraubt hast, können die Ermittler alte Aufnahmen durchsehen und feststellen, ob jemand, der den Räubern in Größe und Statur entspricht, schon einmal da gewesen ist. Jeder, der in den letzten sechs Monaten die Bank betreten hat, wird unter die Lupe genommen. Wenn sie eine Übereinstimmung finden, können sie das Bild in den Nachrichten zeigen, und schon sind sie einen Schritt näher daran, dich zu fassen. Wenn wir also die Bank genauer unter die Lupe nehmen wollten, mussten wir als Leute hineingehen, die wir nicht waren.
    Auftritt Ghostman.
    Hsiu Mei sollte uns steuern. Sie würde in einem Van sitzen und per Funk mit unseren Ohrhörern verbunden sein. Falls nötig, konnte sie für uns übersetzen, aber vor allem würde sie uns durch das Gebäude führen. Immer wieder hatte sie die Pläne studiert und dabei endlose Mengen von heißem grünem Tee aus Styroporbechern getrunken.
    Angela und ich würden hineingehen.
    Am Morgen verbrachten wir mehrere Stunden damit, uns zu verkleiden, und Angela sah umwerfend aus. Sie trug ein rotes Sommerkleid von Gucci, ein Platinarmband mit teuren Steinen, Absätze nach der neuesten Mode und eine dazu passende Handtasche. Sie hatte kein bisschen Ähnlichkeit mit der Frau, die ich seit Jahren kannte. Diese Angela war gut zwanzig Jahre jünger und um ein paar Millionen Dollar reicher. Ihre Kontaktlinsen waren beinahe phosphoreszierend grün, und ihr Haar war lang, schwarz und völlig glatt. Mit ihren blutroten Lippen sah sie aus, als sei sie einer Illustrierten entstiegen. Sie war nicht mehr Angela. Sie war Elizabeth Ridgewater, eine Erbin aus New England.
    Ich sah ein bisschen anders aus. Ich trug einen schlichten schwarzen Anzug mit einer Krawatte, die aus der vorvorigen Modesaison stammte. Mein Make-up ließ mich ungefähr zehn Jahre älter aussehen, und die dunkelbraune Haarfarbe gab mir etwas Bedrohliches. Ich arbeitete an meinem Gesicht, bis es von einem fast permanenten Stirnrunzeln verfinstert wurde. Ich war William Gold, Miss Ridgewaters persönlicher Leibwächter.
    Angela kettete einen Halliburton-Aktenkoffer an mein Handgelenk, ein leichtes Aluminiumteil, das innen mit Schaumstoffschichten ausgekleidet war, die zusätzlichen Schutz bieten sollten. Ich hörte, wie etwas Kleines, aber Schweres darin herumkullerte, als ich den Koffer aufhob.
    » Gehen wir«, sagte Angela.
    Wir stiegen aus dem Van und traten durch die Drehtür in die Eingangshalle. Selbstverständlich ging sie voran. Sie bewegte sich mit dem Selbstbewusstsein und der Anmut einer Frau, die es sich leisten kann zu kaufen, was ihr gefällt. Ich blieb mit gesenktem Kopf hinter ihr und setzte eine dunkle Ray-Ban auf. Die Leute schauten uns an. Das ist mir unbehaglich, selbst wenn ich verkleidet bin. Mir ist wohler, wenn ich irgendein Nobody sein kann.
    Das Zielgebäude hieß National Exchange Tower, und es war ein fünfunddreißigstöckiger Wolkenkratzer mit einem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Auf dem Weg durch die Eingangshalle machte ich mir rasch ein Bild vom Erdgeschoss. Für keine der Türen brauchte man irgendeine Art von Zugangsschlüssel oder Magnetstreifenkarte, und am Eingang stand kein Metalldetektor, wie es in solchen Gebäuden heutzutage üblich ist. Niemand am Empfang sprach uns an, als wir zu den Aufzügen gingen. Einer blickte auf und nickte, aber das war alles.
    Nur der obere Bereich des Gebäudes gehörte der Bank. Im Vorbeigehen warf ich einen Blick auf die Liste der Mieter, die neben den Aufzügen hing. Im Erdgeschoss war die Eingangshalle. Die erste Etage war den Büros der Gebäudeverwaltung vorbehalten:

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