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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Kette auf, legte den Aktenkoffer auf den Schoß und klappte ihn auf, um dem Manager zu zeigen, wovon sie redete. Im Koffer lag ein Stein, so groß wie die Fingerkuppe eines Mannes. Seine Farbe glich der eines Rubins, war aber ein bisschen zu klar. Es war ein roter Diamant, ein Diamant von seltenster Färbung. Er war vor fast dreihundert Jahren irgendwo in Indien ausgegraben worden und hatte zu verschiedenen Zeiten zwei europäischen Königen, drei Prinzessinnen, zwei Scheichs und drei Milliardären gehört. Bei einer Auktion würde er etwas mehr als vierzehn Millionen Dollar einbringen. Er sah aus wie ein gefrorener Blutstropfen.
    Es war der kasachische Krondiamant.
    Natürlich war es nicht der echte kasachische Krondiamant. Der lag hinter zwei Zoll dickem, kugelsicherem Glas in Abu Dhabi. Dieser hier war eine Fälschung, aber eine sehr gute. Er war aus einem würfelförmigen Zirkon hergestellt, der mit einer geringen Menge Cerium behandelt worden war, um ihm den ungewöhnlichen roten Farbton des Originals zu geben. Jeder, der ein paar Jahre Erfahrung und eine Juwelenlupe besäße, hätte sehen können, dass er nicht echt war, doch das würde kein Problem werden. Der Koffer war voll von gefälschten Dokumenten– Versicherungsunterlagen, Herkunftsbeurkundungen, Expertisen. Der Stein brauchte nur wertvoll auszusehen, und ich sage Ihnen, das tat er.
    Der Manager riss für einen Moment die Augen auf, aber diese Reaktion hatte er gleich wieder im Griff. Es gehörte vermutlich zu seinem Job, keine Begeisterung für die Wertsachen zu zeigen, die er zu beschützen hatte. Das leiseste Anzeichen von Habgier konnte bei einem potentiellen Kunden die Alarmglocken schrillen lassen. Es kam darauf an, alles genau nach Vorschrift und mit möglichst wenigen Abweichungen zu erledigen. Er sah uns flüchtig an und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    » Ich bin bereit, jeden Sonderpreis zu zahlen, damit er in Sicherheit ist«, sagte Angela. » Vorausgesetzt, Sie können mir das Level an Sicherheit bieten, an das ich gewöhnt bin. Ich hatte auch schon Probleme mit malaysischen Banken.«
    Sie spielte ein sehr heikles Spiel. Sie musste den Manager dazu bringen, dass er uns den Tresor besichtigen ließ, ohne wirklich ein Fach zu kaufen. Wir wollten, dass er uns am Ende ablehnte, damit wir nicht allzu eindrücklich in Erinnerung blieben. Wenn er ihren Wunsch akzeptierte und wir im letzten Moment ausstiegen, würde er sich ganz sicher an unseren Besuch erinnern, und das könnte uns zum Verhängnis werden. Angelas Ton war gleichermaßen sanft und anmaßend. Sie wirkte so verzweifelt, dass ihr Wunsch Berücksichtigung verdiente, und zugleich so arrogant, dass ihr eine Ablehnung nicht schaden würde.
    Während Angela und der Manager noch eine Weile über den Tresor plauderten, prägte ich mir die Positionen der Überwachungskameras ein. Die ganze Bank war mit diesen schwarzen Kamerakuppeln verdrahtet, die unter der Decke hingen und jeden Quadratzoll der Bankräume mehrfach abdeckten. Über jedem Schalter war eine, dahinter noch eine, eine über jedem Arbeitsplatz und vier weitere vor dem Tresorraum. Von der Überwachung ausgenommen war nur der Zugang zu den Mitarbeitertoiletten in der hinteren Wand.
    Ich entschuldigte mich höflich, um zur Toilette zu gehen. So könnte ich ein bisschen mehr herumschnüffeln. Als ich sein Büro verlassen hatte, flüsterte ich: » Kameras.«
    Hsiu Mei flüsterte in meinem Ohr. » Sieh dir den Aufzug im hinteren Raum bei dem Tresor und den Schließfächern genau an.«
    Der Aufzug, von dem sie sprach, befand sich neben dem Tresorraum und hatte keine Ähnlichkeit mit dem, der uns heraufgebracht hatte. Er hatte schwere Türen aus massivem Stahl und eine Rufanlage auf dem neuesten Stand der Technik, die es ermöglichte, per Videoschaltung mit jemandem außerhalb des Aufzugs zu sprechen. Im Vorübergehen schaute ich haarscharf hin.
    » Kartenschloss mit doppelter Zutrittskontrolle«, sagte ich leise.
    » Oha«, sagte Hsiu. » Und der Tresor?«
    » Dreifache Zutrittskontrolle«, sagte ich. » Elektronische Verzögerung, Timer-Sperre, Dreischeiben-Kombinationsschloss.«
    Hsiu fluchte auf Chinesisch. Der Tresor war ein absolutes Monster. Sicherheitsvorrichtungen von mehreren Spitzenherstellern waren hier im Einsatz. Ich ging weiter, bevor ich Verdacht erregte.
    Als ich ins Büro zurückkam, war Angela gerade dabei, das Gespräch zu Ende zu bringen. Das meiste von dem, was wir wollten, hatten wir bekommen. Im Idealfall

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