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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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Jack Morton hatte in letzter Zeit zu viel Action gesehen. Es war Zeit für eine Veränderung. Ich wischte den beschlagenen Spiegel blank. Mein Make-up verlief in der Wärme.
    Ich zog mich aus und duschte ausgiebig. Auf meinem Arm war eine Reihe von Blutergüssen entstanden, die Aleksei hinterlassen hatte, als er sich hatte losreißen wollen. Die blauen Flecke färbten sich in der Mitte bereits schwarz.
    Als ich mich abfrottiert hatte, holte ich meine Schminktasche und klemmte die Führerscheinkarte, die ich dem Mercedesfahrer abgenommen hatte, in die untere Ecke des Badezimmerspiegels. Ich konzentrierte mich eine Zeitlang auf das Foto und versuchte, seinen ängstlichen und doch selbstsicheren Gesichtsausdruck nachzuahmen. Er hatte tiefliegende Augen und ein leeres, blasses Gesicht. Obwohl er in einem Küstenort wohnte, hatte er keine Spur von Sonnenbräune. Irgendwie sah er verloren aus.
    » Die haben Ihnen eine Wanze angehängt«, sagte ich mit seiner Stimme.
    Ich wiederholte den Satz zweimal fehlerlos. Nach einigen Augenblicken fühlte ich, wie das Alter von mir abfiel. Ich holte Luft und atmete voller. Meine Schultern streckten sich, und meine Augen wurden ein bisschen heller. Meine Gelenke verloren ihr arthritisches Zittern, und mein Lächeln wirkte weniger geübt. Ich krümmte und streckte die Finger, bis sie sich wieder jung anfühlten. Als ich wieder sprach, hatte ich den weichen Akzent von Atlantic City. » Mein Name ist John Grimaldi.«
    Johns Farbpalette war schwarz. Mit der schwarzen Lederjacke sah er aus, als sei er auf dem Weg in den Club. Er war modisch gestylt, ein Typ, der nichts dagegenhatte, dafür ein bisschen länger vor dem Spiegel zu stehen. Mit etwas Farbe und einer Menge Gel verpasste ich mir schwarzes, glatt glänzendes Haar, und mit einem dünnen Make-up-Stift betonte ich meine Geheimratsecken.
    » Mein Name ist John Grimaldi«, sagte ich, » aber du kannst mich Jack nennen. Ich bin aus Atlantic City, New Jersey. Ich mache so Verschiedenes, verstehst du?«
    Ich zog mich an, und mir ging die Wanze nicht aus dem Kopf, von der er gesprochen hatte. Solange sie aktiv war, war ich in Gefahr. Die Männer, die der Wolf als Nächstes schickte, würden mir in sicherem Abstand folgen müssen. Und sie hätten den Befehl, mich umzubringen. Ganz gleich, wie anonym dieses Motel war, wenn sie mich hier aufspürten, wäre ich ein toter Mann.
    Mir fiel nur noch eine Möglichkeit ein, wo die Wanze versteckt sein könnte.
    Ich packte meine Sachen in die Reisetasche und strich die Knautschfalten aus meiner Kleidung. Den Zimmerschlüsse l leg te ich unter die Fußmatte, und dann ging ich zum Bentley.
    Ein Auto zu verfolgen ist einfach. Die meisten haben ein eingebautes GPS -System, und wenn der Wagen gestohlen wird, kann der Eigentümer seine Position von ferne ermitteln. Diese Funktion lässt sich deaktivieren, doch ein zusätzlich eingebauter Tracker wie zum Beispiel LoJack ist unter Umständen nur sehr schwer zu finden. Diese Geräte sind so klein, dass sie fast überall hineinpassen, und in einem Auto gibt es Hunderte von Stellen, die sich dafür eignen. Bevor ich einstieg, ging ich um den Bentley herum und strich mit der Hand unter den Stoßfängern entlang und über den Kühlergrill. Ich schaute unter die Sitze, ins Handschuhfach und in den Kofferraum.
    Ich fand das Peilgerät erst, als ich mich hinkniete und unter den Wagen spähte. Es war ein weißes Kästchen, fünf mal sieben Zentimeter, das mit einem besonders haltbaren Klebstreifen links zwischen Rad und Radkasten befestigt war. An einem robusten Gummiüberzug leuchtete ein grünes Lämpchen. Verdammt.
    Alexander Lakes hatte mich verkauft. Fluchend schüttelte ich den Kopf. Offenbar hatte er alle Autos verfolgt, die er mir gegeben hatte. Nur so hatte der Wolf mich so schnell finden können. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr leuchtete es ein. Natürlich arbeitete er für den Wolf. Alle in dieser verdammten Stadt taten das.
    Ich hebelte das Gerät mit meinem Messer herunter. Es war kinderleicht. Dann schob ich die Messerklinge durch den Spalt im Plastik, bis das Lämpchen an dem Ding erlosch. Es sendete nicht mehr. Ich sah auf die Uhr. Elf. Ich war drei Stunden in dem Motel gewesen.
    Noch neunzehn Stunden.

VIERZIG
    Kuala Lumpur
    Ich hatte keine Ahnung, wie gründlich dieser Überfall schiefgehen würde. Ich erinnere mich kaum an das, was sich in den Tagen vor dem Job abspielte. Ich weiß nur, dass ich zuversichtlich war und zugleich Angst

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