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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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hatte. Ich bemühte mich, den Klang der Stimme dieses Jungen im Kopf zu behalten, damit ich es an der Sprechanlage nicht vermasselte. Mit Mütze und Uniform mochte ich vielleicht aussehen wie er, aber ich musste jetzt auch klingen und mich benehmen wie er. Ich holte tief Luft.
    Und drückte auf die Ruftaste.
    Auf dem kleinen Bildschirm neben dem Aufzug leuchtete das Gesicht eines älteren Herrn in einem teuren Anzug auf. Ich begrüßte ihn mit einem malaiischen Satz, den ich tausendmal geübt hatte, bis ich ihn perfekt aussprechen konnte.
    » Kantung-kantung«, sagte ich dann. Beutel.
    » Wie viele diesmal?«, fragte er, zum Glück auf Englisch.
    » Das weiß ich nicht. Die Ladung ist versiegelt, und der Fahrer hat die Papiere.«
    » Wie geht’s Ihrer Frau?«
    » Ging schon mal besser«, sagte ich.
    Ich hielt die rote Codekarte hoch, und Deng Onpang tat das Gleiche, und dann zogen wir sie gleichzeitig durch den Schlitz.
    » Der Aufzug ist unterwegs«, sagte Deng. » Bis gleich.«
    » Gut«, sagte ich. » Wir sind so weit.«

EINUNDVIERZIG
    Atlantic City
    Ich war unterwegs zu der Adresse, die Marcus mir gegeben hatte, als eins der Telefone anfing zu klingeln. Ich langte hinüber zum Beifahrersitz, angelte es mir und warf einen Blick auf die Anruferinformation. Statt einer Nummer stand in großen blauen Lettern FBI auf dem Display. Ich klappte das Handy auf und klemmte es zwischen Wange und Schulter.
    » Ja?«, sagte ich. » Sind Sie das?«
    » Hallo? Wer ist da?«, fragte Rebecca Blacker.
    Scheiße. Ich hatte vergessen, dass ich mich in John Grimaldi verwandelt hatte.
    » Ich bin’s«, sagte ich rasch in Jack Mortons Stimme.
    » Sie klangen verändert.«
    » Sie wissen doch, was eine ordentliche Dusche so alles bewirkt.«
    » Besser als sonst jemand«, sagte sie. » Sie sind in großen Schwierigkeiten, Jack. Wissen Sie das?«
    Aber es klang nicht drohend oder düster. Sie sagte es eher mit vergnügter Schadenfreude, als habe sie soeben einen besonders raffinierten Schachzug vollbracht. Ihrem Tonfall konnte ich anmerken, dass sie die Ursache der Schwierigkeiten war, vor denen sie mich jetzt warnte. Das dunkle Grollen der Raucherin war nicht mehr zu hören.
    » Die gute Nachricht ist, dass Sie mich wiedersehen werden«, sagte sie. » Und die schlechte– tja, das Atlantic City Police Department hat soeben einen Haftbefehl gegen Sie erwirkt.«
    » Im Ernst? Was werfen sie mir vor?«
    » Sie werden im Zusammenhang mit einem Doppelmord gesucht, der gestern Nacht begangen wurde. Heute Morgen hat man in der Salzmarsch zwei Leichen mit Schussverletzungen gefunden. Beide Opfer wurden per Kopfschuss getötet, der eine Mann aus nächster Nähe. Der Wagen, zu dem Sie mich gestern Abend geschickt haben, gehörte einem von ihnen, und folglich gibt es eine Verbindung zwischen den Morden und Ihnen.«
    Ich schnaufte. » Mehr braucht man heutzutage nicht mehr für einen Haftbefehl? Ich bin überhaupt noch nie in der Marsch gewesen.«
    » Die Sache ist ernst, Jack. Haben Sie die beiden umgebracht?«
    » Ich bringe nicht gern Leute um«, sagte ich.
    Rebecca seufzte und schlug mit dem Telefon auf etwas Hartes. » Wenn der Haftbefehl nicht aufrechtzuerhalten ist, macht das nichts«, sagte sie. » Wenn ich Sie finden will, finde ich Sie. Man wird auf allen Flughäfen und Highways nach Ihnen fahnden. Noch im Laufe dieser Stunde ist ein Foto von Ihnen in jedem Streifenwagen. Und noch mal drei Stunden später kennt jeder Polizist in drei Staaten Ihr Gesicht.«
    » Woher zum Teufel haben Sie denn ein Foto von mir?«
    » Von der Security-Kamera am Flughafen.«
    Ich musste lächeln. Rebecca Blacker spielte nicht schlecht. Wahrscheinlich war sie es, die den Haftbefehl beantragt hatte. In den Vereinigten Staaten muss die Polizei einen hinreichenden Verdacht mit einer eidesstattlichen Erklärung untermauern, bevor ein Haftbefehl erlassen wird. Blacker war die Einzige, die eine solche Erklärung hätte unterschreiben können. Nur sie konnte auf das Flughafenfoto hingewiesen und eine Verbindung zwischen mir und den Morden hergestellt haben. Nur sie wusste ja, dass ich überhaupt in Atlantic City war. Blacker hatte mich auf die Fahndungsliste gesetzt, und deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als nach ihren Regeln zu spielen. Clever– das musste ich zugeben. Sie hatte etwas gegen mich in der Hand für den Fall, dass ich ihr bei ihren Ermittlungen nicht behilflich war.
    » Dann haben Sie Pech«, sagte ich. » Jack Morton hat die Stadt bereits

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