Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01
tun kann. Rufen Sie mich an, wenn Sie alle haben.“ Ein Scheppern ertönte, als er das Telefon auf die Kommode warf. „Verdammtes Arschloch.“
Isabel zuckte zusammen und versuchte automatisch, tiefer in den Teppich zu kriechen. Was natürlich nicht möglich war. Wenn ihr Vater sie jetzt entdeckte, würde er sie ganz sicher nach Hause schicken.
„Isabel?“ Zuerst dachte sie, er habe sie gesehen, aber dann hörte sie ihn die Treppe zum Obergeschoss hinaufgehen. „Isabel, bist du hier?“ Seine Stimme wurde leiser. Türen wurden geöffnet und geschlossen.
Isabel nutzte die Gelegenheit, sich hinter das Sofa zu robben. Schwer atmend blieb sie auf dem harten Boden liegen und bemühte sich, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen.
„Wo steckt sie schon wieder? Noch schlimmer als ihre Mutter.“ Seine Stimme wurde wieder lauter, als er die Treppe herunterkam.
Isabel bemühte sich, die Bemerkung zu überhören und den Schmerz darüber auszublenden. Im Moment hatte sie andere Probleme. Warum hatte ihr Vater am Telefon nicht wenigstens gesagt, wo die Jagd stattfinden sollte? Sie wusste zwar nicht, was sie mit der Information angefangen hätte, aber so konnte sie nur tatenlos zusehen und sich fragen, ob sie ihren Vater jemals richtig gekannt hatte.
Mit angehaltenem Atem lag Isabel da und hörte, wie er durch das Haus lief. Irgendwann fiel die Haustür ins Schloss, und wenig später startete der Motor des Wagens. Erst jetzt atmete sie tief durch und setzte sich mühsam auf.
Sie unterdrückte einen Aufschrei, als ihre Muskeln schmerzhaft gegen die Bewegung protestierten. Nie zuvor hatte sie sich so schlecht gefühlt. Was immer das für ein Anfall gewesen war, sie wollte so etwas nie wieder erleben. Wenn sie zurück in Los Angeles war, würde sie noch einmal zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Kopfschmerzen waren eine Sache, aber diese völlige Unfähigkeit, ihren eigenen Körper zu kontrollieren, und die surrealen Bilder, die sie gesehen hatte, machten ihr wirklich Angst.
Isabel rieb über ihre kalten Arme und versuchte, den Blutfluss wieder in Gang zu bringen. Schließlich gelang es ihr, sich hinzuknien und hinter der Couch hervorzurutschen. Einige Minuten ruhte sie sich aus, bevor sie sich an der Sofalehne hochzog und schließlich auf zitternden Beinen stand. Schwarze Punkte flimmerten vor ihren Augen, und sie brauchte eine Weile, bevor sich in ihrem Kopf nichts mehr drehte. Erst dann traute sie sich loszugehen.
Ihr erster Weg führte sie in die Küche, wo sie ein Glas unter den Wasserhahn hielt und gierig trank. Ihre Kehle war völlig ausgedörrt, ein bitterer Geschmack lag auf ihrer Zunge. Isabel schnitt eine Grimasse, als sie sich daran erinnerte, dass sie sich auf der Veranda übergeben hatte. Als ihr Durst gestillt war, drehte sie sich um und bemerkte einen Zettel, der auf dem Tisch lag. Die kaum lesbare Schrift ihres Vaters weckte Kindheitserinnerungen, die sie jedoch rasch beiseiteschob.
Isabel,
ich habe dich gesucht, aber du warst verschwunden.
Ich bin in die Stadt gefahren, warte nicht auf mich.
Dad
Selbst die Nachricht war ähnlich wie frühere, nur dass sie diesmal an sie gerichtet war und nicht an ihre Mutter. Mehr denn je konnte Isabel verstehen, warum die Ehe gescheitert war. Im Moment war sie allerdings froh, dass ihr Vater weggefahren war, denn so konnte sie sich in Ruhe erholen und musste keine Erklärungen abgeben über etwas, das sie selbst nicht verstand.
Abrupt legte sie den Zettel zurück und verließ die Küche, um sich oben frisch zu machen. Sie fühlte sich schrecklich, und ihr Spiegelbild bestätigte ihre Befürchtungen: Ihr Gesicht war blass und dreckverschmiert, und auch sonst war sie in einem erbarmungswürdigen Zustand, der sich nur durch eine Dusche ändern ließ.
Und tatsächlich fühlte sie sich sehr viel besser, als sie zwanzig Minuten später sauber und in frischen Sachen die Treppe wieder hinunterging. Ihre Lebensgeister kehrten zurück – und mit ihnen die Fragen, die ihr keine Ruhe ließen.
Nachdenklich blieb Isabel stehen. Ihr Vater würde vermutlich zwei Stunden wegbleiben. Zeit genug also, um weitere Erkundungen anzustellen, ohne Gefahr zu laufen, von ihm erwischt zu werden. Vielleicht konnte sie ja doch etwas für die Berglöwen tun!
Sie holte noch einmal tief Luft, als sie vor der Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters ankam. Ein unangenehmes Gefühl rieselte über ihren Rücken, aber sie ignorierte es. Wenn er in dem Raum etwas tat, das nicht richtig war,
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