Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
dass sie sich darüber keine Sorgen zu machen brauchte. Die Pflegerin führte ihn zu einer Bank, auf der er regelrecht zusammensackte. Marisa zögerte. Vielleicht war jetzt doch keine gute Zeit, mit ihm zu sprechen. Andererseits würde ihn sicher auch interessieren, dass die tote Leopardin nicht Kainda – nein, Etana nannte er sie – war. Als die blonde Frau weiter in Richtung Parkplatz eilte und Thorne seinen Kopf an die Mauer sinken ließ, ging Marisa weiter und setzte sich neben ihn auf die Bank.
„Doktor Thorne?“
Seine Lider hoben sich zögernd, seine Augen weiteten sich, als er sie erkannte. „Was machen Sie denn hier?“ Er versuchte, sich aufzusetzen, sank aber mit einem Schmerzlaut wieder zurück.
„Das sollte ich vermutlich Sie fragen, in Ihrem Zustand ist es ein Wunder, dass Sie überhaupt aufrecht stehen können.“
Seine Augen glänzten fiebrig. „Ich musste Etana sehen, nachdem ich gehört hatte, dass sie eingeschläfert wurde.“
„Das ging mir genauso.“ Marisa sah sich um und beugte sich dann vor. „Haben Sie sie gesehen?“ Sie hielt ihre Stimme so leise, damit selbst scharfe Wandlerohren sie nicht hören konnten, sollte sich tatsächlich jemand in der Nähe aufhalten.
„Ja.“ Es lag ein seltsamer Unterton in seiner Antwort.
Marisa sah ihn genauer an, und ihr wurde klar, dass er es wusste. „Sie haben es auch bemerkt.“
Diesmal richtete Thorne sich auf, sein Gesicht schmerzverzerrt. „Woher wissen Sie es?“
Marisa hob die Schultern. „Instinkt. Wissen Sie, was passiert ist? Wo sie jetzt ist?“
„Nein, aber ich werde es herausfinden.“ Das klang so entschlossen, dass sie ihm sofort glaubte.
„Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie mir Bescheid, meine Karte haben Sie ja noch.“
„Danke.“ Thorne sah sie durchdringend an. „Warum tun Sie das?“
„Ich denke, jedes Lebewesen hat ein Recht darauf, anständig behandelt zu werden. Und was mit Kain… Etana passiert ist, war nicht richtig.“
Die plötzliche Stille machte ihr bewusst, dass sie sich beinahe verplappert hätte. In Thornes Augen stand etwas Beunruhigendes, eine Intensität, als könnte er in ihr Gehirn sehen.
„Wie wollten Sie sie eben nennen?“
Marisa stand auf. „Ich muss jetzt los.“
Blitzschnell schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk, eine Bewegung, die ihm furchtbar wehtun musste. „Warten Sie. Sie wissen mehr über die ganze Sache, als Sie sagen, oder?“ Als Marisa nicht antwortete, beugte er sich vor. „Ich muss wissen, was mit Etana passiert ist, können Sie das nicht verstehen? Wenn Sie irgendetwas wissen …“ Es stand eine solche Verzweiflung in seinen Augen, dass Marisa den Schmerz beinahe spüren konnte.
„Ich weiß wirklich nicht, wo sie jetzt ist, sonst würde ich es Ihnen sagen. Aber ich werde sie weiter suchen.“
„Warum?“
„Weil ich möchte, dass sie nach Hause zurückkann.“
Thorne ließ ihre Hand los. „Wo ist ihr Zuhause? Kommt sie aus einem Park?“
„Afrika. Bis vor einigen Monaten lebte sie dort noch in Freiheit.“
„Woher wissen Sie das alles?“ Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.
„Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.“
Enttäuscht lehnte Thorne sich zurück, die Traurigkeit in seinen blauen Augen war offensichtlich.
„Wenn Sie sie finden, lassen Sie sich nicht von ihr abweisen. Kainda ist etwas ganz Besonderes.“ Damit drehte Marisa sich um und lief zum Wagen zurück.
23
Finn ließ das Telefon sinken und starrte für einen Moment blicklos ins Leere. Die Geschehnisse der letzten Zeit machten ihn nervös, und vor allem fühlte er sich machtlos, sie zu stoppen. Zwar war der Mann nun außer Gefecht, der es anscheinend auf Kainda abgesehen hatte, doch dafür war Kainda erst eingesperrt und dann für tot erklärt worden. Und nun erzählte Torik ihm, dass es eine andere Leopardin war.
Wäre Kainda freiwillig gegangen, hätte sie sich inzwischen vermutlich schon bei Jamila gemeldet, um sie wissen zu lassen, dass es ihr gut ging. Doch das war nicht geschehen, deshalb mussten sie befürchten, dass irgendjemand Kainda weggeschafft hatte. Waren mehr Männer an der versuchten Entführung beteiligt gewesen, und Kainda war nun den anderen in die Hände gefallen? Torik hatte ihm versprochen, gemeinsam mit Marisa weiterzuermitteln, doch die Frage war, ob sie schnell genug etwas herausfinden würden, um Kainda noch irgendwie zu befreien.
Außerdem war die Sache nicht ungefährlich, denn Torik durfte nicht auffallen, und Coyle würde Finn
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