Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
aber Kainda war meine einzige Familie. Und ich bin weit von meiner Heimat entfernt, es gibt auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent vermutlich keinen einzigen anderen Leopardenwandler. Also bin ich hier allein.“
„Das verstehe ich.“ Und so sehr es ihn auch schmerzte, er konnte ihre Einsamkeit nachvollziehen. Es würde ihm vermutlich nicht anders gehen. „Was würdest du tun, wenn Kainda nicht wiederkommt?“
Einen Moment schwieg Jamila. „Ich weiß es nicht. Vermutlich würde ich auch losziehen, um einen Weg nach Hause zu finden.“
„Obwohl dort niemand mehr ist, den du kennst?“ Seine Worte klangen hart, aber die Vorstellung, dass Jamila weggehen könnte, traf ihn.
„Ja. Ich bin jetzt fünfundzwanzig, ich möchte nicht den Rest meines Lebens allein verbringen. Vielleicht kann ich eine andere Leopardenwandlergruppe finden, die mich aufnimmt.“
Langsam ließ Finn sie los und trat einen Schritt zurück. Der Schmerz bei der Vorstellung, dass sie sich einen anderen Mann suchen könnte und mit ihm Kinder haben würde, überraschte ihn. Aber warum eigentlich? Auch Berglöwenwandler kamen nur mit anderen Berglöwen oder höchstens Menschen zusammen, und Leopardenwandler blieben vermutlich auch lieber unter sich. Doch das war ihm völlig egal, wenn es bedeutete, dass Jamila nicht ihn wählen würde. Warum hatte er das auch gedacht? Nur weil sie in seiner Gegenwart erregt reagierte, bedeutete das nicht, dass sie auch ihr Leben mit ihm verbringen wollte. Selbst wenn sie ihn mochte, der Drang, zu ihrer eigenen Art zurückzukehren, war offensichtlich stärker. Jetzt konnte er sich nur noch zurückziehen und hoffen, dass er nicht so dumm gewesen war, sich in Jamila zu verlieben. Denn dann würde es zu sehr schmerzen, von ihr verlassen zu werden.
„Ich wünsche dir viel Glück.“ Finn schaffte es, ihr zuzunicken, bevor er sich umdrehte und zum Lager zurückging.
Nach einigen Metern hörte er ihre Schritte hinter sich, ihre Hand legte sich um seinen Arm. Er blieb nicht stehen, denn dann hätte er ihr in die Augen sehen müssen, und er war sich nicht sicher, was sein Gesichtsausdruck ihr verraten würde.
„Finn, bleib bitte stehen.“ Etwas zog am Bund seiner Jeans.
Als könnte so ein Fliegengewicht wie Jamila ihn zwingen, stehen zu bleiben, wenn er das nicht wollte. „Ich habe alles gesagt, weshalb ich gekommen bin, ich muss zurück.“
„Auf mich wirkt es eher, als würdest du davonlaufen.“
Beinahe hätte er genau so reagiert, wie sie es sich anscheinend erhoffte, aber schließlich ging er doch weiter. Als sie ihn losließ und stehen blieb, war er einerseits erleichtert, aber auch enttäuscht, dass sie so schnell aufgab. Er hätte erwartet, dass sie mehr Biss hatte. Im Geiste zuckte er die Schultern. Immerhin wusste er jetzt, woran er war.
Unvermittelt brach etwas aus den Büschen hervor und sprang auf ihn zu. Bevor Finn reagieren konnte, traf ihn die schwarze Pantherin mitten in der Brust und warf ihn zu Boden. Unsanft kam er auf, die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, während Jamila die Gelegenheit nutzte, sich auf ihm aufzurichten, die Hinterbeine in seinen Bauch gestützt, die Vorderpfoten auf seiner Brust. Sie schob ihren Kopf dicht an sein Gesicht heran, die Reißzähne blitzten tödlich. Ihre Katzenaugen sprühten Feuer, es war klar, dass sie extrem verärgert war. Finn blieb still liegen, während sich ihre Krallen unangenehm in sein Fleisch bohrten. Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle, und sie schien noch zu überlegen, was sie nun mit ihm tun sollte, nachdem sie ihn unter sich auf dem Rücken liegen hatte.
Vielleicht hätte er sich fürchten sollen, doch seltsamerweise fand er ihren Angriff eher erregend. Sein Körper ließ jedenfalls keinen Zweifel daran, was er wollte, selbst wenn nun klar war, dass Jamila ihn nie als Partner ansehen würde.
„Du hast gewonnen. Was jetzt?“ Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren rau.
Sie sah ihn einen Moment nur an, dann senkte sie den Kopf. Ihre Zähne schabten an seinem Hals entlang, dicht gefolgt von ihrer rauen Zunge.
Finn schloss die Augen, um die Beherrschung nicht zu verlieren, als die Erregung mit Macht durch seinen Körper schoss. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, damit er nicht nach Jamila griff. Sie hatte damit angefangen, sollte sie nun auch sehen, wie sie es beendete. Solange sie ihn dabei nicht umbrachte, was durchaus eine Möglichkeit war. Seine Muskeln erstarrten, als ihr Fell über seine Kehle strich. Wenn
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