Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
und er zitterte am ganzen Körper.
„Ich hätte mich weigern sollen, dich zu fahren! Wenn dir jetzt irgendetwas passiert …“
„Ist es allein meine Schuld. Außerdem weißt du, dass ich einen Weg gefunden hätte hierherzukommen, wenn du es nicht gemacht hättest.“
„Das ist auch der einzige Grund, warum ich hier bin.“
Ryan blieb stehen und sah sie ernst an. „Und das bedeutet mir viel. Wenn du jemals etwas brauchen solltest …“
„Ich weiß, ich weiß. Bringen wir die Sache hinter uns, damit du in dein Bett zurückkommst.“ Lynn führte ihn weiter zu einer Treppe.
„Wo gehen wir hin?“
„Zu einem Freund von mir, der uns ohne großes Aufsehen zu Etana bringen wird. Er arbeitet im ersten Stock.“ Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Nein, wir machen es anders. Du wartest hier, und ich hole ihn, du kommst so ja nie die Treppe hoch.“
„Eine wunderbare … Idee.“ Ryan ließ sich auf die unterste Stufe sinken und lehnte seinen Kopf an das Geländer.
Nach einem weiteren besorgten Blick nickte Lynn. „Ich beeile mich.“ Immer zwei Stufen auf einmal nehmend lief sie die Treppe hoch.
Ryan sah ihr hinterher, alles drehte sich in seinem Kopf, Übelkeit stieg in ihm auf. Im Moment konnte er sich nicht vorstellen, jemals wieder aufzustehen. Vermutlich war es keine gute Idee gewesen, in diesem Zustand hierherzukommen, aber er musste wissen, was mit Etana passiert war und – wenn es denn so sein sollte – sich von ihr verabschieden. Wenn das Amt plötzlich mit allem so schnell war, würde es sicher nicht lange dauern, bis sie den Leichnam zu einer Tierkörperbeseitigungsanlage brachten. Allein der Gedanke machte ihn verrückt, dabei hatte er es als Tierarzt oft genug selbst erlebt. Ryan schloss die Augen, um den Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch es gelang ihm nicht. Der Schmerz in der Schläfe wurde immer schlimmer.
„Wenn du das unauffällig nennst, musst du noch mal dran arbeiten.“ Lynns Stimme drang unerwartet durch den Nebel, und er versuchte, sich aufzusetzen. „Komm, ich helfe dir.“
Hände schoben sich unter seine Achseln und zogen ihn hoch. Seine Rippen protestierten gegen die Bewegung, doch Ryan biss nur die Zähne aufeinander, öffnete die Augen und stemmte sich hoch.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist, Lynn?“ Die Stimme gehörte zu dem jungen Mann, den Lynn mitgebracht hatte, doch Ryan konnte ihn nicht deutlich sehen, weil ihm vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen.
„Ich muss sie sehen.“ Ryan presste es durch seine Zähne.
Der Freund zögerte noch. „Es ist aber kein schöner …“
„Ich bin Tierarzt, ich habe schon alles gesehen.“ Fast alles, zumindest.
„Okay, aber wenn wir erwischt werden, solltet ihr eine gute Ausrede parat haben, was ihr hier tut.“
„Oh, nun hör auf zu reden und bring uns endlich hin, du siehst doch, dass Ryan kaum noch stehen kann.“ Anscheinend hatte Lynn auch genug von den Zweifeln ihres Freundes. „Sie werden uns schon nicht verhaften, nur weil wir die Leopardin, die in unserem Park war, noch einmal sehen wollen. Wir hätten es auch über die offiziellen Kanäle gemacht, aber die Zeit drängt, und Ryan sollte eigentlich im Bett liegen und sich ausruhen.“
Das schien den jungen Mann wirksam in Bewegung zu setzen, denn er führte sie auf schnellstem Wege in den Keller hinunter. Vor einiger Zeit war Ryan schon einmal im Gebäude gewesen, aber hier unten kannte er sich nicht aus. Er konnte spüren, wie er mit jedem Schritt schwächer wurde, aber der Gedanke an Etana ließ ihn durchhalten. Bitte, Gott, lass sie am Leben sein! Auch wenn er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering war, klammerte er sich beinahe verzweifelt an diese Hoffnung. Was würde er dafür geben, noch einmal in ihre wunderschönen Augen sehen zu dürfen, ihr Schnurren zu hören, ihr weiches Fell unter seinen Fingerspitzen zu spüren.
Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen, und Ryan musste sich beinahe zwingen, in den Raum hineinzugehen. Er streifte die anderen Tierkörper nur mit einem Blick, während er zielstrebig auf die Ecke des Raumes zuhielt. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Rippen, während er sich der Leopardin näherte. Sie war eindeutig bereits seit Stunden tot. Sein Inneres zog sich zusammen, als er die Hand ausstreckte und über ihr Fell strich. Es tut mir so leid, Etana . Ungeduldig blinzelte er die Tränen zurück, die seinen Blick verschleierten. Ihr Fell wirkte stumpf, die Rosetten weniger
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