Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
spüren, sogar über weite Entfernungen. Wenn Isabel und Bowen es innerhalb kürzester Zeit können, warum sollte es bei Jamila und Kainda nicht funktionieren, wenn sie ihr gesamtes Leben gemeinsam verbracht haben. Außerdem kennt sich niemand von uns mit Leoparden aus, oder?“
Finn spürte Hitze in seinen Nacken kriechen und beschloss, den beiden lieber nicht zu gestehen, dass er sich nach Jamilas Ankunft sehr wohl über ihre Art informiert hatte. Seine Recherchen waren allerdings nicht sehr ergiebig gewesen, und es zuzugeben hätte Coyle und Marisa nur auf Ideen gebracht, über die er selbst nicht nachdenken wollte.
„Glaubst du im Ernst, Jamila kann fühlen, wie es ihrer Schwester geht? Und wenn es so ist, was können wir tun?“
„Das weiß ich nicht. Aber ich könnte ein wenig im Internet recherchieren, ob ich etwas über Kainda herausfinde. Als Reporterin habe ich Zugriff auf einige Informationsquellen, die du nicht anzapfen kannst.“
Erleichtert nahm Finn das Angebot an. „Das hatte ich gehofft.“
Marisa runzelte die Stirn. „Hat Jamila irgendeinen Anhaltspunkt, wo Kainda sein könnte?“
„Nein, gar keinen. Nur das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.“
„Das macht die Sache komplizierter. Aber ich werde mein Bestes geben.“
Coyle umfing sie mit den Armen und zog sie an sich, sodass ihr Rücken seine Brust berührte. Er knabberte in einer besitzergreifenden Geste an ihrem Nacken. „Wie immer. Und wie immer werde ich zur Seite geschoben und erst wieder herausgeholt, wenn du fertig bist.“
Marisa begann zu lachen. „Wer’s glaubt. Als würdest du dich ignorieren lassen.“ Spielerisch schlug sie ihm auf den Arm. „Und behalt deine Zähne bei dir, wir haben einen Gast.“
„Und?“ Coyle klang nicht so, als würde ihn das im Mindesten stören.
In Finn rangen Belustigung und Eifersucht miteinander. Er gönnte den beiden ihr Glück von Herzen, aber die Tatsache, dass er selbst niemanden hatte, dem er sich so nahe fühlte, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Die Leere in seinem Innern wurde ihm wieder einmal deutlich bewusst. Als er sich langsam aufrichtete, traf Coyles Blick seinen und Verständnis schimmerte in den goldenen Augen seines Freundes. Coyle kannte ihn und hatte schon immer gewusst, was ihn gerade beschäftigte.
„Entschuldige, ich bin keine gute Gastgeberin.“ Marisa löste sich offensichtlich widerstrebend von Coyle. „Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“
„Etwas Wasser wäre nett, bevor ich mich auf den Rückweg mache.“
Coyle wartete, bis Marisa aus dem Zimmer war, bevor er Finn seine Hand auf die Schulter legte. „Du wirst sie finden.“
„Wen?“
„Diejenige, die zu dir gehört.“
Finn zuckte unwillig mit den Schultern. Er wollte darüber nicht reden. „Im Moment ist etwas anderes wichtiger, und darauf muss ich mich konzentrieren.“
„Ich weiß. Ich will damit auch nur sagen: Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Die Verantwortung für die Gruppe zu tragen ist nicht leicht, aber lass davon nicht dein ganzes Leben einnehmen.“
Finn nickte nur. Das war leicht gesagt. Denn selbst wenn er nicht den Ratssitz angenommen hätte, wäre er sehr beschäftigt gewesen. Mit dem Umzug war es nötig geworden, alle Unterkünfte neu anzulegen, keine leichte Aufgabe unter diesen Bedingungen, und als einziger Tischler im Lager hatte er alle Hände voll zu tun gehabt. Auch diesmal hatten sie die etwa zwanzig Hütten so versteckt zwischen und auf den Bäumen um eine Lichtung herum angeordnet, dass sie nur zu erkennen waren, wenn man wusste, wonach man suchte. Wenigstens hatten sie die meisten Möbel und Materialien mitnehmen können, sodass er die nicht auch noch neu herstellen musste. Aufmerksam sah er sich im Haus um. Coyle hatte es mit seinen Möbeln ausgestattet, allerdings waren noch einige Stellen leer. „Wollt ihr euch nicht endlich mal komplett einrichten?“
Coyle hob beide Augenbrauen. „Warum sollte ich Geld für minderwertige Möbel ausgeben, wenn ich von dir viel bessere bekommen kann? Da warten wir lieber, bis du wieder Zeit hast, uns etwas Schönes zu bauen.“
Finn lächelte ihn an. „Das kann dauern, wir sind noch dabei, die letzten Hütten zu bauen, damit jeder genug Platz hat.“
„Auch für Jamila?“
Manchmal war sein Freund wie ein Bluthund. Apropos … „Wo ist eigentlich Angus?“ Marisas Bloodhound hatte damals einen großen Teil zu ihrer Rettung beigetragen.
Coyle schüttelte den Kopf. „Was war das denn jetzt für ein
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