Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
schärfer. „Wie kommt sie darauf? Hat sie etwas von Kainda gehört?“
„Nein, nichts. Sie sagt, sie würde es fühlen.“ Finn fuhr sich durchs Haar. „Ich habe im Internet recherchiert, aber nichts gefunden. Was auch immer die Leopardin tut, sie scheint noch nicht entdeckt worden zu sein.“
„Glücklicherweise. So etwas können wir im Moment nicht gebrauchen.“ Coyle verzog den Mund. „Eigentlich nie. Aber Jamila macht sich sicher nur schreckliche Sorgen um ihre Schwester und glaubt deshalb, sie könnte es fühlen.“
„Normalerweise würde ich das auch sagen, aber irgendwie … habe ich auch ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Wir sollten auf jeden Fall versuchen herauszufinden, wo Kainda jetzt ist.“
Coyle nickte zustimmend. „Das kann zumindest nicht schaden. Wie läuft es sonst so?“
Obwohl Finn genau wusste, wovon Coyle sprach, stellte er sich dumm. „Womit?“
Coyles Augenbraue zuckte nach oben. „Dachte ich es mir doch. Du magst sie.“
Finn gab auf. Wenn sein Freund einmal auf einer Spur war, würde er nicht locker lassen, bis er die Information aus ihm herausgepresst hatte. „Ich kenne Jamila nicht gut genug, um zu entscheiden, ob ich sie mag oder nicht. Sie hält sich stets etwas abseits, und ich weiß die meiste Zeit nicht, was in ihrem Kopf vorgeht. Allerdings hilft sie bereitwillig mit, und Fay scheint sie zu akzeptieren.“
„Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, die beiden zusammenzustecken.“
„Was hätte ich denn deiner Meinung nach mit ihr tun sollen? Es war keine Hütte frei, und ich wollte sie auch nicht völlig unbeaufsichtigt lassen.“
Coyle sah ihn betont ernst an. „Du hättest sie bei dir wohnen lassen können.“
Obwohl er wusste, dass sein Freund ihn nur aufzog, reagierte Finn auf den Vorschlag. „Auf keinen Fall! Mal ganz davon abgesehen, dass das sicher bei den anderen nicht gut angekommen wäre, hätte auch Jamila etwas dagegen gehabt.“ Er senkte seine Stimme. „Und ich möchte sie auch nicht so nah bei mir haben.“
Verwundert starrte Coyle ihn an. „Warum nicht?“
Finn schwieg eine Weile, nicht sicher, ob er seine Gedanken mit seinem Freund teilen wollte. Schließlich entschied er sich für die halbe Wahrheit. „Ich kann nicht vergessen, dass sie einen Mann umgebracht hat, und auch nicht, dass sie dich und Marisa beinahe getötet hätte.“
Coyle schnitt eine Grimasse. „Glaub mir, das vergessen wir alle nicht so schnell. Vor allem wegen dem, was Bowen angetan wurde, aber auch weil wir dadurch gezwungen waren, weiter zurückzuweichen, uns noch mehr zu verstecken als bisher.“
„Andererseits hätten wir uns nie kennengelernt, wenn die Leopardinnen dich damals nicht gejagt hätten und du verletzt auf meiner Veranda zusammengebrochen wärst.“ Marisas Stimme ließ die Köpfe der beiden Männer herumrucken.
Finn musste lächeln, als er sie sah. Sie trug ihr langes schwarzes Haar offen über einem dicken Wollpullover, und ein Strahlen überzog ihr Gesicht, das nicht da gewesen war, als er sie vor drei Monaten zum ersten Mal getroffen hatte. „Anscheinend hast du in der Zwischenzeit auch gelernt, wie man sich anschleicht.“
„Ich habe es mir bei euch abgeschaut.“ Marisa umarmte ihn und lehnte sich dann ganz selbstverständlich an Coyle. „Schön, dich wiederzusehen, Finn. Warum kommt ihr nicht herein, wo es warm ist?“ Sie drehte sich um und verschwand wieder im Haus.
Finn folgte Coyle zur Tür. „Friert sie etwa immer noch so leicht?“
„Das habe ich gehört!“ Marisa blickte ihnen entgegen, als sie eintraten. „Es hat eben nicht jeder ein eingebautes Fell.“
Finn hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, war nicht so gemeint. Schieb es darauf, dass ich außer dir keine Menschenfrauen kenne.“
Marisas dunkelbraune Augen blitzten. „Was eindeutig ein Verlust ist. Ich bin sicher, dass da draußen irgendwo eine Frau …“
Coyles Räuspern unterbrach sie. „Ich glaube, das Thema lassen wir und wenden uns lieber dem dringlicheren Problem zu.“
„Und das wäre?“ Diesmal galt ihr vernichtender Blick Coyle, der allerdings keine Miene verzog. Anscheinend war er es schon gewohnt, sich mit Marisa auseinanderzusetzen.
Coyle wandte sich zu Finn um und wartete, bis er ihm zunickte, bevor er Marisa die Situation schilderte. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe, während sie ihm zuhörte. Zum ersten Mal war Finn sich sicher, mit seinem Kommen die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wenn ihm jemand einen
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