Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
vernünftigen Rat geben konnte, dann Coyle und Marisa. Da Kainda sich vermutlich in der Nähe von Menschen aufhielt, um einen Weg nach Hause zu finden, würde Marisa ihm eher helfen können als die Wandler.
„Wisst ihr denn, wo sie genau hinwollte?“ Marisa spielte mit einer Haarsträhne, während sie nachdachte. „Ich meine, Afrika ist weit weg, und es gibt unzählige Wege dorthin.“
„Soweit ich weiß, wollte sie nach Süden. Also Los Angeles und Umgebung, und wenn das nicht klappt, nach Mexiko.“
Verwirrt sah Marisa ihn an. „Was will sie denn da?“
Finn hob die Schultern. „Ich weiß es nicht genau, vielleicht denkt sie, dass sie dort eher jemanden findet, der sie nach Afrika bringt, ohne nach Papieren zu fragen.“
Coyle schnitt eine Grimasse. „Die Möglichkeit besteht natürlich, aber es könnte genauso gut sein, dass derjenige sie an den Meistbietenden verkauft. Sie hat doch überhaupt nichts, was sie jemandem anbieten kann, kein Geld, keine Wertgegenstände.“
Finn sah ihn an. „Du denkst nicht, dass sie ihr Wissen anbieten wird, oder? Hätten wir sie doch einsperren sollen?“
Bevor Coyle etwas sagen konnte, schüttelte Marisa bereits den Kopf. „Solange Jamila bei euch ist, wird Kainda niemandem etwas verraten. Ich glaube, sie würde eher sterben, als zuzulassen, dass ihrer Schwester etwas geschieht.“
„Hoffen wir es, denn schließlich können wir sie nicht wieder zurückholen. Zumindest nicht, bis wir ein Lebenszeichen von ihr erhalten.“ Finn verzog den Mund. „Wenn sie das noch geben kann.“
Coyle blickte ihn durchdringend an. „Du glaubst also, dass an Jamilas Befürchtung etwas dran sein könnte?“
„Wie gesagt, ich weiß es nicht, sie wirkte sehr davon überzeugt. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen. Die Angst in ihren Augen.“ Noch jetzt tat es ihm weh, daran zu denken. Ungebeten tauchte die Erinnerung auf, wie er sie für einen kurzen Moment gehalten hatte, um sie zu beruhigen. Ihr Körper hatte sich gut angefühlt, klein und zart, aber gleichzeitig auch muskulös und an den richtigen Stellen gerundet. Er konnte sich noch genau an den Moment erinnern, als sie sich zum ersten Mal von der Pantherin zum Menschen verwandelt hatte. Mit ihrer dunkelbraunen Hautfarbe und den schwarzen Locken war sie nicht nur wunderschön, sondern auch das genaue Gegenteil von ihm, sie passten überhaupt nicht zueinander. Mit einem Schnauben tauchte er aus seinen Gedanken auf und bemerkte, dass Marisa ihn interessiert musterte. „Was ist?“ Im selben Moment verfluchte er sich für die Frage. Er hatte keine Lust, mit der Reporterin über seine unpassenden Gefühle zu reden.
„Ich frage mich …“ Sie brach ab und wandte sich wieder an Coyle. „Hat Bowen mit dir darüber geredet, was in Nevada passiert ist?“
„Nein, ich glaube, er schämt sich dafür.“
Marisa stemmte die Hände in die Hüften. „Was gibt es da zu schämen? Er wurde entführt und misshandelt, nichts davon war seine Schuld!“
Coyle lächelte leicht. „Ich weiß das und jeder andere auch, nur Bowen will es nicht einsehen.“ Kummer huschte über seine Miene. „Er macht sich Vorwürfe, dass durch ihn die Jäger überhaupt erst unser Lager gefunden haben. Was natürlich Unsinn ist, denn das war Melvins Schuld.“
Finn verzog den Mund. Er mochte nicht daran denken, dass einer ihrer jungen Männer sie verraten und damit die ganzen Ereignisse erst ausgelöst hatte. „Bowen ist still und in sich gekehrt, aber er hat sich wieder gut in das Gruppenleben eingewöhnt. Vielleicht wird er irgendwann darüber reden, sobald er sich erholt hat.“
„Hoffentlich.“ Marisa zog an einer Haarsträhne. „Was ich aber eigentlich wissen wollte, war, ob Bowen über Isabel geredet hat.“
Finns Augenbrauen zogen sich zusammen. „Stammheimers Tochter – das Mädchen, das ihm geholfen hat? Nein, er hat sie nicht erwähnt. Warum?“
„Während wir auf die Polizei gewartet haben …“ Marisa presste die Lippen zusammen, als wäre das keine besonders erfreuliche Erinnerung. „… hat sie mir ein wenig erzählt, was geschehen ist. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie Bowens Nähe gespürt und konnte teilweise sogar seine Gedanken erahnen.“
Finn tauschte einen Blick mit Coyle. Solche Verbindungen waren seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr bei den Berglöwenwandlern vorgekommen. Anscheinend sollte er dringend mit dem Jungen reden. „Und was hat das mit Jamila zu tun?“
„Vielleicht kann sie ihre Schwester auch
Weitere Kostenlose Bücher