Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Terrassentür geöffnet. Bitte, sie durften sie nicht finden! Wenn sie wieder Betäubungspfeile verwendeten, wäre sie hier in dem Auslauf gefangen, weil sie nicht nah genug herankommen würde, um die Männer auszuschalten.
„… hast gesagt, die Leopardin wäre hier. Und, wo ist sie?“ Ungeduld schwang in der rauen Stimme mit.
„Sie muss hier sein, weil sie nicht weggebracht wurde. Ich habe den Park die ganze Zeit beobachtet.“ Der zweite Mann schien unsicher zu werden. „Was ist, wenn Rivers’ Frau nicht die Wahrheit gesagt hat?“
Ein hartes Lachen ertönte. „Das hat sie, glaub mir. Niemand hätte in der Situation gelogen.“
Die Worte des Detectives klangen in Kainda nach. War die Frau tatsächlich gefoltert worden, nur um ihren Aufenthaltsort zu ermitteln? O Gott! Sie sah zu Ryan auf, der immer noch mit dem Telefon in der Hand dastand. Wie es schien, hatte er ebenfalls einen Teil des Gesprächs gehört. Sein Blick traf ihren. Sie konnte darin Furcht, aber auch Wut erkennen. Schließlich wählte Ryan den Notruf und meldete den Einbruch. Der Diensthabende versicherte ihm, dass sofort Streifenwagen zur Klinik fahren würden. Als Ryan das Handy wegsteckte, wirkte er unzufrieden. Lautlos trat Kainda um ihn herum und stellte sich ihm in den Weg, damit er gar nicht auf die Idee kam, zum Haus zurückzukehren. Ein lautes Krachen ertönte aus dem Haus, anscheinend hatten die Männer damit begonnen, Schränke aufzubrechen oder die Einrichtung zu zerstören. Ryans Gesicht konnte sie ansehen, dass er dem am liebsten ein Ende bereitet hätte, doch er war schlau genug, die Büsche nicht zu verlassen. Gut, eine Sorge weniger.
Aber was sollte sie machen, wenn die Männer anfingen, das Grundstück abzusuchen. Ryan konnte über den Zaun klettern und sich in Sicherheit bringen, aber Kainda war fast sicher, dass er sie nicht allein lassen und in noch größere Gefahr geraten würde. Sollte sie sich verwandeln, um ihnen beiden die Flucht zu ermöglichen? Auch wenn sie begonnen hatte, Ryan zu vertrauen, wusste sie nicht, wie er darauf reagieren würde, wenn er sah, dass sie eine Wandlerin war. Vermutlich würde er schreiend davonlaufen – oder sie der Polizei übergeben. Und das konnte sie nicht zulassen. Aber sie durfte auch auf keinen Fall in die Gefangenschaft ihrer Verfolger geraten. Es ging nicht nur darum, sich selbst zu schützen, sondern vor allem Jamila.
Kaindas Kopf fuhr zum Haus herum, als die Stimmen wieder lauter wurden.
„Die Decke im Käfig war noch warm, sie muss hier irgendwo sein. Und der Arzt, der sie zusammengeflickt hat, auch, sein Wagen steht vor der Klinik, die Motorhaube ist ebenfalls warm.“
„Aber sie konnten nicht wissen, dass wir kommen, und bei den Verletzungen müsste sie im Käfig sein.“ Der zweite Mann besah sich den kleinen Wagen genauer, der noch auf der Terrasse stand. Schließlich ließ er seinen Blick über das Grundstück gleiten. „Oder sie wurde hierher gebracht und versteckt sich jetzt in den Büschen.“
Kainda presste sich an Ryans Beine und drängte ihn noch weiter nach hinten. Ihr Herz klopfte schmerzhaft gegen ihre Rippen, als sie sah, dass die Männer auf den Rasen traten und die Taschenlampen auf die Büsche richteten.
„Wir wissen, dass Sie hier sind, wenn Sie rauskommen, geschieht Ihnen nichts.“ Der Ruf des Anführers hallte über das Grundstück.
Ja, genau, als würde sie das jemals glauben. Ryan wirkte auch nicht überzeugt, seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Als spürte er ihren Blick, beugte er sich zu ihr hinunter. „Keine Angst, ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun.“
Seine geflüsterten Worte lösten Wärme in Kainda aus, auch wenn sie wusste, dass er keine Chance gegen die Männer hatte. Für einen kurzen Moment schmiegte sie ihren Kopf an sein Gesicht und schloss die Augen. Es war lange her, seit sie sich bei einem Mann so geborgen gefühlt hatte. Sowie ihr der Gedanke bewusst wurde, riss sie die Lider auf und taumelte rückwärts. O Gott, wie konnte sie so etwas denken? Es war wie ein Verrat an ihrer Vergangenheit, an allem, woran sie je geglaubt hatte. Der Schmerz drohte ihre Brust zu sprengen, ihre Kehle wurde eng. Der Drang zu schreien wurde übermächtig, kaum zu bändigen. Hände glitten durch ihr Fell, und Ryan murmelte Worte, die sie nicht verstand. Der stumme Schrei gellte in ihren Ohren, machte sie taub für alles andere. Sie wollte laufen, nur noch laufen, bis ihr Kopf völlig leer war und sie vor Erschöpfung
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