Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
ihm und sah ihn fragend an. „Na los, versteck dich, ich halte sie auf.“
Die Leopardin wirkte erst, als wollte sie bei ihm bleiben, doch dann verschwand sie innerhalb von Sekunden zwischen den Büschen. Ryan atmete auf. Immerhin eine Sorge weniger, doch was sollte er jetzt machen? Er hatte weder eine Waffe, noch war er eine Koryphäe im waffenlosen Kampf. Vorsichtig schlich er weiter und zuckte bei jedem verräterischen Knacken unter seinen Füßen zusammen. Etwas raschelte direkt neben ihm im Gebüsch, doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte niemanden sehen.
Plötzlich fuhr ein schmerzhafter Stich in seine Schulter. Aus Reflex presste er seine Hand auf die Stelle. Seine Fingerspitzen stießen an etwas Hartes, das zu Boden fiel. War er an einem Zweig oder Dornen hängen geblieben? Oder war er sogar angeschossen worden? Ryan lief weiter und versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass sein Arm zu kribbeln begann. Er durfte nicht stehen bleiben und nachsehen, was los war, denn dann würde ihn sein Verfolger auf jeden Fall einholen.
Ryan stolperte und fiel auf die Knie. Schmerz zuckte durch seinen Körper, gefolgt von Schwindel. Mühsam kam er wieder auf die Füße und sah sich nervös um. In welche Richtung war er unterwegs gewesen? Hoffentlich lief er den Einbrechern nicht genau in die Arme. Er wusste nur eines: Er musste hier so schnell wie möglich weg. Da er keine andere Wahl hatte, lief er weiter in die Richtung, in der er das Ende des Grundstücks vermutete. Hauptsache, Zeit gewinnen, dann konnte die Polizei übernehmen. Ryan wollte mit der Hand einen Zweig zur Seite schieben, doch er konnte den Arm nicht mehr heben. Sein Herz begann zu rasen, Schweiß brach ihm aus, während er sich weiter durch die Büsche kämpfte. Jede Bewegung wurde zur Qual, bis er schließlich schwer atmend stehen blieb. Seine Gedanken verhedderten sich, sein ganzer Körper schien eine kribbelnde Masse zu sein. Zumindest dort, wo er überhaupt noch etwas spürte.
Ohne Vorwarnung gaben seine Beine nach, und er sank zu Boden. Er versuchte, den Fall mit den Armen abzubremsen, aber er konnte sie nicht mehr bewegen. Hilflos lag er auf der Erde und starrte ins Dunkle. Ganz in der Nähe raschelte es, gleich würden die Männer kommen und ihn hier finden. Was sie auch vorhatten, er konnte nichts dagegen tun. Kalter Zigarettenrauch drang in seine Nase. Gleich war es vorbei, er spürte es. Es wurde immer schwerer, die Augen offen zu halten, bis sie schließlich zufielen. Schwärze umhüllte ihn, nur noch ein Wort zuckte durch sein Gehirn: Etana.
Edwards’ Kopf ruckte hoch, als er Motorengeräusche hörte, die sich rasch näherten. Anscheinend war es dem Arzt gelungen, einen Notruf abzusetzen. Was ihn zu der Frage führte: Hatte er mitbekommen, warum in die Klinik eingebrochen wurde, oder hielt er es für einen Zufall? Auf jeden Fall war es Zeit, von hier zu verschwinden, wenn er nicht verhaftet werden wollte. Er duckte sich, als das erste Polizeiauto die scharfe Kurve zur Klinik beinahe auf zwei Rädern nahm. Ja, er sollte eindeutig abhauen, solange er es noch konnte. Sein Blick glitt zu dem Tierarzt, der regungslos auf dem Boden lag. Es sah so aus, als hätte er noch einmal Glück gehabt, genauso wie die Leopardin. Beim ersten Anzeichen von Gefahr hatte sie sich im Gebüsch verkrochen, ihre Instinkte schienen zumindest noch in Ordnung zu sein, auch wenn ihr Körper ziemlich lädiert war. Je mehr sie sich erholte, desto schwieriger würde es sein, sie einzufangen.
„Halt, Polizei! Das Gebäude ist umstellt, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.“ Die Stimme schallte durch ein Megaphon.
Die vorhandene Vegetation als Deckung nutzend, entfernte Edwards sich von der Klinik. Er würde einen weiten Bogen schlagen und dann zu seinem Wagen außerhalb des Parks zurückkehren. Die Polizei würde genug mit den anderen beiden zu tun haben und ihn überhaupt nicht bemerken. Es ärgerte ihn, auf diese Weise zwei seiner zuverlässigsten Männer zu verlieren, aber besser sie als er. Außerdem konnte er nichts tun, um sie jetzt noch dort herauszuholen, er würde nur selbst verhaftet werden. Klar war jedenfalls, dass er die Sache anders angehen musste, wenn so etwas nicht noch einmal geschehen sollte.
10
„Dr. Thorne?“ Die Stimme eines Polizisten schallte über das Grundstück. „Sie können jetzt herauskommen, wir haben die Einbrecher gefasst.“
Vorsichtig schlich Kainda näher an den Rand der Büsche, um die Lage zu sondieren. Mit
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