Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Ryans Duft ihr in die Nase stieg. Zu Hause hatte er anscheinend ein anderes Duschgel als hier, angenehmer, erdiger und vor allem so leicht, dass sie seinen eigenen Geruch darunter wahrnehmen konnte.
Rasch riss sie die Augen wieder auf, als sie erkannte, dass sie schon wieder vergaß, wer Ryan war. Oder was er nicht war. Sie duckte sich tiefer und bereitete sich darauf vor, sich das letzte Stück über den Rasen anzunähern, ohne dass er sie sah. Vorsichtig schob sie ihren Kopf aus den Büschen, gefolgt von einer Vorderpfote. Ryan hatte sich abgewandt und betrachtete die andere Seite des Grundstücks, als würde er sie dort vermuten. Sehr gut, umso größer die Überraschung, wenn sie plötzlich hinter ihm stand. Sie war bereits halb auf dem Rasenstück, als sie ein Geräusch vernahm, das nicht hierher gehörte. Als würde Holz splittern, leise, aber durchgängig. Ihr Blick flog zu Ryan, doch er schien nichts davon zu bemerken.
Ein Windstoß brachte einen Geruch zu ihr, der sie erstarren ließ. Kalter Zigarettenrauch vermischt mit viel zu intensivem Aftershave, wie ihr Verfolger im Wald. Ihr Körper begann zu zittern, der Fluchtinstinkt war überwältigend. Aber sie konnte Ryan nicht völlig wehr- und vor allem ahnungslos dort stehen lassen, er wäre eine leichte Beute für die Verbrecher. O Gott, wie hatten sie sie gefunden? Konnten sie wirklich den Trucker überfallen und ermordet haben, weil sie wissen wollten, wo er sie hingebracht hatte? Möglich war es, und das bedeutete, dass jeder in Gefahr war, der ihr geholfen hatte. Auch Ryan. Ein Grollen stieg aus ihrer Kehle, dass ihr beinahe selbst Angst machte. Sie würde nicht zulassen, dass ihm etwas geschah! Kurz entschlossen stieß sie ein leises Fauchen aus, das Ryans Kopf zu ihr herumschnappen ließ.
„Da bist du ja, hast du jetzt …?“ Seine Stimme verklang, als sie wieder im Gebüsch verschwand. „Spielen wir Verstecken?“
Wie sollte sie ihm klarmachen, dass er ruhig sein musste und ihr folgen sollte? Sie steckte noch einmal ihren Kopf heraus, immerhin war er näher gekommen, allerdings nicht schnell genug. Erneut fauchte sie und zog sich zurück.
„Ist ja gut, ich komme.“ Er senkte seine Stimme. „Frauen.“
Kainda hätte es lustig gefunden, wenn nicht in diesem Moment ein lauteres Krachen aus der Klinik gekommen wäre. Es schien so, als hätten sie die Vordertür eingetreten. Stimmen drangen an ihr Ohr. Anscheinend hatte diesmal auch Ryan etwas bemerkt, denn er blieb stehen und sah zur Klinik zurück.
„Was zum Teufel …?“
Sie wartete nicht ab, bis die Einbrecher sie im Auslauf entdeckten, sondern sprang aus den Büschen und schnappte nach Ryans Ärmel.
„Hey, was soll das? Mein Arm …“
Es war ihr völlig egal, ob sie vielleicht auch etwas Fleisch erwischt hatte, wichtig war nur, dass Ryan ihr in die Büsche folgte. Mit ihrem ganzen Körpergewicht zog sie ihn zu den Büschen, bis er ihr wohl oder übel folgen musste. Ihre Rippen schmerzten, und sie hatte das Gefühl, dass ihr Bein in Flammen stand, doch das war jetzt nebensächlich. Sie konnte hören, wie die Geräusche im Haus näher kamen, ihre Zeit lief ab. Sie wartete, bis Ryan in die Büsche eintauchte, bevor sie sich auf ihn stürzte und ihn damit zu Boden warf. Sie landete auf ihm und drückte ihn mit ihrem Körpergewicht hinunter.
„Verd…“ Weiter kam er nicht, denn sie legte ihm ihr Vorderbein über den Mund. Als er anfing zu husten, nahm sie es wieder herunter und schob ihr Gesicht dicht an seines heran. Mit weit aufgerissenen Augen sah er sie an, sie konnte seine Furcht riechen. Kainda stieß ein unwilliges Knurren aus, achtete aber darauf, es leise zu halten. Schließlich hob sie den Kopf und sah zum Haus zurück. Durch die Blätter konnte sie einen Lichtschein sehen, der aus dem Haus über den Rasen wanderte. Taschenlampen. Ryan stellte seine Bewegungen ein, aber sie konnte noch seine schweren Atemzüge hören.
„Okay, du kannst von mir runter, ich habe verstanden.“ Es war nur ein Flüstern, gerade laut genug, dass sie ihn hören konnte.
Kainda sah in seine Augen und erkannte, dass er die drei Einbrecher auch bemerkt hatte. Erleichtert erhob sie sich und versuchte, die Schmerzen in ihrem Bein und den Rippen zu ignorieren.
„Gehen wir weiter nach hinten, damit ich telefonieren kann.“
Nur zu gerne folgte sie ihm zur hinteren Grundstücksgrenze, die Ohren weiterhin zum Haus gerichtet. Die Stimmen waren jetzt deutlicher zu verstehen, als hätten sie die
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