Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
bewegten sich in Richtung seiner Stimme, ein sicheres Zeichen für Ryan, dass seine Patientin ihn hören konnte. Ein letztes Mal strich er über ihren Hals. „Ruh dich aus, ich sehe später wieder nach dir.“ Er kletterte rückwärts aus dem Käfig und schloss die Tür leise hinter sich.
„Redest du schon wieder mit den Tieren?“
Ryans Rücken knackte protestierend, als er herumwirbelte. „Verdammt, Lynn, musst du mich so erschrecken?“
Die Pflegerin lachte nur. „Ich frage mich, was du machst, wenn mal irgendwann ein Tier anfängt, mit dir zu reden.“
„Wahrscheinlich falle ich vor Schreck tot um.“
Lynn nahm ihm Schüssel und Bürste ab. „Dann ist es ja gut, dass das nie passieren wird.“ Sie neigte den Kopf zum Dreckwasser. „Dir ist aber schon klar, dass das unsere Aufgabe ist?“
„Natürlich, aber da ich sowieso wach war und ihr auch so schon genug zu tun habt, habe ich es euch ausnahmsweise abgenommen.“ Er sah zur Leopardin zurück. „Sie hat anscheinend schon einiges hinter sich, ich wollte, dass sie sich etwas wohler fühlt.“ Warum er meinte, sich rechtfertigen zu müssen, war ihm ein Rätsel. Wahrscheinlich, weil er das Gefühl hatte, nur selber richtig für die Raubkatze sorgen zu können. Was totaler Quatsch war, sein eingespieltes Team lieferte sehr gute Arbeit ab, und er konnte sich jederzeit auf seine Leute verlassen. Ryan zwang sich zu einem Lächeln. „Beim nächsten Mal bist du dann wieder dran.“
Lynn hob die Schultern. „Ich werde dich daran erinnern. Wie geht es ihr?“
„Sie hat die Nacht überlebt, mehr kann ich noch nicht sagen. Morgens ist sie unruhig geworden, deshalb habe ich sie noch einmal leicht sediert. Wir müssen verhindern, dass sie sich die Nähte gleich wieder aufreißt oder dass sich die gebrochenen Knochen verschieben.“ Das Bein hatte er geschient, aber die angebrochenen Rippen konnte er schlecht eingipsen, um sie zu immobilisieren. Ryan zog den Kittel aus, ging zu seinem Spind und holte seine Waschtasche heraus. „Ich mache mich ein wenig frisch, und dann kümmere ich mich um die heutigen Patienten.“ In der Tür blieb er stehen. „Du achtest auf die Leopardin?“
„Natürlich.“ Lynn nahm ihm den Kittel ab. „Dafür bin ich ja da.“
Jamila roch Finn, bevor sie ihn den Hügel heraufkommen hörte. Es schien, als hätte sich sein unvergleichlicher Duft nach Mann und Holz in ihr Gehirn gebrannt und wäre nicht mehr daraus zu vertreiben, egal was sie auch versuchte. Und das schon seit drei Monaten, seit sie mit Kainda in das Lager der Berglöwenwandler gekommen war und ihn zum ersten Mal so blond, groß und stark – und vor allem nackt – vor sich gesehen hatte. Es hatte nicht einmal die Tatsache geholfen, dass sie zu der Zeit zusammen mit ihrer Schwester in eine Art Gefängnishöhle gesperrt gewesen war und die Berglöwenwandler ihre Feinde waren. Irgendwie hatte die Leopardin in ihr nur einen Blick auf ihn geworfen und ganz laut und deutlich ‚meins‘ gesagt.
Blind starrte sie weiterhin von ihrem Platz auf dem Felsüberhang auf die Landschaft unter ihr. In den letzten Monaten hatte sie sich daran gewöhnt, in dichtem Wald zu leben. Trotzdem gab es noch Momente, in denen sie sich in die afrikanische Savanne zurückwünschte. Dort fühlte sie sich nicht so … umzingelt. Über sich selbst verärgert, presste sie die Lippen zusammen. Sie sollte froh sein, bei den Berglöwenmenschen untergekommen zu sein, während sie auf Kaindas Rückkehr wartete. Unerwartet schoss ein scharfer Schmerz durch ihr Herz. Mit einem unterdrückten Aufschrei presste Jamila die Hände auf ihren Brustkorb. Sie krümmte sich nach vorne und rang nach Luft.
„Jamila, was hast du?“ Finns raue Stimme erklang jetzt neben ihr, und seine große Hand legte sich zögernd auf ihren Rücken.
„K… Kainda.“
„Was ist mit deiner Schwester?“
„I… Ich weiß es nicht. Irgendetwas ist nicht in Ordnung.“ Sie atmete zitternd ein.
Finns Wärme schloss sich um sie, als er sie an sich zog. Ihre Wange legte sich wie von selbst an seine nackte Brust, und sie schloss für einen Moment die Lider. Das beruhigende Pochen seines Herzens trieb ihr Tränen in die Augen.
Abrupt löste sie sich wieder von ihm und drehte ihm den Rücken zu. Er durfte ihre Schwäche nicht sehen, auch wenn sie vermutete, dass er wusste, wie sie auf ihn reagierte. Sein Anblick, vermischt mit seinem Geruch und ihrem eigenen Zustand, hatte schon damals bei ihrer ersten Begegnung eine Reaktion
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