Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
tut?“
„Nein.“ Das war alles, keine Erklärung, kein Versuch einer Rechtfertigung. Ihr Journalisteninstinkt sagte ihr, dass hier irgendetwas vorging, doch sie konnte nicht genau sagen, was. Wenn er nicht wusste, dass Kainda eine Wandlerin war, warum vertraute er ihr dann so, dass er sie frei in seinem Haus herumlaufen ließ? Ein Wildtier war unberechenbar, und das musste Thorne als Arzt des Wild Animal Parks wissen.
Thorne führte sie ins Wohnzimmer und deutete auf das Sofa. „Möchten Sie sich setzen?“ Er formulierte es als eine Frage, aber es war klar, dass es sich um eine Anweisung handelte.
„Danke, aber ich würde lieber die Leopardin sehen.“
Die Augenbrauen ihres Gastgebers zogen sich zusammen. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist, es könnte sie aufregen.“
Irgendwie musste es ihr gelingen, Thorne davon zu überzeugen. „Wenn ich einen Artikel über Etana schreiben soll, dann muss ich sie wenigstens einmal kurz gesehen haben, damit ich auch weiß, worüber ich schreibe. Sie haben vielleicht ständig mit solchen Tieren zu tun, ich dagegen nicht.“
Nach kurzem Zögern nickte er. „Warten Sie hier einen Moment.“ Als ihr Gastgeber das Zimmer verlassen hatte, sah sie sich neugierig um. Es wirkte alles sauber und halbwegs ordentlich, aber auch irgendwie so, als würde er nicht besonders viel Zeit hier verbringen. Wahrscheinlich hielt er sich größtenteils im Park auf. Aufgeregt beugte Marisa sich vor, als sie ein leises Murmeln hörte, so als würde Thorne mit jemandem reden. Mit Kainda? Versuchte er sie zu beruhigen, oder erklärte er ihr, warum Marisa gekommen war? Es war überhaupt richtig niedlich, dass er der Leopardin einen Namen gegeben hatte. Sie konnte sich die Reaktion der unabhängigen und stolzen Kainda darauf bildlich vorstellen
Der Reiz zu lachen verging schlagartig, als Thorne zurück ins Zimmer kam. „Kommen Sie mit.“
Aufregung kribbelte durch ihren Körper, als sie ihm zum Arbeitszimmer folgte. Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hindurch. Schließlich schob er sie weiter auf und winkte Marisa, neben ihn zu treten. „Etana, das ist Marisa Pérèz.“
Er trat zur Seite, sodass Marisa ihren ersten richtigen Blick auf die Leopardin werfen konnte, die auf einem Sessel in der Ecke des Zimmers lag. Sie erschrak, und ihr Herz begann hart zu klopfen. Egal ob es Kainda war oder ein Tier, es war nicht zu übersehen, dass sie furchtbar gelitten hatte. Verbände waren um den Körper geschlungen, und Schienen waren an einem Hinterlauf befestigt. Abschürfungen zogen tiefe Furchen durch ihr Fell, das an einigen Stellen abrasiert worden war. Marisas Blick tauchte in den der Leopardin, und sie konnte die Intelligenz darin sehen.
„Hallo, Etana.“ Ihre Stimme war in der eingetretenen Stille fast störend.
Die Leopardin neigte den Kopf, so wie Coyle und die Berglöwenwandler es oft taten. Sie war sich fast sicher, dass es Kainda war, aber letzte Gewissheit konnte sie nur bekommen, wenn Thorne wenigstens für kurze Zeit das Zimmer verließ. Doch es schien nicht so, als wollte er die Leopardin und seinen Gast auch nur für eine Sekunde aus den Augen lassen. Mit gerunzelter Stirn sah er von einem zum anderen, als versuchte er zu erkennen, was zwischen ihnen vorging.
Um ihn davon abzulenken, richtete Marisa sich auf. „Ein sehr schönes Tier. Ich hoffe, sie wird wieder gesund?“ Aus den Augenwinkeln sah Marisa, wie die Leopardin ihr ein Zeichen mit der Pfote gab. Marisa verschluckte sich und begann zu husten.
Unbehaglich trat Thorne auf sie zu. „Geht es?“
„J… ja, danke. Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?“
Diesmal stieg die Röte bis in seine Wangen. „Entschuldigung, wo habe ich meine Manieren gelassen? Kann ich Ihnen sonst noch etwas anbieten? Kaffee, Tee?“
„Ein Kaffee wäre nett, vielen Dank.“ Eigentlich wollte sie gar keinen, aber es würde sicher ein paar Minuten dauern, ihn aufzubrühen, und sie brauchte die Zeit mit Kainda.
„Warten Sie bitte im Wohnzimmer, ich möchte nicht, dass Sie allein mit Etana sind.“ Damit schloss Thorne die Tür leise hinter ihnen und führte sie ins Wohnzimmer zurück. Kurz darauf hörte sie es in der Küche klappern, ein gluggerndes Geräusch ertönte.
Marisa wartete ungeduldig, bis der Tierarzt mit einem Glas Wasser wiederkam und es ihr reichte. „Danke.“
Thorne nickte. „Ich mache jetzt den Kaffee, wenn etwas sein sollte, rufen Sie mich.“
„Natürlich.“ Marisa nahm einen großen Schluck und
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