Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
interessanter.“
Suchend sah Amber sich um, aber es war keiner der anderen Berglöwen in der Nähe. Wie sollte sie den Mann besiegen, wenn er ein Messer hatte? Vor allem, was würde mit Griffin geschehen, wenn sie nicht mehr lebte? Sosehr sie den Verbrecher auch anfallen wollte, es wäre nicht klug gewesen, das zu tun. Zumindest nicht zu seinen Bedingungen. Aber vielleicht konnte sie ihn von Griffin weglocken …
Schon wieder schien er ihre Gedanken zu erraten. „Glaub nicht, dass du mir entkommen oder mich täuschen kannst. Ich habe keinerlei Bedenken, dich einfach über den Haufen zu schießen, wenn es sein muss. So wie ich es auch mit Melvin machen werde, wenn ich hier fertig bin. Der Junge hat seinen Zweck erfüllt, und ich habe keine Verwendung mehr für ihn.“
Amber fixierte den Mann. Durch seine Bemerkung war sie fast sicher, dass er dieser Jennings war, den Melvin gegenüber Griffin erwähnt hatte. Der Kerl musste unbedingt erledigt werden, damit er nicht noch weitere Wandler in Gefahr brachte. Doch es war niemand in der Nähe, sie würde es selbst tun müssen, bevor er noch jemanden tötete, verletzte oder ihre Existenz verriet. Sie war erstaunt, wieviel Hass sie jemandem gegenüber empfinden konnte, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Bisher hatte sie sich für friedfertig gehalten, doch jetzt wollte sie Blut sehen. Ein dumpfes Grollen stieg aus ihrer Kehle, das sie selbst überraschte. Der Mann riss die Augen auf und trat automatisch einen Schritt zurück. Doch er fing sich sofort wieder und steckte das Messer weg.
Bevor sie sich bewegen konnte, hatte er das Gewehr in der Hand. „Okay, der Spaß ist vorbei. Ich habe keine Zeit, darauf zu warten, dass du dich entscheidest, wie du sterben willst. Also machen wir es auf meine Art.“ Er senkte den Lauf des Gewehrs, bis er direkt auf Amber zielte. „Du kannst dich freuen, ich mache es kurz und schmerzlos.“
Hilflos sah Amber zu, wie sich sein Finger um den Abzug krümmte. Sie wünschte, sie könnte Griffin noch sagen, was sie für ihn empfand. Als der Knall ertönte, schloss sie die Augen und bereitete sich auf den Schmerz vor. Es dauerte einige Sekunden, bis sie erkannte, dass sie nicht getroffen war. Erschrocken riss sie die Augen wieder auf und sah Griffin an. Doch auch er hatte keine Kugel im Leib, sondern lag still da und blickte sie an. Langsam drehte sie sich um und atmete scharf ein. Der Verbrecher lag mit dem Rücken nach oben im Schnee, der sich rasch rot färbte. Was war geschehen? Geduckt blickte Amber in die Richtung, aus der der Schuss vermutlich gekommen war. Ihr Blick wanderte den Hügel hinauf, den sie gerade hinabgelaufen war, um zu Griffin zu kommen, und dort stand, an einen Baum gelehnt, ein nackter Mann, ein Gewehr im Anschlag. Melvin! Sein bleiches Gesicht wirkte wie erstarrt, seine Blässe wurde noch durch die bläulich schimmernden Prellungen hervorgehoben. Auch wenn sie sich fragte, wie er hierherkam und woher er die Waffe hatte, war sie einfach nur froh, dass er im richtigen Moment aufgetaucht war und sie gerettet hatte. Sie neigte den Kopf in seine Richtung und wandte sich schließlich wieder Griffin zu.
Seine Augen waren geschlossen, und er lag still da. Das Blut hatte sich durch seine Bewegungen im Schnee verteilt, zerfetzte Federn säumten es. Er war tot! Amber ließ sich neben ihn fallen und berührte ihn sanft mit der Nase.
Die Bewegung seiner Brust war fast unmerklich, doch sie war da. Tief atmete Amber seinen Duft ein. Ja, er lebte noch, und sie würde dafür sorgen, dass es so blieb. Nachdem sie überprüft hatte, dass sie diesmal auch wirklich niemand aufhalten würde, schloss sie wieder ihre Zähne um ihn und hob ihn hoch. So vorsichtig wie möglich trug sie ihn vom Schlachtfeld und legte ihn schließlich außer Sichtweite unter einigen immergrünen Sträuchern auf einen Flecken schneefreien Bodens. Ihr Herz hämmerte, während sie sich verwandelte und den Rucksack abstreifte. Mit den Fingern strich sie sanft über Griffins Brust und erschrak, weil er sich so kalt anfühlte. Rasch nahm sie aus dem Rucksack eine dünne Isolierdecke und breitete sie auf dem Boden aus. Als sie Griffin darauf bettete, öffneten sich seine Augen.
„Es ist alles in Ordnung, ich kümmere mich um dich. Du musst nur durchhalten.“ Ihre Stimme klang rau vor unterdrückten Gefühlen. Tränen liefen über ihre Wangen, die sie nicht aufhalten konnte. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie hätte medizinische Erfahrung, aber mehr
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