Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
einmal: Du hast nicht bei Melody versagt, sie ist bei der Geburt gestorben, niemand hätte sie retten können, auch du nicht. Und was das andere angeht, wieso wollte Melvin dich plötzlich nicht mehr sehen? Als er kleiner war, habt ihr euch doch so gut verstanden.“
„Er hat mich gehasst.“ Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Es tat weh, es laut zu sagen.
„Das kann nicht sein. Ich habe nie einen liebevolleren Vater gesehen als dich. Du hast ihm jeden Wunsch von den Lippen abgelesen.“
„Außer einem.“
Fay schnaubte. „Er konnte nicht wirklich erwarten, dass du mit ihm in die Stadt gehen würdest. Wie hätte das gehen sollen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich deswegen nicht mehr sehen wollte.“
„Nein, aber sein Kummer darüber hatte sich so aufgestaut, dass er sich entlud, als er einen geeigneten Auslöser fand.“
„Welchen?“ Conner sah sie nur stumm an. Es dauerte eine Weile, bis ihre Augen sich weiteten und sie scharf ausatmete. „ Ich war der Auslöser?“
„Er hat uns zusammen gesehen, an dem Tag am See, als wir …“ Conner brach ab, als er ein Echo seiner Erinnerungen in Fays Gesicht erkannte. Es war ein wunderschöner Sommertag gewesen, und er hatte ihn zusammen mit Fay genossen. Eine Weile waren sie geschwommen, und danach hatten sie sich am Ufer geliebt, bis sie erschöpft ins Lager zurückgekehrt waren. Wie immer hatten sie sich mit einem beinahe verzweifelten Kuss verabschiedet, um nicht zusammen gesehen zu werden, damit Melvin nichts von ihrer Beziehung erfuhr. Conner hatte befürchtet, dass sein Sohn nicht gut darauf reagieren würde, und genauso war es auch gewesen. Er räusperte sich. „Melvin hat in der Hütte auf mich gewartet. Er sagte, dass er mich hasst, und nie wiedersehen wolle und das Lager verlassen würde. Ich habe ihm zuerst nicht geglaubt und versucht, vernünftig mit ihm zu reden, aber als er dann am nächsten Tag verschwunden war, wusste ich, dass er es ernst meinte. Ich habe ihn zurückgeholt, meine Eltern gebeten, auf ihn aufzupassen, und bin gegangen.“ Es hatte ihn verletzt und furchtbar geschmerzt, doch der Liebe zu seinem Sohn hatte das keinen Abbruch getan.
„Einfach so? Hättest du nicht noch mal mit ihm reden können?“
„Ich habe es versucht. Aber er meinte, dass er nicht zulassen würde, dass ich weiterhin mit dir schmutzige Dinge treibe, während seine Mutter meinetwegen tot sei. Er drohte, das Lager endgültig zu verlassen, wenn ich mich weiter mit dir träfe, und er meinte, diesmal würde ich ihn nicht finden. Außerdem wollte er dann allen erzählen, was die ach so heilige Heilerin im Geheimen treiben würde.“
Wut zeichnete sich in Fays Gesicht ab. „Dieser kleine …“ Sie unterbrach sich. „Entschuldige, ich weiß, er ist dein Sohn, aber am liebsten würde ich ihm jetzt noch eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen.“
Ein schwaches Lächeln spielte bei der Vorstellung um Conners Mundwinkel, wie die winzige Fay sich gegen Melvin behaupten würde. „Ich habe selbst oft genug darüber nachgedacht, ob das nicht die bessere Lösung gewesen wäre.“ Er wurde wieder ernst. „Aber das hätte nichts gebracht. Melvin war fest entschlossen, uns zu verraten.“
„Na und? Dann hätte er das eben getan! Schließlich waren wir erwachsen und konnten tun, was wir wollten. Wir haben unsere Beziehung doch nur wegen Melvin geheim gehalten.“ Unsicher sah sie ihn an. „Oder wolltest du nicht mit mir gesehen werden?“
„So ein Unsinn. Ich hätte mich liebend gern mit dir vor aller Augen getroffen. Aber ich dachte, es wäre dir vielleicht nicht recht.“
Erstaunt blieb ihr Mund offen stehen. „Du dachtest was? Welchen Grund hätte ich dafür haben sollen? Mir ging es nur darum, Melvin zu schützen, sonst nichts.“
Conner versuchte, das zu verdauen. „Wir hätten schon viel eher reden sollen. Damals, als wir noch beide im Lager waren.“
„Ja, vermutlich.“ Fay legte den Kopf schräg. „Warum konntest du mich nicht weiter heimlich treffen? Melvin hätte ja nichts davon wissen müssen.“
„Er hätte dich an mir gerochen. Es war sowieso ein Wunder, dass das so lange gut ging.“ Conner atmete tief durch. „Und ich hätte es nicht ertragen, dich zu sehen, aber nie berühren zu dürfen. Es hätte mich zerrissen.“
Fay schwieg einen Moment und blickte ihm schließlich tief in die Augen. „Hast du dich mir deshalb nie genähert, wenn ich draußen unterwegs war, um neue Pflanzen zu sammeln?“
Conner senkte den Kopf
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