Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
dafür sämtliche Verstecke zwischen ihrem Gebiet und dem der Adlerwandler kontrollieren musste. Fast davon überzeugt, dass Amber entgegen seinem schlechten Gefühl doch angekommen war, sah er in einiger Entfernung Vögel über den Bäumen kreisen. Sein Herz hämmerte in der Brust, als er erkannte, dass es Raubvögel waren, die es anscheinend auf eine leichte Beute am Boden abgesehen hatten. Es konnte ein Tier sein, das bald verenden würde – oder Amber. Griffin ließ seinen Beutel fallen und flog, so schnell er konnte, auf die Vögel zu. Mit einem Kampfschrei stürzte er sich auf sie, sicher, dass sie es nicht auf eine Auseinandersetzung mit einem Adler ankommen lassen würden. Und so war es auch, mit wütenden Schreien brachten sie sich in Sicherheit. Es war ihm klar, dass sie sich irgendwo in der Nähe niederlassen würden, um ihn zu beobachten und sich zu überlegen, ob es sich lohnte, ihn wegen der Beute zu bekämpfen.
Rasch stieß er zwischen den Bäumen auf eine kleine Lichtung hinab und verwandelte sich, kaum dass seine Füße den Boden berührten. Es war offensichtlich, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte, Grasbüschel waren herausgerissen, Äste abgebrochen, und es roch nach Blut, das sogar er wahrnehmen konnte, obwohl seine anderen Sinne weitaus besser ausgeprägt waren. Auf dem Boden konnte er eine Spur sehen, so als wäre etwas darübergeschleift worden. Der Wald um ihn herum war still, wer auch immer hier sein Unwesen getrieben hatte, war fort. Griffin biss die Zähne zusammen, um die Bilder von Ambers geschundenem Körper zurückzudrängen, und folgte der Spur. Sie war bereits einige Stunden alt, die Blutflecken auf Gräsern und Blättern bereits eingetrocknet. Es waren keine Fußspuren zu entdecken, weder von Menschen noch von Tieren. Konnte es sein, dass Amber entkommen war und sich schwer verletzt weitergeschleppt hatte? Griffin lief los, zu ungeduldig, um noch vorsichtig zu sein. Je weiter er kam, desto frischer schien die Spur zu werden, so als hätte der Verursacher immer wieder lange Pausen eingelegt, bevor er weitergekrochen war.
Griffin blickte nach vorne und sah helles Fell durch das Unterholz blitzen. Amber! Ohne Rücksicht auf seine nackten Füße und Beine rannte er los. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Entfernung überbrückt. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, als er sich schließlich neben den geschundenen Körper der Berglöwin hockte. Seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte und sanft auf das blutige Fell legte. Er spürte eine Bewegung unter seinen Fingern, fast nur ein Hauch, aber es gab ihm Hoffnung, dass er noch nicht zu spät gekommen war und ihr irgendwie helfen konnte.
„Amber?“ Noch während er den Namen sagte, erkannte Griffin, dass ihn seine Angst um sie getäuscht hatte. Es war nicht Amber, die hier lag, sondern ein anderer Berglöwe, der größer und dessen Fell dunkler und weniger rötlich war. Aber er war sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Wandler handelte. Vorsichtig drehte er ihn herum, sodass er das Gesicht sehen konnte. Tiefe Striemen zogen sich über die Schnauze, ein Auge war zugeschwollen. Das andere war einen Spaltbreit geöffnet, doch Griffin wusste nicht, ob er überhaupt etwas sah oder bewusstlos war. Beruhigend legte er ihm die Hand auf die Schulter. Bei der Berührung schnellte die Pranke vor. Verspätet sprang Griffin zurück und brachte sich außer Reichweite.
„Verdammt!“ Griffin verzog den Mund, als er die vier blutenden Striemen sah, die die Krallen quer über seine Brust gezogen hatten. Sehr geschickt, einem verwundeten Berglöwen zu nahe zu kommen, eigentlich sollte er es besser wissen. Aber er war so in seiner Angst um Amber gefangen gewesen, dass er nicht schnell genug reagiert hatte.
Griffin wappnete sich gegen einen erneuten Angriff, als er sich wieder vorbeugte. „Keine Angst, du bist in Sicherheit, ich bin ein Freund.“ Hoffentlich verstand der Berglöwenmann, was er sagte, und erkannte, dass Griffin ihm kein Leid zufügen wollte. Er hatte keine Lust, beim nächsten Schlag irgendwelche wichtigen Teile zu verlieren, weil er nackt neben ihm kniete. Die Nasenflügel des Berglöwen blähten sich, etwas wie ein Stöhnen kam aus seinem Maul, als er ausatmete. Ein Schauder fuhr durch den Körper, dann verwandelte er sich. Griffin wartete, bis der Mann schließlich schwer atmend und mit geschlossenen Augen vor ihm lag. Ohne das Fell sahen die Verletzungen noch schlimmer aus, es war klar, dass er unbedingt
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