Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
war.
„Was ist geschehen?“ Die tiefe, raue Stimme klang ruhig.
„Ich habe ihn einige Meilen von hier verletzt gefunden. Es sah nach einem Kampf aus, aber als ich ankam, war niemand mehr zu sehen.“
Etwas stand in den Augen, das Griffin nicht deuten konnte. Der Hüne schlug vorsichtig die Decke zurück und sein Körper versteifte sich, als er die Schwere der Verletzungen sah. „Hat er etwas gesagt?“
„Nur, dass er zu Coyle muss.“
Eine blonde Augenbraue hob sich. „Und natürlich hast du sofort gewusst, wo der zu finden ist.“
„Ja, aber ich habe mich entschieden, ihn hierherzubringen, weil ich nicht wusste, ob ihm klar war, dass Coyle jetzt am Waldrand lebt und nicht mehr in eurem Lager.“ Griffin redete rasch weiter, als der Berglöwenmann den Mund öffnete. „Wir können uns später unterhalten, ich halte es für wichtiger, dass seine Verletzungen so schnell wie möglich behandelt werden.“
Der Anführer nickte knapp, schob seine Arme unter den Körper des Verletzten und nahm ihn Griffin ab. Finns Blick glitt über seine Brust, doch er sagte nichts zu der Verletzung. Griffin sah ihm hinterher, während er versuchte, nicht zu deutlich zu zeigen, wie sehr seine Arme und seine Brust schmerzten.
„Komm mit.“ Die Stimme erklang hinter ihm. Ein anderer der Berglöwenmänner hatte sich verwandelt, optisch mit langen schwarzen Haaren und rotbrauner Haut das genaue Gegenteil des Anführers.
Es musste den Berglöwen klar sein, dass er jederzeit wegfliegen konnte, trotzdem schienen sie darauf zu vertrauen, dass er ihnen in das Lager folgen würde. Für einen winzigen Moment überlegte er, einfach zu verschwinden, doch dann wurde ihm klar, dass er so herausfinden konnte, ob Amber gut zurückgekommen war. Außerdem war die Vorstellung, seine Arme oder vielmehr Flügel in nächster Zeit zu bewegen, grauenvoll. Sein Nacken schmerzte fast genauso sehr wie seine Brust- und Armmuskeln. Es konnte nicht schaden, sich etwas auszuruhen, bevor er weiterzog.
Griffin nickte dem Berglöwenmann knapp zu und ging hinter ihm her. Erst jetzt merkte er, dass sein ganzer Körper voller Blut war. Das meiste davon musste durch die Decke gesickert sein, denn seine Brustwunden hatten aufgehört zu bluten, obwohl er sie noch deutlich spüren konnte. Seine Beine und Arme waren von Dornen und Zweigen zerkratzt, und auch seine Fußsohlen fühlten sich an, als hätten sie einige Wunden davongetragen.
Mit Macht setzten die Schmerzen ein, die vorher durch das Adrenalin verdrängt worden waren, und Griffin hatte alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Er durfte keine Schwäche zulassen. Auch wenn die Berglöwenwandler ihn bisher nicht bedroht hatten, konnte es immer noch sein, dass sie ihn für das bezahlen lassen wollten, was Amber geschehen war. Er konnte nur hoffen, dass sie damit warten würden, bis er wieder in der Lage war, sich zu verteidigen. Stumm folgte er dem Berglöwenmann, der ihn zu einer abseits stehenden Hütte führte, deren Eingang von außen unsichtbar in einem hohlen Baumstamm lag.
„Das hier ist meine Hütte“, erklärte der Dunkelhaarige. „Du kannst die Dusche benutzen, wenn du möchtest. Das Gästehaus haben wir noch nicht wieder aufgebaut.“
Griffin nickte dankbar. „Eine Dusche kann ich jetzt wirklich brauchen.“ Er stöhnte unterdrückt, als er den Riemen des Beutels von seinem Rücken löste. „Ich bin übrigens Griffin.“
„Torik. Kannst du uns nachher zu der Stelle führen, wo du Conner gefunden hast?“
„Natürlich.“ Wenn er sich bis dahin wieder einigermaßen bewegen konnte.
„Gut, dann warte ich hier auf dich, das Bad ist ganz oben. Ein frisches Handtuch findest du in dem kleinen Schrank.“
„Danke, ich beeile mich.“ Während Griffin die in den Baumstamm eingelassenen Treppenstufen wie auf einer Wendeltreppe nach oben stieg, fragte er sich, ob Amber tatsächlich nichts von dem Angriff der Adlerwandler auf sie erzählt hatte. Und wenn ja, warum nicht?
4
Fay suchte in ihrem kleinen Vorratskeller nach den nötigen Kräutern für eine neue Salbe, als es an ihrer Haustür polterte. Das war das richtige Wort, es klang nicht wie Klopfen, sondern als versuchte jemand, die Tür niederzureißen. Sehr ungewöhnlich, normalerweise traute sich niemand, ihr Missfallen zu erregen. Der Hauch eines Lächelns flog über ihr Gesicht, als sie daran dachte, was die anderen hinter ihrem Rücken über sie sagten.
Doch dann ließ Stimmengewirr ihren Kopf hochrucken. Niemand wagte es,
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