Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
nicht, die Traurigkeit in seinen Augen zu sehen, im Gegenteil, das machte die Sache nur noch schlimmer.
Abrupt richtete sie sich auf. „Ich muss jetzt los, auch wenn ich noch so gern hier liegen bleiben würde. Was wirst du machen?“
Eine Augenbraue hochgezogen, blickte Griffin sie an. „Was glaubst du?“
Mit Mühe brachte Amber einen genervten Laut zustande, während sie innerlich jubelte. „Du willst mir also wieder folgen. Wird dir das nicht zu langweilig?“
Er grinste. „Nein. Ich liebe es, dich zu beobachten, besonders wenn du dich zwischendurch immer verwandelst und ich dich nackt sehen kann. So kann ich mich an die letzte Nacht erinnern und endlich sehen, was ich im Dunkeln berührt habe.“
Hitze erfasste ihren gesamten Körper. „Mach nur so weiter, dann werde ich über dich herfallen, wenn ich dich das nächste Mal sehe.“
„Das hoffe ich doch.“ Griffin wurde ernst. „Zum Teil folge ich dir aber auch, um dich zu beschützen, falls jemand auf die Idee kommt, dich anzugreifen.“
„Das brauchst du nicht, ich kann mich selber verteidigen, wenn es nötig sein sollte.“ Trotzdem war es irgendwie romantisch, dass er sich so um sie sorgte.
„Das ist mir klar. Aber ich fühle mich besser, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich in deiner Nähe bleibe?“ Seine dunkelbraunen Augen leuchteten warm im Sonnenlicht, während er auf sie herunterblickte.
„Nein.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Aber von jetzt an tust du das nicht mehr heimlich. Ich will, dass du bei mir bist, solange es geht. Okay?“
Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Abgemacht.“
Amber ließ ihn bedauernd los und kroch auf den Ausgang der Höhle zu. „Ich laufe schon mal los, du holst mich dann ja sowieso schnell wieder ein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte Amber sich auf den Weg. Griffin nackt im Sonnenlicht zu sehen hatte ihre Standhaftigkeit auf eine harte Probe gestellt. Müsste sie nicht eine wichtige Aufgabe erfüllen, wäre sie wieder zu ihm in die Höhle zurückgekehrt. Aber das würde warten müssen, bis sie wieder Zeit hatten.
14
Seltsam guter Stimmung, genoss Amber die Sonne auf ihrem Fell und den knirschenden Schnee, der unter ihren Pfoten aufstob, als sie durch den winterlichen Wald lief. Schon immer hatte sie diese Jahreszeit genossen, alles wirkte so still und unberührt. Aber es würde auch die Suche schwieriger gestalten, denn so konnte sie keine Spuren der Einzelgänger mehr sehen, es sei denn, sie waren bereits im Schnee herumgelaufen. Also würde sie sich ganz auf ihre Erinnerung und ihren Geruchssinn verlassen müssen.
Entschlossen schlug sie eine Richtung ein. Diesmal würde sie Finns Auftrag erfolgreich beenden und nicht, wie bei ihrem Ausflug zu den Adlerwandlern, mit leeren Händen heimkehren. Sie blickte nach oben, als über ihr ein Schrei ertönte, und beobachtete innerlich lächelnd, wie Griffin über sie hinwegschwebte.
Letzte Nacht waren alle Zweifel ausgeräumt worden, dass Griffin sie nicht wirklich begehren könnte. In seinen Berührungen hatte sie Leidenschaft gespürt – und Liebe. Und genau das empfand sie auch. Aber wie sollte es weitergehen? Was würde aus dieser Liebe werden, wenn es keinen gemeinsamen Weg für sie gab?
Mühsam schüttelte Amber die Fragen ab, die sie im Moment nur ablenkten und auf die sie noch keine Antworten fand. Sie musste sich jetzt auf ihre Aufgabe konzentrieren. Denn auch wenn sie sich relativ sicher war, dass keiner der Einzelgänger sie angreifen würde, musste sie auf der Hut sein. Sie mochten es nicht gerne, wenn jemand in ihr Gebiet eindrang, und sahen sich vielleicht genötigt, es zu verteidigen.
Amber horchte, konnte aber außer ihren eigenen knirschenden Schritten nichts hören. Auch der Geruch deutete nicht darauf hin, dass ein anderer Berglöwenwandler in der Nähe war oder ein Mensch, der ihr schaden wollte. Griffin flog so dicht über sie hinweg, dass sie das Sirren seiner Flügel hören konnte. Unerwartet überkam sie die Sehnsucht, mit ihm fliegen zu können. Dabei hatte sie es bisher immer vorgezogen, mit allen vier Pfoten oder zwei Füßen auf dem Boden zu bleiben und …
Amber erstarrte mitten in der Bewegung, als sie einen Berglöwenwandler witterte. Griffin schien zu verstehen, was los war, denn er verschwand aus ihrem Sichtfeld. Als Amber einen Berglöwen auf sich zukommen sah, verwandelte sie sich und richtete sich langsam auf. Sie hielt seinen Blick, während er
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