Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
reden konnte, der verstand, wie er sich gerade fühlte. Nach kurzem Zögern klopfte sie an die Tür und öffnete sie einen Spalt. Es war niemand zu sehen.
„Finn? Hier ist Amber, kann ich reinkommen?“
Finn kam mit feuchten Haaren aus dem Badezimmer. Wahrscheinlich hatte er seinen Kopf unter Wasser gehalten, um sich zu beruhigen. Seine Augen zeigten, dass der Berglöwe dicht unter der Oberfläche lag. Er sah Amber lange an und schüttelte dann den Kopf. „Natürlich.“ Er schloss die Tür hinter ihr. „Griffin sagte, dass du einen der Einzelgänger und seine Familie mitbringen würdest. Ich hatte nicht erwartet, dass tatsächlich jemand unser Angebot annimmt.“
„Es ist Nolen. Er, seine Gefährtin und sein kleiner Sohn sind jetzt in unserem Gebiet, draußen bei dem kleinen Bach. Ins Lager wollen sie nicht kommen, nicht mal, um nach ihrer Tochter zu sehen. Ich glaube, sie fühlen sich unwohl, wenn zu viele andere Wandler in der Nähe sind. Er hat mich gebeten, mich um Lana zu kümmern.“ Amber strich ihre Haare aus dem Gesicht. „Wie geht es ihr?“
„Mein letzter Stand war: unverändert. Ich wollte gleich noch einmal nach ihr sehen, aber …“
„Dann kam Kearne dazwischen. Ja, ich habe ihn gehört.“ Amber legte ihre Hand auf seinen Arm. „Kann ich dir irgendwie helfen?“
Finn bemühte sich um ein Lächeln, aber es wollte ihm nicht gelingen. „Wenn du nicht zufällig weißt, wie ich die Gruppe dazu bringen kann, Jamila zu akzeptieren, dann nein, leider nicht.“
„Ich denke, sie brauchen einfach noch etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen. Wenn Jamila weiterhin bei Fay lernt, werden immer mehr erkennen, dass sie wirklich versucht, sich hier einzugliedern, und vergessen, wie sie zu uns gekommen ist. Oder es wird ihnen zumindest nicht mehr wichtig sein.“ Ambers Mundwinkel hoben sich. „So wie mir zum Beispiel. Du weißt, dass ich sie und Kainda nicht akzeptieren konnte, weil sie Coyle und Marisa angegriffen und verletzt hatten. Aber inzwischen habe ich Jamila ein wenig kennengelernt und gemerkt, dass nur eine Ausnahmesituation sie dazu bringen konnte, so zu handeln.“
„Das freut mich, es ist mir sehr wichtig, dass meine Freunde Jamila mögen. Aber ich fürchte, bei Leuten wie Kearne geht das nicht so schnell. Und unsere Beziehung scheint auch anderen Leuten nicht zu gefallen, denn offenbar verpfeift uns ständig jemand bei ihm, um weiter Stimmung gegen Jamila zu machen.“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Aber Erfolg wird er damit nicht haben.“
„Es ist dir wirklich ernst mit ihr, oder?“ Als Finn stumm nickte, umarmte Amber ihn. „Das freut mich für dich. Für euch. Ich bin sicher, dass Jamila sehr dringend jemanden braucht, der sie liebt und für sie da ist.“
Finn legte seine Hand auf ihren Rücken und sah sie alarmiert an. „Du bist ja eisig!“
Amber zuckte mit den Schultern. „Ich werde gleich eine warme Dusche nehmen. Ich wollte nur zuerst sicherstellen, dass die Wächter Nolen und seiner Familie möglichst nicht zu nah kommen, um sie nicht zu vertreiben.“
„Dafür sorge ich.“
„Danke. Dann gehe ich jetzt besser.“ Amber wandte sich zur Tür um.
„Amber.“
Sie drehte sich zu Finn zurück, der ihr gefolgt war. „Ja?“
Er zögerte einen Moment, doch dann atmete er tief durch. „Wenn es dir ernst ist mit dem Adlerwandler, dann lass dich von niemandem davon abbringen. Das Leben ist zu kostbar und zu kurz, um es nicht mit demjenigen zu verbringen, den man liebt.“
Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Ich weiß. Aber im Moment sehe ich noch keine Möglichkeit, wie wir zusammenleben können. Griffin hat schon genug Probleme mit seinen Leuten, es würde mir sehr leid tun, wenn wir bald beide ohne ein Zuhause dastehen.“
Finn blickte nach draußen. „Wo ist er? Wartet er vor dem Lager?“
„Einer seiner Freunde hat ihm die Nachricht überbracht, dass die Adleranführer mit ihm reden wollen. Anscheinend ist ihnen wohl aufgegangen, dass sie etwas voreilig gehandelt haben, als sie ihn wegschickten. Wenn er dort fertig ist, will er wieder hierherkommen.“
Finn sah sie mit einem traurigen Lächeln an. „Von mir aus kann er kommen. Wie die anderen reagieren werden, weiß ich allerdings nicht. Darüber werden wir sicher noch reden müssen.“
Amber küsste ihn auf die Wange. „Ich weiß. Aber ich bin froh, dass du wenigstens auf meiner Seite bist.“ Ein Schauder lief durch ihren Körper. „Und jetzt muss ich wirklich duschen, sonst friere ich fest.
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