Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
mal mit ihm reden wollen. Ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen, dass er unseretwegen solchen Ärger mit seinen Leuten hat.“
Coyle zog die Augenbrauen hoch. „Das musst du wohl kaum haben, schließlich haben sie dich sogar angegriffen!“ Er legte seinen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Und wann wolltest du mir das erzählen?“
Amber machte sich von ihm los. „Gar nicht, wenn du es unbedingt wissen willst. Sie haben ihr Gebiet verteidigt und ich hätte nicht so dicht an den Klippen entlanglaufen sollen. Es war mein Fehler.“ Sie hob die Hand, als er etwas einwenden wollte. „Außerdem geht es darum, dass Griffin meinetwegen Probleme mit seinen Leuten hat. Er hat mich gerettet, und es ist nicht richtig, dass er darunter leiden muss.“
Coyle neigte den Kopf. „Das stimmt.“ Er zögerte einen Moment, nicht sicher, ob Amber mit ihm darüber sprechen wollte. „Was willst du machen, wenn er wieder zu den Adlern zurückkehrt?“
Es tat ihm weh, den Kummer in ihrem Gesicht zu sehen. „Ich weiß es nicht.“ Sie holte zitternd Luft. „Es sind seine Leute, und ich wünsche ihm nicht, dass er sich mit ihnen überwirft und nicht mehr zurückkann. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, unsere Gruppe zu verlassen, um bei den Adlern zu leben. Mal ganz davon abgesehen, dass sie mich nie akzeptieren würden. Und hier in der Gruppe dürfte es auch einigen Ärger verursachen, wenn ich mir einen Adlerwandler als Partner wähle.“
„Vermutlich. Aber das sollte dich nicht daran hindern, deinen Gefühlen zu folgen.“ Coyle lächelte schwach. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass du einen Berglöwen als Gefährten findest und mit ihm auch Nachwuchs bekommen kannst. Aber mir scheint, dein Griffin ist ein guter Mann, und am wichtigsten ist, dass du mit ihm glücklich bist.“
Tränen bildeten sich in Ambers Augen. „Danke.“
Coyle beugte sich vor und küsste ihre Stirn. „Kommt er heute noch zurück?“
„Ich weiß es nicht, wahrscheinlich wird der Weg zu weit sein, um hin- und wieder zurückzufliegen. Besonders nachdem er heute schon Lana ins Lager transportiert hat. Und selbst wenn, wird er vermutlich irgendwo außerhalb auf mich warten, weil er glaubt, dass er im Lager nicht willkommen ist, nach dem, was mir bei seinen Leuten widerfahren ist.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Finn solche Feindseligkeiten zulassen würde. Schon gar nicht, weil er gerade mit Jamila etwas Ähnliches erlebt.“
Amber lächelte zaghaft. „Ich hoffe es.“ Sie holte tief Luft. „So, und jetzt muss ich mich anziehen, damit ich nach Lana sehen kann. Ich habe Nolen versprochen, mich um sie zu kümmern, weil er nicht ins Lager kommen kann.“
Coyle lächelte. „Dann sehen wir uns vermutlich dort. Ich werde Conner besuchen, nachdem ich mit Finn gesprochen habe.“
Normalerweise genoss Griffin es, mit Talon zu fliegen. Doch heute hatte er zu viel anderes im Kopf, um sich ganz dem Gefühl des Dahingleitens auf dem Wind hinzugeben. Talon schien seine Stimmung zu spüren, denn er forderte ihn nicht wie sonst zu einem Rennen auf, sondern flog einfach nur auf direktem Weg zum Adlerlager.
Irgendwie konnte Griffin sich noch nicht vorstellen, dass die Oberen wirklich eingesehen hatten, dass es Zeit wurde, die Adlergruppe etwas demokratischer zu führen und auch andere Meinungen neben ihren eigenen gelten zu lassen. Oder sich zumindest neue Ideen anzuhören. Er wagte gar nicht zu hoffen, dass sich die Gruppe ein wenig öffnete und Kontakt zu anderen Wandlergruppen suchen würde. Vielleicht …
Jeder Gedanke verließ seinen Kopf, als er die Spuren im Schnee sah. Er stieß einen leisen Schrei aus, um Talons Aufmerksamkeit zu erringen, und deutete mit dem Kopf nach unten. Talon verringerte seine Geschwindigkeit und kreiste mit ihm über der kleinen, schneebedeckten Lichtung. Griffins scharfe Augen machten unzählige Fährten aus, die kreuz und quer übereinanderlagen. Es waren eindeutig die Spuren von Menschen mit Schuhen, dazwischen waren auch eckige Abdrücke, wo etwas abgestellt worden war. Anscheinend hatte hier eine Gruppe von mehreren Personen Rast gemacht. Auf die Entfernung war nicht zu sagen, wie viele es gewesen waren, aber nach Griffins Schätzung mindestens zehn Männer. Was taten sie hier so tief in der Wildnis, noch dazu im Winter? Es gab keinerlei Straßen oder Wanderwege in der Gegend, und es sah aus, als hätten sie sich vor und nach der Rast ganz zielstrebig in eine Richtung
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