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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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natürlich! Er ist in den letzten zwanzig Jahren über Sonora nie rausgekommen. Er hat ein Haus am Ende des Evergreen Drives, aber tagsüber werden Sie ihn vermutlich am Casino finden. Er arbeitet dort als Gärtner.«
    Toriks Herz klopfte schneller, als er sich daran erinnerte, wie sein Vater ihn früher immer in den Wald mitgenommen und ihm die Welt der Pflanzen erklärt hatte. Wie es schien, war ihm die Liebe zur Natur geblieben.
    Als er nicht reagierte, runzelte die Frau ihre Stirn. »Hätte ich das nicht erzählen sollen? Ich möchte nicht, dass Tenaya Ärger bekommt, er hat schon genug Kummer.«
    Torik biss sich auf die Zunge, um die wütenden Worte zurückzudrängen, die ihm entschlüpfen wollten. »Nein, es war richtig. Vielen Dank.«
    Nach einem weiteren skeptischen Blick kehrte die Bedienung zur Theke zurück. Caitlin wartete, bis sie außer Hörweite war, bevor sie sprach. »Du denkst, dass es dein Vater war, der mir von den Wandlern erzählt hat, oder? Warum hast du mir nicht gesagt, dass er hier lebt?«
    Torik bemühte sich, ruhig zu klingen. »Weil ich es nicht sicher wusste. Er wurde hier geboren und ist hier aufgewachsen, bevor er mit siebzehn meine Mutter kennenlernte und mit ihr zu den Wandlern ging. Als ich zehn war, hat er uns verlassen, und wir haben nie wieder von ihm gehört.«
    Er konnte Caitlins Mitgefühl beinahe körperlich spüren. »Das tut mir leid. Aber glaubst du wirklich, er würde euch verraten?«
    »Es sieht so aus. Oder denkst du, dass es hier noch jemanden gibt, der so viele Details über die Wandler weiß?«
    Caitlin biss auf ihre Lippe. »Aber ich verstehe das nicht. Der Mann, mit dem ich damals in der Kneipe gesprochen habe, sagte doch, er habe seine Familie verloren. Wenn es dein Vater war, was meinte er dann damit?«
    Torik winkte der Bedienung. »Genau das werden wir hoffentlich gleich herausfinden.«

24
    Da die Kneipe noch geschlossen war, fuhren sie sofort weiter zum Casino. Caitlin warf Torik einen vorsichtigen Seitenblick zu. Es tat ihr weh, seine harte Miene zu sehen, hinter der er zu verstecken versuchte, wie sehr das Verhalten seines Vaters ihn verletzt hatte. Was mochte ihn dazu bewogen haben, seine Familie zu verlassen? Hatte er Sehnsucht nach der Menschenwelt gehabt? Damals, als Caitlin mit ihm gesprochen hatte, war er ihr wie ein gebrochener Mann vorgekommen. Jemand, der sehr litt. Irgendetwas war merkwürdig an dieser ganzen Sache.
    Ein scharfes Einatmen ließ ihren Kopf herumschnellen, und sie stützte sich gerade noch rechtzeitig am Armaturenbrett ab, als Torik hart abbremste. Jetzt sah sie, dass sie bereits am Casino angekommen waren und Torik einen Mann anstarrte, der auf dem Rasen stand. Caitlin hielt den Atem an, als ihr klar wurde, dass es sein Vater sein musste. Aus dieser Entfernung konnte sie jedoch nicht sagen, ob es der Mann aus der Kneipe war oder nicht. Noch schien er nicht bemerkt zu haben, dass er beobachtet wurde, denn er zog langsam den Schlauch über das Gras und bewässerte damit weiter die Büsche.
    »Ist er es?« Toriks Stimme war rau und beinahe tonlos.
    Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervorstanden. Caitlin legte ihre Hand darauf und drückte sanft. »Das kann ich von hier aus nicht erkennen. Es wäre möglich.«
    Torik verzog den Mund. Offenbar hatte er gehofft, dass sie etwas anderes sagte. Wäre er einfach weitergefahren, wenn sie sofort hätte ausschließen können, dass sein Vater der Gesuchte war? Durchaus möglich. Deshalb war sie froh, dass er nun gezwungen war, mit seinem Vater zu reden. Sie erwartete keine tränenreiche Wiedervereinigung, aber vielleicht konnte Torik ein paar Antworten finden. Sie schwiegen, während Torik einparkte und den Motor abstellte.
    Schließlich drehte er sich zu ihr um und blickte sie an. »Wenn du erkennen kannst, dass es nicht Tenaya war, der mit dir in der Kneipe gesprochen hat, sag mir sofort Bescheid. Wir müssen den Verräter auf jeden Fall finden, alles andere ist unwichtig.«
    Sie nickte, war jedoch fest entschlossen, sich trotzdem zuerst ein Urteil über den Mann zu bilden, der Torik so verletzt hatte.
    Gemeinsam gingen sie über den Rasen, und je näher sie dem Mann kamen, desto sicherer war sie, dass er derjenige gewesen war, den sie in der Kneipe getroffen hatte. Damals war sein Gesicht vom Alkohol gerötet gewesen und sein langes, glattes Haar zerzaust. Heute waren die schwarzen, mit grauen Fäden durchzogenen Strähnen zu einem ordentlichen Zopf

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