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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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schließlich hat sie gemerkt, dass ich nicht aufgeben würde, und mich mit zu ihrer Familie genommen. Danach waren wir nie wieder einen Tag getrennt.«
    »Bis du einfach abgehauen bist.« Torik drehte sich zu ihnen herum, die Hände zu Fäusten geballt. »Wie konntest du ihr das antun? Weißt du, wie sehr sie gelitten hat? Jede Nacht, wenn sie dachte, dass ich schlafe, ist sie nach draußen geschlichen, damit ich nicht höre, wie sie weint.« Toriks Stimme brach. »Als ich älter wurde und dir immer ähnlicher sah, konnte sie mich kaum noch anblicken, weil es ihr so wehtat. Manchmal hat sie mich angeschaut, und ich wusste, sie sah eigentlich dich.«
    Caitlins Kehle schnürte sich zu, und ihr Herz klopfte schmerzhaft. Am liebsten hätte sie Torik in den Arm genommen, aber sie ahnte, wie sehr er um seine Beherrschung rang. Jeder Muskel in seinem Körper schien angespannt, und seine Lippen waren fest zusammengepresst.
    Tenaya schwankte leicht, und Caitlin trat rasch zu ihm, um ihn im Notfall stützen zu können. »Ich wollte zurückkommen, aber ich konnte es nicht.« Sein raues Flüstern klang gequält.
    Da Torik nicht in der Lage schien, etwas zu sagen, sprang Caitlin wieder ein. »Warum nicht?«
    »Ich musste mich vergewissern, dass es meiner Mutter gut ging. Jahrelang quälten mich Schuldgefühle, weil ich sie einfach bei ihrem gewalttätigen Mann zurückgelassen hatte. Ich hoffte, sie hätte Howi endlich verlassen und würde nun glücklich und in Frieden leben oder vielleicht sogar mit mir zusammen in den Wald zurückkehren.« Tenaya senkte den Kopf, sein kräftiger Körper schien in sich zusammenzufallen. »Als ich in der Rancheria ankam, versteckte ich mich in der Nähe des Hauses, bis mein Vater wegfuhr. Ich wollte mit meiner Mutter alleine sprechen, denn ich wusste, dass Howi ausrasten würde, wenn er mich sah.« Seine Stimme zitterte. »Malila war nur noch ein Schatten ihrer selbst, sie hatte Blutergüsse im Gesicht und an den Armen, und in ihren Augen stand Hoffnungslosigkeit. Ich wusste, ich musste sie dort herausbringen, wenn ich sie nicht ganz verlieren wollte.« Tränen standen in seinen Augen.
    Torik schien wie erstarrt, jeder Muskel in seinem Körper angespannt, deshalb legte Caitlin ihre Hand auf Tenayas Arm.
    Dankbar nickte er ihr zu. »Mein Vater kam jedoch früher zurück, erwischte mich im Haus und ging auf uns los. Mutter wurde dabei schwer verletzt. Ich habe mich gewehrt, und dabei ist Howi unglücklich gestürzt. Er war sofort tot.«
    Gespenstische Stille herrschte in dem Raum. Torik starrte seinen Vater ungläubig an. »Du hast ihn umgebracht?«
    Tenaya zuckte zusammen. »Es war ein Unfall. Aber ja, er ist meinetwegen gestorben.« Tief atmete er durch und blickte Torik direkt an, als er weitersprach. »Ich saß fünf Jahre wegen Totschlags im Gefängnis. Deshalb konnte ich nicht zu euch zurückkommen.«
    »Auch nicht, als du wieder draußen warst?« Toriks Stimme klang, als würde er die Zähne zusammenbeißen.
    Traurig schüttelte Tenaya den Kopf. »Meine Mutter erlitt durch die Schläge meines Vaters an jenem Tag eine Blutung im Gehirn. Als Folge war sie einseitig gelähmt und geistig verwirrt. Sie lag in einem Pflegeheim, und die Kosten für diesen Platz waren anfangs durch den Verkauf des Hauses gedeckt. Doch als ich aus dem Gefängnis kam, musste ich einen Job annehmen, damit ich die Pflegekosten weiterbezahlen konnte. Ich konnte sie in diesem Zustand auch nicht alleine lassen oder ins Lager mitnehmen. Es war schließlich meine Schuld. Ich hätte sie nie mit dem brutalen Kerl alleine lassen dürfen, ich wusste doch, zu was er fähig war. Stattdessen habe ich nur an mich selbst und das Zusammensein mit meinem Engel gedacht.« Selbsthass sprach deutlich aus seinen Worten.
    Caitlin schüttelte den Kopf und weigerte sich, seiner Logik zu folgen. »Jeder hat das Recht auf ein eigenes Leben.« Sie wusste, dass sie Tenaya sowieso nicht überzeugen würde, aber sie musste es trotzdem sagen.
    »Wenn ich geblieben wäre, hätte sie aber nicht den Rest ihres Lebens hilflos und verwirrt in einem Bett verbringen müssen. Vielleicht hätte sie irgendwann einen Mann kennengelernt, der gut zu ihr gewesen wäre.« Tenaya stieß die Worte rau hervor.
    »Ihre Mutter hätte sich von ihrem Mann trennen können, aber sie hat es nie getan. Dafür sind Sie nicht verantwortlich.« An Tenayas Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er das auch selbst wusste. »War Ihre Mutter dagegen, dass Sie Hazel

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