Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
will Torik und Caitlin Bescheid sagen, dass du wach bist. Danach komme ich wieder.«
Erleichtert ließ er seinen Kopf auf das Kissen zurücksinken. Jetzt erst merkte er, wie müde er tatsächlich war. Er schaffte es kaum noch, seine Augen offen zu halten. »Hazel … «
»Ja?« Ihre Stimme strich wie eine Liebkosung über ihn.
»Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber ich muss es wissen. Gibt es einen anderen Mann in deinem Leben?« Angespannt wartete er auf ihre Antwort.
Hazel blickte ihn einen Moment lang nur an, und er befürchtete schon, sie würde einfach gehen. Stattdessen glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Es gab immer nur dich, Tenaya. Nur dich.« Sie drehte sich um und verließ den Raum, bevor er darauf reagieren konnte.
27
Hazel ging wieder in das Krankenzimmer zurück, nachdem sie ihnen berichtet hatte, dass Tenaya wach und ansprechbar war. Den Tränen, die in ihren Augen gestanden hatten, und ihrem erleichterten Lächeln nach zu urteilen, liebte sie ihren ehemaligen Gefährten noch immer. Als Caitlin sich zu Torik umwandte, wunderte sie sich über seine ernste Miene. Eigentlich sollte er doch froh sein, dass sein Vater überleben würde.
»Was hast du? Hättest du etwas dagegen, wenn die beiden wieder zusammenkämen?« Sie wollte ihre Hand auf seinen Arm legen, doch er trat einen Schritt zurück.
Torik schnitt eine Grimasse. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Natürlich möchte ich, dass meine Mutter glücklich ist, aber ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum sie Tenaya nach achtundzwanzig Jahren von ihm verschuldeter Einsamkeit so schnell verzeiht.« Vorsichtig rieb er über die Wunde an seinem Kopf. »Wie kann sie all den Kummer einfach so vergessen?«
»Vielleicht liebt sie ihn noch und will nicht noch mehr Zeit verlieren? Besonders nachdem sie ihn beinahe für immer verloren hätte.« Caitlin konnte den Gedanken tatsächlich nachvollziehen. Sie selbst hätte dem Mann vermutlich erst einmal kräftig ihre Meinung gesagt. Aber wenn sie ihn liebte und die Möglichkeit bestand, dass sie für immer zusammen sein konnten …
Immer noch nicht glücklich nickte Torik schließlich. »Das kann sein. Und letztlich ist es ihre Entscheidung, in die ich mich nicht einmischen werde. Aber sollte er sie noch einmal verletzen, werde ich dafür sorgen, dass er es bereut.«
Caitlin musste lächeln. »Deine Mutter hat Glück, dich zum Sohn zu haben.«
Leichte Röte breitete sich auf seinen Wangenknochen aus. »Das denke ich nicht. Ich bin eigenbrötlerisch, leicht reizbar, zu … « Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Denk dir noch ein paar negative Eigenschaften aus.«
»Ich glaube, du bist genau richtig.« Wärme stieg in Caitlin auf, als Toriks Augen aufflammten.
Er trat einen Schritt auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. »Nein, das bin ich nicht. Das sagst du nur, weil du mich noch nicht so lange kennst.«
Caitlins Lippen zitterten, als sie ein Lächeln versuchte. »Ich habe Zeit.« Ob Torik wusste, wie heftig ihr Herz klopfte? Wie nahe sie daran war, ihn anzuflehen, bei ihr zu bleiben oder sie in den Wald mitzunehmen?
Seine Augen wurden heller, ein sicheres Zeichen, dass der Berglöwe dicht unter der Oberfläche war. »Leider geht es nicht um Zeit, sondern darum, dass wir in verschiedenen Welten leben.«
Ihr Herz wurde schwer, als sie die Endgültigkeit in seinem Tonfall wahrnahm. Torik hatte seine Entscheidung getroffen, und es gab nichts, mit dem sie ihn umstimmen konnte. Aber wem machte sie etwas vor, sie hatte von Anfang an gewusst, dass eine Beziehung zwischen ihnen nicht möglich war. Und Torik hatte sie in dieser Hinsicht nie belogen, sie konnte ihm nicht einmal die Schuld daran geben, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Sie senkte den Kopf. »Ich verstehe.« Vielleicht würde es ihr irgendwann gelingen, die Tage mit Torik als einen schönen Traum zu betrachten, doch im Moment tat es noch zu sehr weh.
Sanft legte Torik seine Hände um ihr Gesicht und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Tust du das?« Seine Miene war hart, ein Muskel zuckte in seiner Wange.
Mühsam drängte sie die Tränen zurück. »Du willst mir sagen, dass es zu Ende ist. Dass wir uns trennen müssen, egal was wir empfinden.«
Schmerz flackerte deutlich sichtbar in Toriks Augen. »Ja.« Das Wort klang abgehackt, als müsste er sich zwingen, alles andere zurückzuhalten.
Sie wünschte, er würde das nicht tun. Auch wenn es sie hinterher noch mehr schmerzen würde, wollte sie wissen,
Weitere Kostenlose Bücher