Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
was er für sie empfand. Ob sie sich nur eingebildet hatte, dass er ihre Gefühle teilte. Aber Torik würde nie darüber reden, weil er bei seinen Eltern und seiner ehemaligen Gefährtin gesehen hatte, dass Liebe allein manchmal nicht reichte. Eher würde er seine Gefühle tief in sich vergraben und so tun, als existierten sie nicht. Seltsam, wie gut sie ihn schon nach diesen wenigen Tagen kannte. Aber genau deshalb wusste sie auch, dass sie keine Chance hatte, ihn zu irgendetwas zu überreden. Er musste von selbst darauf kommen, doch das würde er wohl nie tun.
»Cat … « Seine Stimme klang rau, fast brüchig.
Hoffnungsvoll blickte sie ihn an. Bitte …
»Kehr nach Montana zurück. Vergiss, dass es uns gibt, führ dein Leben fort und werde glücklich.«
Die angehaltene Luft strömte aus ihrer Lunge. »Das war es also? Wir verabschieden uns, und jeder kehrt zu seinem Leben zurück?«
»Es ist besser so. Für uns beide.«
Ärger kroch in ihr hoch und brach schließlich aus ihr hervor. »Sprich nur für dich selbst! Aber wenn du es so willst, dann gehe ich.« Sie drehte sich zur Tür um, darauf bedacht, möglichst schnell einen großen Abstand zwischen Torik und sich zu legen. »Leb wohl.«
»Caitlin.«
Sie drehte sich nicht mehr zu ihm um, denn sie wollte nicht, dass er die Tränen sah, die über ihre Wangen strömten. Stattdessen rannte sie beinahe den Flur des Krankenhauses entlang und stoppte erst, als sie auf dem Parkplatz ankam. Tief atmete sie die warme Luft ein und versuchte sich zu beruhigen. Obwohl sie die ganze Zeit gewusst hatte, wie die Sache enden würde, konnte sie sich nicht vorstellen, Torik tatsächlich nie wiederzusehen. Beinahe blind vor Tränen stolperte sie vorwärts und blieb erst stehen, als sich eine kräftige Hand um ihren Arm schloss. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Toriks war. Seine Arme schlangen sich um sie und zogen sie an seine Brust. Caitlins Augen schlossen sich, und sie lehnte sich an ihn. An ihrer Wange konnte sie sein wild pochendes Herz spüren.
Torik stützte sein Kinn auf ihren Scheitel. »Wo willst du denn hin? Du hast kein Auto hier.«
Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht, aber sie mochte es nicht zugeben. »Einfach nur raus. Und dann zur Mietwagenstation.«
Seine Arme schlossen sich enger um sie. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich ganz alleine nach Montana fahren lasse? Hast du daran gedacht, dass immer noch jemand hinter dir her sein könnte?«
Caitlins Lider flogen auf. »Aber er war doch verletzt und ist weggelaufen!«
»Wenn er ein Einzeltäter war, hast du im Moment nichts mehr zu befürchten. Aber was, wenn er Teil einer Gruppe war oder nur einen Auftrag für jemanden erfüllt hat? Oder wenn er seine Verletzungen auskuriert und dir dann nach Montana folgt? Vermutlich weiß er, wo du lebst, sonst hätte er uns nicht folgen können.« Torik löste sich etwas von ihr und blickte sie ernst an.
Als ihre Erinnerung zurückkam, schlug sie die Hand vor den Mund. »Oh Gott, das hatte ich völlig vergessen! Der Verbrecher hat von einem Auftraggeber gesprochen. Ich habe ihn gefragt, was der von mir will, aber darauf hat er nicht geantwortet.« Ängstlich blickte sie Torik an. »Meinst du, ich bin weiter in Gefahr?«
»Auf jeden Fall werden wir kein Risiko eingehen. Du wirst nach Montana gebracht, und dort engagierst du sofort einen Bodyguard.« Torik senkte seinen Kopf und sah direkt in ihre Augen. »Versprich es mir.«
»Warum kann ich nicht hierbleiben?« Caitlin biss auf ihre Lippe. Auf keinen Fall wollte sie betteln!
»Weil du hier auch nicht sicher wärst. Außerdem muss ich bald nach Las Vegas zurück, um dort wieder auf Marisa aufzupassen.« Seine Hände glitten ihren Rücken hinauf. »Bitte, Caitlin, ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist.«
Es lag ihr auf der Zunge zu sagen, dass er dann gefälligst selbst dafür sorgen sollte, doch sie schluckte es hinunter. Egal welche Argumente sie auch brachte, Torik würde nicht mit ihr kommen, und er würde sie auch nicht bei sich bleiben lassen. Was blieb ihr also übrig, als zuzustimmen? »Okay.«
»Okay, was?« Seine Hände spannten sich um ihre Schultern.
Caitlin seufzte tief auf. »Ich verspreche es. Aber pass du auch auf dich auf.«
Ein Lächeln glitt für einen winzigen Moment über seine Züge. »Das werde ich.« Sofort wurde er wieder ernst, seine dunklen Augen glitten über ihr Gesicht. Es schien, als prägte er sich jeden einzelnen Zentimeter ein. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher