Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
werde dich nie vergessen, Caitlin Walker.« Er beugte sich vor und küsste sie sanft. »Ich bin sehr froh, dich kennengelernt zu haben.«
Glaubte er etwa, er machte es ihr damit leichter, ihn zu verlassen? Caitlin bemühte sich, die Tränen hinunterzuschlucken, damit nicht sein letztes Bild von ihr dadurch getrübt würde. Stattdessen presste sie sich dichter an ihn und vertiefte den Kuss. Torik zögerte für eine endlos lange Sekunde, dann stürzte er sich förmlich auf ihren Mund. Sie klammerten sich aneinander, während sie der Leidenschaft freien Lauf ließen. Viel zu früh riss Torik sich los und trat zurück. Schwer atmend starrten sie sich an. Toriks gequälter Gesichtsausdruck schnitt ihr ins Herz, aber bevor sie etwas sagen konnte, hielt er ihr seine Hand hin.
»Lass uns zum Auto gehen, damit du deine Tasche holen kannst.« Seine leise Stimme war rau.
Es dauerte eine Weile, bis sie verstand, dass er sie immer noch gehen lassen wollte. Obwohl er offensichtlich sehr viel für sie empfand. Resigniert legte sie ihre Hand in seine und folgte ihm. Sie sprachen kein Wort, während sie zum Auto gingen und ihre Tasche herausnahmen. Ein Wagen fuhr vor und hielt hinter ihnen an. Erschreckt zuckte Caitlin zusammen. Torik warf nur einen kurzen Blick auf den Fahrer und wandte sich ihr dann wieder zu.
»Wer ist das?« Aber eigentlich kannte sie die Antwort schon.
»Ein Freund, der dich nach Hause bringt. Du kannst ihm vertrauen.«
Caitlin schob ihn mit beiden Händen gegen die Autotür. »Glaubst du wirklich, dass ich mir darüber Sorgen mache?« Sie schüttelte den Kopf und ließ ihn los. »Du hast keine Zeit verloren, oder? Keine Angst, du bist mich gleich los, und ich werde dich nicht mehr belästigen.«
Qual leuchtete aus seinen Augen. »Es ist besser, wenn wir uns schnell verabschieden.«
Stumm sah Caitlin ihn an. »Aber wir hätten vielleicht noch etwas Zeit für uns gehabt.«
»Genau das wollte ich vermeiden.« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Es schmerzt zu sehr, dich zu sehen und nicht haben zu können, Cat.«
Da sie das sehr gut nachvollziehen konnte, drehte Caitlin sich um und öffnete die hintere Wagentür. Ein älterer Mann saß am Steuer und drehte sich zu ihr um. Zu ihrer Erleichterung nickte er nur, ihr fehlte momentan die Kraft, sich mit jemand anders auseinanderzusetzen. Als sie einsteigen wollte, hielt Torik sie auf.
»Es tut mir leid, Caitlin. Ich wünschte, ich wäre ein normaler Mann und könnte bei dir bleiben.« Seine dunklen Augen glänzten feucht.
»Ich auch.« Ihre Kehle zog sich zusammen. »Sollte sich jemals etwas an eurer Situation ändern, weißt du, wo du mich findest.«
Torik neigte den Kopf. »Wenn du irgendwann Hilfe brauchst, kontaktiere meine Mutter, sie weiß, wie sie mich erreichen kann.«
»In Incline, ja? Ich verstehe immer noch nicht, wie sie in einer Stadt wohnen kann. Sie ist doch … « Caitlin brach ab.
»Nicht mehr. Ab einem bestimmten Alter ziehen sich die Berglöwen in uns zurück, und wir leben wie ganz normale Menschen.«
Caitlin starrte ihn mit offenem Mund an. »Dann kannst du doch dann … «
Er ließ sie nicht ausreden. »Nein. Ich will nicht, dass du zwanzig Jahre deines Lebens vergeudest, nur um auf mich zu warten. Denk daran, wie unglücklich meine Mutter war.«
Sie wollte ihn fragen, warum er dachte, dass sie ohne ihn glücklich werden könnte, doch sie hob nur die Schultern. »Ruf einfach an, wenn es so weit ist. Sollte ich bis dahin nicht mehr zur Verfügung stehen, werde ich es dir schon sagen.«
Mit einem tiefen Stöhnen legte er seine Stirn an ihre. »Du machst mich wahnsinnig, Cat.«
Ach, und er sie nicht? Seine Dickköpfigkeit konnte es mit ihrer locker aufnehmen. Es zerriss ihr das Herz, sich von ihm trennen zu müssen, aber sie sollte gehen, bevor sie sich ihm vor die Füße warf und ihn anflehte, bei ihr zu bleiben. Das hätte sie sogar getan, wenn nicht schon von vorneherein klar gewesen wäre, dass es nichts bringen würde. Torik würde bei seiner Meinung bleiben, so gut kannte sie ihn inzwischen.
»Leb wohl, Torik.« Noch ein letztes Mal berührte sie seinen kräftigen Körper, strich mit ihren Lippen über seine, dann riss sie sich los und stieg in den Wagen.
Coyle sah durch den Türspalt und zog sich leise wieder zurück, als er sah, dass Marisa ruhig schlief. Seit sie zu Hause angekommen waren, tat sie das fast nur noch. Ihr Körper schien die Zeit zu brauchen, um sich von dem Unfall zu erholen. Er hatte eine
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