Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Krankenschwester engagiert, die sich tagsüber um sie kümmerte und dafür sorgte, dass es ihr an nichts fehlte. Auch wenn er Marisa sehr gern bei allem half, fehlte ihm das Fachwissen. Ihre Verletzungen waren zu schwer, um sie nur mit ein wenig Salbe und liebevoller Zuwendung zu kurieren, das hatte Marisa eingesehen.
Fluchend lief Coyle die Treppe hinunter, als sein Handy zu klingeln begann. Wo hatte er es hingelegt? In der Küche wurde er schließlich fündig.
»Ja?« Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Spüle. Angus schlüpfte durch den Türspalt und schob seinen massigen Kopf unter Coyles Hand. Abwesend kraulte er Marisas Bloodhound hinter den Ohren.
»Hier ist Torik. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich doch nicht so schnell nach Las Vegas zurückkommen kann wie geplant. Wir wurden von dem Kerl, der hinter Caitlin her war, angegriffen, und mein Vater wurde mit einem Messer verletzt. Er ist inzwischen außer Lebensgefahr, aber ich möchte hier noch nicht weg.« Es war Torik deutlich anzuhören, wie aufgewühlt er war.
Coyle richtete sich abrupt auf, und Angus blickte ihn mit seinen Triefaugen vorwurfsvoll an. »Moment, noch mal ganz von vorne. Aber zuerst einmal: Du musst nicht mehr nach Nevada zurück, Harken hat Marisa sozusagen aus dem Krankenhaus entführt, und sie ist jetzt zu Hause. Ich passe hier auf sie auf, du kannst also so lange bei deinem Vater bleiben, wie du möchtest.«
»Geht es Marisa gut?«
»Ja, sie schläft gerade. Jetzt aber zurück zu dir. Was ist passiert?«
Während Torik ihm berichtete, was vorgefallen war, lief Coyle unruhig in der Küche auf und ab, Angus immer dicht hinter ihm. »Der Angreifer wurde also auch von jemandem geschickt. Ich glaube langsam wirklich, dass hinter allem der gleiche Auftraggeber steckt – hinter dem Entführungsversuch von Caitlin, hinter dem Angriff auf Stammheimers Haus und hinter dem Kerl, der euch überfallen hat. So viele Zufälle gibt es nicht, dass all das nichts miteinander zu tun haben könnte.«
Torik atmete tief durch. »Ja, vermutlich.«
»Ich bin jedenfalls froh, dass dein Vater noch rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen ist. Am besten passt du auf ihn und auch auf Caitlin gut auf, solange wir nicht wissen, was der geheimnisvolle Hintermann als Nächstes plant und wen er noch hinter uns herschickt.« Coyle rieb über sein Gesicht. Wann hatte das jemals ein Ende? Wenn sie wenigstens gewusst hätten, was die Angreifer von ihnen wollten. Jetzt erst bemerkte er die Stille am anderen Ende der Leitung. »Torik? Bist du noch da?«
»Ich werde auf jeden Fall noch ein paar Tage hierbleiben. Meine Mutter ist auch da und sorgt dafür, dass Tenaya keinen Unsinn macht. Wie es aussieht … « Er brach ab und räusperte sich. »Anscheinend denkt meine Mutter daran, ihm zu vergeben.«
Coyle entfuhr ein überraschtes Lachen. »Tatsächlich? Nun ja, mir schien es immer so, als könnte Hazel keinen anderen Mann mehr lieben, also ist es vermutlich ganz gut so.« Er wurde ernst. »Oder bist du dagegen?«
Wieder ein Zögern. »Ich weiß es nicht. Tenaya scheint sie zu lieben, und er hat sich bei ihr entschuldigt. Zwar verstehe ich nicht, wie sie ihm so schnell vergeben konnte, aber es ist ihr Leben, und sie muss wissen, was für sie gut ist.« Im Hintergrund war ein Geräusch zu hören, und Coyle bekam mit, wie jemand etwas zu Torik sagte. »Einen Moment.« Coyle konnte nichts verstehen, als Torik antwortete. »Entschuldige, Coyle, ich muss gleich Schluss machen. Alles Weitere erzähle ich dir dann, wenn ich wieder nach Hause komme.«
»Alles klar. Grüß deine Eltern und Caitlin von mir.«
Eine kleine Pause entstand. »Caitlin ist nicht mehr hier. Ich habe sie nach Montana zurückgeschickt.«
Coyle runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass sie nicht mehr in Gefahr ist? Dieser Kerl schien es ernst zu meinen.«
»Sie wird sich einen Bodyguard nehmen. Es ist ja nicht so, als könnte ich sie immer beschützen, ich muss irgendwann zur Gruppe zurückkehren.« Toriks Stimme klang gereizt.
»Das habe ich ja gar nicht bestritten. Mich wundert nur, dass du sie so einfach hast gehen lassen, das ist alles. Ich hatte den Eindruck, dass ihr euch nähergekommen seid. Aber vielleicht täuscht das auch.« Ein dumpfes Ächzen war zu hören. Coyles Nackenhaare sträubten sich. Angus stieß ein Winseln aus. »Torik, geht es dir gut?«
»Ich kann das nicht, Coyle. Es würde mich zerreißen, wenn ich sie so nah an mich heranlasse und sie dann gehen lassen muss wie
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